Queere IdentitÀten bei der Partnersuche
Diesem Artikel möchten wir ein Zitat von Carolin Emcvampike aus ihrem Buch “Wie wir begehren“ voranstellen. GestoĂen sind wir auf dieses Zitat im Internet durch die Masterarbeit von Daniela Maier stieĂen. Diese hat den instruktiven Titel “Zur Problematik der Monogamie – Eine philosophische Untersuchung des Konzeptes der Monogamie” und lohnt sich ĂŒbrigens, zu lesen.
âSo gleiten wir hinein wie in KleidungsstĂŒcke, ziehen sie uns ĂŒber, weil sie bereitliegen fĂŒr uns, weil sie uns ĂŒbergestĂŒlpt werden, weil sie sich anpassen oder weil wir, unbemerkt, uns anpassen.
Normen als Normen fallen uns nur auf, wenn wir ihnen nicht entsprechen, wenn wir nicht hineinpassen, ob wir es wollen oder nicht.
Wer eine weiĂe Hautfarbe hat, hĂ€lt die Kategorie Hautfdemibarbe fĂŒr irrelevant, weil im Leben eines WeiĂen in der westlichen Welt Hautfarbe irrelevant ist.
Wer heterosexuell ist, hĂ€lt die Kategorie sexuelle Orientierung fĂŒr irrelevant, weil die eigene sexuelle Orientierung im Leben eines Heterosexuellen irrelevant sein kann.
Wer einen Körper besitzt, in dem er oder sie sich wiedererkennt, dem erscheint die Kategorie Geschlecht selbstverstÀndlich, weil dieser Körper niemals in Frage gestellt wird.
Wer den Normen entspricht, kann es sich leisten zu bezweifeln, dass es sie gibtâ
Das Zitat verdeutlicht vieles von dem, was bei denjenigen innerpsychisch ablÀuft, die andere geschlechtliche IdentitÀten leugnen, abwerten, lÀcherlich machen, sie als skurrile Gruppen bezeichnen.
Zu ergĂ€nzen ist, dass geschlechtliche IdentitĂ€ten jenseits von der binĂ€ren Norm nicht immer auf einer Dysphorie mit den eigenen Körpermerkmalen beruhen mĂŒssen:
- Menschen mit anderen IdentitĂ€ten können sich ebenso in ihrem Körper wohlfĂŒhlen. Umgekehrt können Menschen, die sich binĂ€r als Frau oder Mann erleben, sich in ihrem Körper unwohl fĂŒhlen.
In diesem Text geht es um quere IdentitÀten und ihre Einbettung in Prozesse von Dating, Partnersuche, Erotiksuche, Freundschaftssuche und soziale Vernetzung.
Als Dating-Plattform ist dies Thema uns ein Herzensanliegen:
- SchlieĂlich ist es unsere Aufgabe, das Online-Dating aller unserer Mitglieder voran zu bringen. Gleichzeitig geht die Liebe oft Wege, die â den sich freilich auch wandelnden – Mehrheitsnormen nicht entsprechen.
Was ist queer?
Queer, das sind alle, die andersartig, ungewöhnlich, seltsam sind. Es ist ein ursprĂŒnglich negativ verstandener Begriff, der durch die Auswahl als Eigenbezeichnung einen positiven Sinn bekam.
Queer als Community ist ein Zusammenschluss dieser anderen Menschen. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie DiversitÀt als Kernmerkmal ihrer queeren Verbundenheit erleben.
Queer als Selbstbezeichnung entstand als Gegenwehr gegen die dominante HeteronormativitÀt, die behauptet:
- Menschen sind heterosexuelle MĂ€nner und Frauen. Andere existieren nicht, sind zu sanktionieren, oder mindestens zu bedauern.
Als queer verstehen sich diejenigen, die auĂerhalb dieser HeteronormativitĂ€t liegen. Dies schlieĂt Personen ein, die sich nicht oder nicht eindeutig als Mann oder Frau identifizieren. Genderqueer sind dabei alle, die sich jenseits der binĂ€ren Konzepte der Geschlechter von Mann und Frau bewegen. Oder solche, die nicht oder nicht eindeutig heterosexuell sind. Es schlieĂt aber ebenso alle die ein, die sich mit der queeren Community identifizieren.
Es gehören also auch heterosexuelle MĂ€nner und Frauen zur queeren Community, die sich fĂŒr die Emanzipation und Gleichberechtigung aller einsetzen.
Queer bedeutet nÀmlich gleichzeitig ein Bekenntnis zur Gleichheit. Diese entsteht aber nicht aus HeteronormativitÀt, sondern aus DiversitÀt heraus:
- Weil wir als Menschen alle ebenso divers wie gleich sind, sind wir eigentlich alle queer.
Schnelldurchgang durch queere Konzepte anhand bekannter AbkĂŒrzungen
LGB ist die traditionelle AbkĂŒrzung, die queere Menschen fĂŒr sich lange verwandten:
- Lesbisch, Gay (schwul), Bisexuell.
Es wurden aber weitere queere IdentitÀten entdeckt und artikulierten sich.
So wurde bald aus dem LGB ein LGBT+, um transsexuelle oder transidente Menschen (Transgender) ebenso einzuschlieĂen.
Hieraus wiederum wurde ein LGBTQ+, was fĂŒr lesbisch, gay, bisexuell, transgender und queer steht.
Als sich die intergeschlechtlichen oder intersexuellen Personen artikulieren, entstand das LGBTQI. Aus diesem entstand wiederum mit asexueller Emanzipation das LGBTQIA+; also lesbisch, gay, bisexuell, transgender, queer, intersexuell, asexuell.
Das abschlieĂende + oder ein * symbolisiert und anerkennt, dass weitere Gruppen eingeschlossen und willkommen sind.
Deutschsprachig wird auch LGBATIQQP+ verwandt, welches steht fĂŒr lesbisch, schwul (gay), bisexuell, asexuell, trans, inter, queer, questioning und pansexuell, erneut mit einem erweiternden Plus.
Manche finden die sich verlĂ€ngernden AbkĂŒrzungen merkwĂŒrdig. Sie sind aber Ausdruck der psychologischen RealitĂ€t von DiversitĂ€t und eines Willens zur gesellschaftlichen Emanzipation, Befreiung und Anerkennung.
NatĂŒrlich ist das Feld der menschlichen SexualitĂ€t, Liebe und geschlechtlichen IdentitĂ€t aber weitaus vielgestaltiger, als es sich in diesen AbkĂŒrzungen vollstĂ€ndig widerspiegeln kann.
AbkĂŒrzungen können aber aus pragmatischen und gedĂ€chtnispsychologischen GrĂŒnden nicht unendlich lĂ€nger werden:
- Deshalb kann queer als der Oberbegriff fĂŒr das gesamte Spektrum der DiversitĂ€t menschlicher IdentitĂ€ten verstanden werden. Die Symbole + und * machen deutlich, dass auch diejenigen eingeschlossen sind, die sich aktuell womöglich noch nicht als queer verstehen.
DiversitÀt und Inklusion bei Gleichklang
- DiversitÀt und Inklusion sind uns als alternativer Dating-Community wichtig:
- Wir sehen uns als eine queere Dating-Plattform, bei der die Mehrheit der Mitglieder (ca. 80 %) sich vorwiegend als Mann oder Frau und als heterosexuell erleben.
- Jedes fĂŒnfte Mitglieder zeigt demgegenĂŒber queere Merkmale der geschlechtlichen IdentitĂ€t, der sexuelle Orientierung oder der romantischen IdentitĂ€t.
- Wird aber die Akzeptanz und Bejahung gegenĂŒber der queeren Sichtweise als Kriterium herangezogen, dann ist die Mehrheit unserer Mitglieder queer.
Durch queere Optionen der Partnervermittlung und des Online-Dating möchten wir Mitgliedern mit allen queeren sexuellen und geschlechtlichen Orientierungen hohe Chancen fĂŒr eine erfolgreiche Partnersuche ermöglichen. Gleiches gilt fĂŒr andere soziale Vernetzungen, zu denen Freundschaften, Projekte, Gemeinschaften, FreizeitaktivitĂ€ten, berufliche Kooperationen, aber auch Erotik gehören.
Queere Vielfalt
Was aber sind die geschlechtlichen IdentitÀten, sexuellen Orientierungen und romantischen Orientierungen, die sich als queer einordnen lassen?
Im Folgenden wird die queere Vielfalt in Anlehnung an die Darstellungen auf den Webseiten des Gender-Wiki, des LGBTQIA-Wiki und des Queer-Lexikons geschildert.
Diese Webprojekte beinhalten eine umfassende Auflistung queerer Begriffe der sexuellen, geschlechtlichen und romantischen Orientierung, auf die dieser Artikel zurĂŒckgreift.
Wir greifen diese Begriffe unter einer Dating-Perspektive auf und fĂŒhren auch einige neue Begriffe ein:
- Wie werden Partnersuche, Freundschaftssuche, Erotiksuche und soziale Vernetzung in jeder gewĂŒnschten Form fĂŒr diese queere Vielfalt möglich?
Entsprechend werden die Begriffe nicht nur dargestellt, sondern es werden auch die Dating-Implikationen aufgezeigt:
- Wie kann bei der Partnersuche, Erotiksuche oder Freundschaftssuche mit dieser Vielfalt umgegangen werden?
Bei der Vorstellung der queeren Grundkonzepte beginnt der Artikel mit den geschlechtlichen IdentitÀten, um sodann die sexuelle Orientierungen und romantische Orientierungen zu erlÀutern.
Sexuelle Orientierungen lassen sich leichter verstehen, wenn zuvor die geschlechtlichen IdentitĂ€ten oder Gender-IdentitĂ€ten eingefĂŒhrt wurden. Romantische Orientierungen lassen sich wiederum ebenfalls leichter verstehen, wenn zuvor die sexuellen Orientierungen dargestellt wurden.
Zwischen den Abschnitten gibt es jedoch viele Ăberschneidungen. SchlieĂlich sind in der psychologischen Wirklichkeit geschlechtliche IdentitĂ€ten, sexuelle Orientierungen und romantische Orientierungen miteinander in vielfĂ€ltiger und individueller Art und Weise verbunden.
Dies kann bis zu Begrifflichkeiten und Erlebensweisen gehen, wie Girlfag (schwule Frauen) oder Guydyke (lesbische MÀnner) gehen. Diese könen nur als ein Zusammenspiel aus geschlechtlicher IdentitÀt, sowie sexueller und romantischer Orientierung dargestellt und verstanden werden.
Der Fokus der Darstellung und auch unseres Dating-Plattform als Ganzem liegt nicht auf der Frage, wie hoch die jeweiligen Anteile bestimmter Merkmale an der Gesamtbevölkerung sind. Wir wollen nicht vorwiegend eine Mehrheit oder umgekehrt eine Minderheit unterstĂŒtzen. Vielmehr richten wir beim Online-Dating den Fokus auf jede einzelne Person mit ihren individuellen Merkmalen und SuchprĂ€ferenzen.
Aus diesem Grund diskutieren wir hĂ€ufigere Merkmale genauso wie seltenere oder sogar sehr seltene Merkmale und wenden ebenso viele Ressourcen beispielsweise fĂŒr die Partnersuche fĂŒr Guydykes oder die Partnersuche fĂŒr Girlfags auf, wie fĂŒr andere, hĂ€ufigere Gruppen.
Ein Inhaltsverzeichnis erleichtert das Lesen dieses sehr langen Artikels. Bei den einzelnen Abschnitten gibt es jeweils wieder RĂŒcklinks auf das Inhaltsverzeichnis, was das Lesen des Textes weiter erleichtern soll.
Anregungen durch Leser:innen
Als psychologische Dating-Plattform sind wir an den RĂŒckmeldungen unserer Leser:innen interessiert. Dies betrifft gerade auch den Bereich der geschlechtlichen IdentitĂ€ten, sexuellen Orientierungen, romantischen Orientierungen und deren BerĂŒcksichtigung bei der Online-Partnersuche. AusdrĂŒcklich freuen wir uns ĂŒber Ihre RĂŒckmeldung, wofĂŒr Sie auch gerne dies Kontaktformular verwenden können.
Inhaltsverzeichnis mit Sprunglinks
- Queere geschlechtliche IdentitÀten
- BinÀre Identifikationen als Frau oder Mann
- Nicht-binÀre Identifikationen
- Ăberwindung von Gender-Kategorien?
- Queere sexuelle Orientierungen
- Romantische Orientierungen
- Aromantische Orientierung (Spektrum Aromantik)
- Monoromantische Orientierungen
- Biromantische und polyromantische Orientierungen
- GeschlechtsunabhÀngige romantische Orientierungen
- Komplexe PhÀnomene zwischen Gender und Orientierungen
- Bewertungen von IdentitÀten Orientierungen
- Gleichklang Online-Dating
- Passung bei der Partnerwahl von groĂer Bedeutung
- Dating fĂŒr lesbische, schwule und heterosexuelle Personen
- Dating fĂŒr Bisexuelle
- Dating fĂŒr Skoliosexuelle und nicht-binĂ€re Gender
- Dating fĂŒr Asexuelle, Gray-Asexuelle und Demisexuelle
- Freundschaftssuche fĂŒr Aromantiker:innen
- Pansexuelles und omnisexuelles Dating
- Gender-FluiditÀt und Dating
- Partnersuche fĂŒr Girlfags und Guydykes
- Partnersuche fĂŒr monogame, teilmonogame und polyamore Beziehungen
- Dating bei BDSM-Neigung
- Vegansexuelles Dating und Veganromantik
- Sapiosexuelles Dating und Sapioromantik
- Weitere sexuell-romantische Orientierungen
- ResĂŒmee
Queere geschlechtliche IdentitÀten
Innerhalb der Queer-Community hat eine intensive Auseinandersetzung mit geschlechtlichen IdentitÀten stattgefunden:
- Beginnen Menschen ĂŒber ihre geschlechtliche IdentitĂ€t zu reflektieren, können sie dabei manchmal eine gröĂere Vielgestaltigkeit entdecken als diese im klassischen binĂ€ren Modell vorgesehen ist. Entsprechend groĂ ist die Anzahl der Begriffe. Die groĂe Anzahl der Begriffe sollte als WertschĂ€tzung von DiversitĂ€t und IndividualitĂ€t verstanden werden.
- zurĂŒck
BinÀre Identifikation als Frau oder Mann
Die Mehrheit der Menschen definiert sich entsprechend der binĂ€ren Sichtweise als Mann oder Frau. Dies trifft auch fĂŒr die groĂe Mehrheit der Mitglieder von Gleichklang zu:
- Innerhalb der binÀren Spektrums erleben sich allerdings manche Menschen als mehr oder weniger weiblich oder mÀnnlich oder androgyn, indem sie beide Merkmale in sich vereinen.
- Dies wiederum kann auch mit SuchprÀferenzen einhergehen, sodass beispielsweise feminine oder maskuline Frauen oder MÀnner prÀferiert werden.
Lange Zeit gab es in den Verhaltenswissenschaften, wie der Psychologie, recht klare Vorstellungen von mÀnnlichen und weiblichen Merkmalen. So wurden zahlreiche Unterschiede in kognitiven Fertigkeiten berichtet.
Neuere Studien zeigen aber, dass diese Unterschiede, beispielsweise im rĂ€umlichen Denken, sehr heterogen, manchmal testspezifisch sind und zudem ĂŒber die Jahrzehnte abgenommen haben. Aufschlussreich sind auch Untersuchungen zur Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT), die die FĂ€higkeit zum Lernen unter Verwendung digitaler GerĂ€te und Applikationen meint. Hier schneiden MĂ€dchen besser ab als Jungen, allerdings nehmen diese Unterschiede von der Grundschule ĂŒber spĂ€terer Schularten ab und sie sind auch insgesamt klein.
Etwas stĂ€rker und stabiler scheinen die durchschnittlichen Vorteile von Frauen gegenĂŒber MĂ€nnern beim Lesen und Schreiben zu sein. Aber auch beim Lesen erreichen die Unterschiede nur eine gering bis mittelgradige und beim Schreiben eine mittelgradige StĂ€rke. Eine neuerliche meta-analytische Betrachtung in den USA fand ebenfalls eher nur geringe bis maximal moderate Unterschiede zwischen MĂ€dchen und Jungen im Lesen und Schreiben zum Vorteil von MĂ€dchen. Diese nehmen in den ersten Jahren des Schulbesuchs zu und bleiben dann gleich.
Die Psychologin Hyde kam in ihrer Gender Similarity Hypothesis zu dem Ergebnis, dass es je nach Bereich Durchschnittsunterschiede zwischen MĂ€nnern und Frauen gebe. Im Vordergrund stehe aber die Ăhnlichkeit. Geschlechtsunterschiede sollten nicht ĂŒbertrieben werden. MĂ€nner und Frauen seien sich Ă€hnlicher als sie verschieden voneinander seien.
Dieser EinschĂ€tzung hat den Verlauf der letzten 15 Jahren ĂŒberstanden:
- Der Ăberlappungsbereich zwischen MĂ€nnern und Frauen ist in allen Bereichen so groĂ. Die hauptsĂ€chlichen Unterschiede liegen zwischen den einzelnen Personen und nicht zwischen den Geschlechtern.
- Versuche, Unterschiede zwischen MĂ€nnern und Frauen zur Rechtfertigung von zugewiesenen Rollenunterschieden aufzubauschen oder diese gar biologisch zu begrĂŒnden, sind pseudowissenschaftlich. Es bestehen keine oder hochgradig fluide Unterscheidungen, die zudem in den zurĂŒckliegenden Jahrzehnten insgesamt noch fluider geworden sind.
- Der starke Ăberlappungsbereich reduziert die Bedeutsamkeit des Geschlechts als einem binĂ€ren Konstrukt (Frau oder Mann). Dies gilt auch fĂŒr die FĂ€lle, in denen die Betreffenden mit der binĂ€ren Zuweisung einverstanden sind.
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Nicht-binÀre Identifikationen
Neben den binĂ€ren Begriffen Frau und Mann gibt es eine groĂe Vielzahl weiterer Differenzierungen und Varianten der geschlechtlichen IdentitĂ€t:
- Der Begriff nicht-binĂ€r oder non-binĂ€r kann dabei als ein Sammelbegriff fĂŒr alle diejenigen geschlechtlichen IdentitĂ€ten oder Gender gelten, die sich nicht gemÀà der binĂ€ren Zuordnung eindeutig als Mann oder Frau zuordnen lassen.
Im Englischen gibt es das Wort sex, was sich auf anatomische oder auch genetische Merkmale bezieht. AuĂerdem gibt es den Begriff Gender, der sich auf die sozial vermittelten SchlĂŒsse, Interpretationen und Erwartungen bezieht.
Es ist also keineswegs eine neue Idee, zwischen anatomischen Merkmalen oder Genetik und den aus ihnen zu ziehenden oder nicht zu ziehenden SchlĂŒssen zu unterscheiden. Im Deutschen ist dies wegen der Gleichheit des Begriffes Geschlecht womöglich etwas weniger intuitiv, aber natĂŒrlich ebenso möglich und notwendig:
- Dass zwischen anatomischen Merkmalen oder der Genetik sowie dem sozialen Umgang und der eigenen Identifikation ein Unterschied besteht, ist schlichtweg eine psychologische Tatsache. Diejenigen, die dies bestreiten, verstehen die Konzepte nicht oder entscheiden sich aus ideologischen GrĂŒnden, die Wirklichkeit nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen.
Entsprechend verfĂŒgen auch diejenigen, die beispielsweise anatomische oder genetische Merkmale untersuchen (oder deren Korrelate) nicht ĂŒber die Kompetenz, um hiervon auf die innere Identifikation und die Bedeutsamkeit des Gender zu schlieĂen:
- Geburts-Ărzt:innen können das anatomische Geschlecht Neugeborener beurteilen und damit zu einer normativen Zuweisung des Genders beitragen. Als dieses werden Neugeborenen dann zunĂ€chst durch ihre soziale Umwelt behandelt. Welches Gender diese Neugeborenen spĂ€ter haben werden, darĂŒber können weder Geburts-Ărzt:innen noch irgendjemand sonst irgendeine Aussage treffen.
Was ist nicht-binÀr?
Das non-binÀre Spektrum umfasst Bereiche des weder Frau noch Mann, nicht ganz Frau und nicht ganz Mann, Frau und Mann, sowie des nicht immer Mann, nicht immer Frau:
- Das nicht-binĂ€re Spektrum geht damit auch in das binĂ€re Spektrum um, was es ebenfalls mehr oder weniger âmaskulineâ oder âfeminineâ Frauen gibt.
- Anders als diese MaskulinitĂ€ts-FeminitĂ€ts-Variation innerhalb des binĂ€ren Spektrums, treten im nicht-binĂ€ren Spektrum aber zusĂ€tzlich auch Formen auf, die sich komplett den Begriffen âmaskulinâ und âfemininâ entziehen.
- Im nicht-binĂ€ren Spektrum spielt zudem die FluiditĂ€t der geschlechtlichen Identifikation eine besonders starke Rolle. Personen identifizieren sich zu unterschiedlichen Zeiten unterschiedlich stark mit unterschiedlichen Gender-Konzepten. Dies gilt auch fĂŒr das binĂ€re Spektrum, wird hier aber oft weniger beachtet.
- zurĂŒck
Uneindeutigkeit von Mann und Frau
Durch die Unterscheidung zwischen sex und gender wird die Bezeichnung âMannâ und âFrauâ im jedenfalls im Hinblick auf die individuelle Lebensgeschichte uneindeutig:
- Die Bezeichnung als Mann und Frau enthĂ€lt keine Informationen darĂŒber, ob eine Ăbereinstimmung der eigenen Identifikation mit dem aufgrund anatomischer Merkmale bei der Geburt zugewiesenem Geschlecht vorliegt oder nicht.
- Wer aufgrund der Anatomie bei der Geburt dem mÀnnlichen oder weiblichen Geschlecht zugewiesen wurde und sich mit diesem identifiziert, ist jedoch genau so ein Mann oder eine Frau, wie ein Trans-Mann ein Mann oder eine Trans-Frau eine Frau ist.
Manche entfalten gegen diese Sachlage einen regelrechten Proteststurm. Diese Proteste verstehen nicht, dass das, was an sozialer Zuweisung aus anatomischen Merkmalen (oder auch der Genetik) folgt, etwas anderes ist als das, was die anatomischen Merkmale oder die Genetik in sich sind:
- Gender ist sozial geprĂ€gt. Dies ist keine Fiktion, sondern eine Tatsache. Das zeigt bereits ein Blick in die Gesetze, nach denen nĂ€mlich bereits heute beispielsweise in Deutschland eine Transgender-Frau nach Ănderung ihres Geschlechtsstandes eine Frau ist. Sie ist genau so gesetzlich eine Frau, wie eine Frau, die bereits ab der Geburt aufgrund ihrer Anatomie als Frau bezeichnet wurde. Weil Gender sozial definiert wird, steht dies in keinem Widerspruch zu Anatomie oder Biologie.
- Die Sachlage, dass sich die Gesetze, wer als Mann oder Frau zu bezeichnen ist, weltweit unterscheiden, zeigt ebenfalls die soziale Vermittlung des Genders. WÀre es anders, könnte es diese Unterschiede gar nicht geben.
Die Begriffe Mann und Frau sind – jedenfalls im Hinblick auf die individuelle Entwicklung der einzelnen Personen – nicht mehr eindeutig. Deshalb wird im queeren Diskurses die Vorsilbe Cis vorgeschlagen. Hiermit können MĂ€nner oder Frauen bezeichnet werden, die aufgrund ihrer Anatomie seit der Geburt als Frau oder Mann betrachtet wurden und sich hiermit weiterhin identifizieren.
Es gibt einige, insbesondere konservative und religiös fundamentalistische Kreise, die mit aufgeregter Empörung auf diese Vorsilbe reagieren. Die Empörung ist freilich unbegrĂŒndet:
- Die Vorsilbe Cis gibt MÀnnern und Frauen, die ab der Geburt aufgrund ihrer Anatomie als MÀnner oder Frauen bezeichnet wurden und sich damit auch identifizieren, die Möglichkeit, dies zum Ausdruck zu bringen. Dies können sie tun, wenn sie es möchten.
- Anders als eine Cis-Frau oder ein Cis-Mann ist ein Trans-Mann oder eine Trans-Frau ein Mann oder eine Frau, der oder die bei der Geburt aufgrund der anatomischen Merkmale einem anderem Geschlecht zugewiesen wurde als dem, mit dem er oder sie sich (jetzt) identifiziert. Ein Trans-Mann wurde also bei der Geburt als Frau bezeichnet, identifiziert sich aber als Mann. Eine Trans-Frau wurde bei der Geburt als Mann bezeichnet wurde, identifiziert sich aber als Frau.
- Mit der Vorsilbe Trans haben nun eine Trans-Frau oder ein Trans-Mann die Möglichkeit, dies zum Ausdruck zu bringen, wenn sie dies möchten.
- Wenn sie dies nicht zum Ausdruck bringen möchten, können Cis Frauen, Trans-Frauen, Cis-MÀnner und Cis-Frauen sich selbstverstÀndlich auch weiterhin nur als Frauen oder MÀnner bezeichnen.
Um es weiter zu komplizieren, gibt es Menschen mit TransidentitÀt, die sich binÀr als Mann oder Frau identifizieren, wÀhrend andere Transgender-Personen sich als nicht-binÀr mÀnnlich oder nicht-binÀr weiblich erleben:
- Die Bezeichnung als Mann oder Frau betont die Bedeutung der psychischen Identifikation mit dem mĂ€nnlichen oder weiblichen Geschlecht. Die Zuweisung per Geburt aufgrund der Anatomie wurde oft als âwie im falschen Körperâ erlebt und die Betreffenden erleben sich eindeutig als das oppositionelle Geschlecht, mit dem sie sich identifizieren.
- Die Bezeichnung als nicht-binÀr oder non-binÀr legt den Fokus auf den verbleibenden Unterschied, dass bei der Geburt (oder vorher) eine Zuweisung als Mann oder Frau erfolgte, die der aktuellen Identifikation nicht entspricht. Es ist also ein Unterschied in der biografischen Entwicklung, der sich in der aktuellen Selbstbezeichnung widerspiegelt. Es kann aber auch ein zusÀtzlicher Unterschied im Erleben sein.
Die entsprechende Zuordnung bleibt aus queerer Sichtweise den einzelnen Personen ĂŒberlassen. Bei Gleichklang ĂŒberlassen wir es daher den einzelnen Transgender-Personen selbst, ob sie sich fĂŒr ihre Partnersuche als Mann, Frau oder nicht-binĂ€r bezeichnen, wobei sie letzteres wiederum durch Angabe von mĂ€nnlich oder weiblich spezifizieren können.
Varianten der Nicht-BinÀritÀt
IntersexualitÀt als meistens nicht-binÀr
Intergeschlechtliche Personen weisen bei der Geburt Geschlechtsmerkmale auf, aufgrund derer sie sich bei der Gender-Zuweisung nicht eindeutig als mÀnnlich oder weiblich identifizieren lassen. Wichtig ist hier, dass sich IntersexualitÀt durch das Vorhandensein bei Geburt körperlich nicht eindeutig als mÀnnlich und weiblich identifizierbarer geschlechtlicher Merkmale definiert.
Damit unterscheidet sich IntersexualitÀt von AdrongynitÀt oder auch dem Intergender, wo es um das gleichzeitige Vorhandensein psychischer mÀnnlicher und weiblicher Eigenschaften oder das Stehen zwischen den Geschlechtern geht, womit mit psychischer Eigenschaft die Identifikation gemeint ist.
- FrĂŒher fanden bei Intersexuellen nach Geburt routinemĂ€Ăig operative Eingriffe statt, mit deren Hilfe ein binĂ€res Aussehen als Mann oder Frau geschaffen werden sollte. Mittlerweile hat das Bundesverfassungsgericht in Deutschland dieser Praxis einen Riegel vorgeschoben. Nur noch aus gesundheitlichen GrĂŒnden erforderliche Operationen dĂŒrfen durchgefĂŒhrt werden.
Intersexuelle können sich mit einem binĂ€ren Gender als Mann oder Frau identifizieren, woraus die lange Zeit routinemĂ€Ăigen Operationen ausgerichtet waren. Mit der zunehmenden Artikulation und Sichtbarkeit intergeschlechtlicher Menschen, sowie der Beendigung der Fremdbestimmung durch frĂŒhe OPÂŽs weist die Entwicklungsrichtung aber dahin, dass mehr Intersexuelle sich nicht mehr binĂ€r sehen, sondern sich non-binĂ€r identifizieren.
Demifrauen und DemimÀnner
Sich dem nicht-binÀren Spektrum zuordnen tun Personen, die als Demigirl (Demifrau) oder Demiboy (Demimann) bezeichnet werden:
- Es handelt sich hier um Personen, die sich nur teilweise als Frau oder Mann identifizieren und insofern in gewisser Weise zwischen den Geschlechtern stehen, ohne aber zwischen diesen zu schwanken. Im Englischen hat das Wort boy oder girl dabei keinerlei Bezug zum Alter, wÀhrend es im Deutschen missverstanden werden kann als Ausdruck eines jungen Alters. Dies ist jedoch mit den Begriffen nicht intendiert.
- zurĂŒck
Agender-Spektrum
Eine weiteres Spektrum der geschlechtlichen IdentitĂ€ten wird durch Agender, welche geschlechtslos, geschlechtsneutral und Neutrois als weitgehend ĂŒberlappende Bezeichnungen einschlieĂt:
- Es können allerdings subtile Unterschiede innerhalb des Agender-Spektrums dahingehend bestehen, ob das Agender als ein âFehlen eines Geschlechtsâ oder als neutral wahrgenommen wird. Bei einigen, die ihre Agender als ein Fehlens eines Geschlechts wahrnehmen, mag dies sogar als ein Defizit erlebt werden, was fĂŒr Personen, die sich als geschlechtsneutral sehen typischerweise nicht der Fall ist.
- Umgekehrt wird vorgeschlagen, dass Neutrois ihre GeschlechtsneutralitĂ€t auch stĂ€rker nach auĂen zeigen wollen, als dies allgemein im Agender-Bereich typisch wĂ€re. Neutrois erleben demnach das Zeigen von geschlechtlichen Merkmalen als unangenehm und legen Wert darauf, auch neutral wahrgenommen zu werden.
- Auf jeden Fall sind Neutrois aber im Agender-Spektrum eingeordnet. Agender bedeutet entsprechend ĂŒbergreifend, dass die Betreffenden sich mit keinem Geschlecht identifizieren. Sie nehmen sich als Menschen wahr, die fĂŒr ihre Identifikation keiner geschlechtlichen Merkmale benötigen, denen solch eine Identifikation nicht möglich ist oder von denen solch eine Identifikation nicht gewĂŒnscht wird.
FĂŒr diese und folgende IdentitĂ€ten gilt ĂŒbrigens, dass sich nicht alle aus der Eigensicht als non-binĂ€r definieren. Einige sehen sich eher als die Grenzen der Geschlechter auĂer Kraft setzend an. Trotzdem erfolgt ĂŒberwiegend eine Bezeichnung als nicht-binĂ€r im Sinne der Abgrenzung von den binĂ€ren Kategorien.
Da alle Grenzen flieĂend sind, gibt es, gibt es auch im Agender Spektrum wiederum einen Graubereich, der als Libragender bezeichnet wird:
- FĂŒr Libragender Personen spielt das mĂ€nnliche oder weibliche Geschlecht eine weitaus geringere Rolle als es dies fĂŒr die meisten Menschen tut. Die Identifikation als mĂ€nnlich oder weiblich spielt beim Libragender entsprechend auch eine wesentlich geringere Rolle als beispielsweise fĂŒr Demiboys oder Demigirls. Insofern werden Libragender Personen im Bereich Agender gesehen.
- Allerdings fĂŒhlen sich libragender Personen dennoch in geringfĂŒgigem AusmaĂ einem Geschlecht hingezogen. Auf mĂ€nnlich und weiblich bezogen, stehen sie meistens etwas mehr bei dem einen als bei dem anderen Attribut. Libragender Personen stehen also bei hoher NĂ€he zum Agender dennoch zwischen den Geschlechtern. Librafeminine Personen sind etwas nĂ€her bei der weiblichen Seite und libramaskuline Person sind etwas nĂ€her bei der mĂ€nnlichen Seite.
- LibramaskulinitĂ€t Ă€hnelt insofern einem Demimann und LibrafemininitĂ€t einer Demifrau, wobei aber im Unterschied zu Demimann und Demifrau Libragender Personen sich erheblich nĂ€her bei der Agender-Seite fĂŒhlen, also die Identifikation mit mĂ€nnlich oder weiblich bei weitem geringer ist.
Bisher wurde die geschlechtliche Identifikation als etwas eher statisches dargestellt, welches sich auf jeweils ein Konzept der geschlechtlichen IdentitÀt bezieht.
Personen wÀren demnach Cis-MÀnner, Cis-Frauen, Trans-MÀnner, die sich binÀr oder nicht-binÀr einordnen, Trans-Frauen, die sich binÀr oder nicht-binÀr einordnen, Intersexuelle/Intergeschlechtliche, die nicht-binÀr sind, nicht-binÀre Demifrauen (bekannter ist die englische Bezeichnung demigirl), non-binÀre DemimÀnner (bekannter ist die englische Bezeichnung demiboy), typischerweise als nicht-binÀr gesehene Agender, geschlechtsneutrale Personen, Neutrois oder Personen mit Libragender im Sinne von librafemininer oder libramaskuliner Identifikation.
AusschlieĂlich Cis-MĂ€nner, Cis-Frauen und ein Teil der Trans-MĂ€nner und Trans-Frauen wird sich als binĂ€r einordnen, alle anderen sind nicht-binĂ€r, sofern hierzu auch Personen gezĂ€hlt werden, die die Geschlechter als Kategorien umfassen.
In der RealitĂ€t ist das nicht-binĂ€re Spektrum bei BerĂŒcksichtigung der Möglichkeiten zur FluiditĂ€t und zur Identifikation noch komplexer, worauf im Folgenden eingegangen wird.
Polygender IdentitÀten
Ein weiterer Aspekt im queeren Spektrum der GeschlechtsidentitÀt ist, dass auch gleichzeitig oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten verschiedene Identifikationen vorliegen können, wobei solche komplexen Identifikationen als Multigender oder Polygender bezeichnet werden.
Im Bereich der Multigender und Polygender wird unterschieden zwischen Bigender, Trigender und Pangender:
- Eine Bigender-IdentitĂ€t sind beispielsweise die sogenannten Two-Spirits. Es handelt sich um Personen, die sich sowohl als Mann als auch als Frau identifizieren, wobei fĂŒr sie im Unterschied zu androgynen Personen die Möglichkeit eines situationalen und temporĂ€ren Wechsels zwischen den Geschlechtern besteht.
- Der Begriff Two Spirit bezieht sich ursprĂŒnglich auf das dritte Geschlecht bei den nativen Einwohner:innen Amerikas, wobei das Bigender aber von diesem Gebrauch generalisiert worden ist.
So braucht sich Bigender nicht unbedingt auf Mann und Frau zu beziehen, sondern es könnte beispielsweise ebenso gut sein, dass jemand sich als Demifrau und Demimann identifiziert. Beides kann zur gleichen Zeit, aber auch wechselhaft stattfinden.
Eine weitere subtile Möglichkeit ist, dass sich eine Transgender-Person als binĂ€re Transgender-Frau und als nicht-binĂ€re Transgender-Person identifiziert. Solch eine doppelte Identifikation ist durchaus psychologisch schlĂŒssig; einerseits die starke Identifikation als Frau, die gesellschaftlich binĂ€r gesehen wird, andererseits die Identifikation mit einer queeren Abweichung von der binĂ€ren Norm, die ebenfalls die eigene Person kennzeichnet.
Trigender ist eine weitere Form des Polygender, bei der eine Person zur gleichen Zeit oder zu unterschiedlichen Zeitpunkten drei geschlechtliche Identifikationen hat. Es können drei oder zwei Identifikationen zur gleichen Zeit auftreten, ebenso können die Identifikationen situationsbezogen und temporÀr wechseln. Beispiel wÀre eine Person, die sich als Mann und Frau, aber ebenso als genderneutral erlebt.
Die Anzahl der Gender kann weiter zunehmen, sodass von Multigender gesprochen wird. Als Pangender werden wiederum Personen bezeichnet, die sich mit allen möglichen geschlechtlichen Identifikationen identifizieren können, wobei hierfĂŒr auch der Begriff Omnigender verwandt werden kann.
Rae McDaniel weist darauf hin, dass Pangender die Ausdehnung der eigenen Freiheit bedeute, indem alle Gender-Merkmale und damit verbundenen Handlungsoptionen einer einzelnen Person zur VerfĂŒgung stehen.
Die verschiedenen Formen des Polygender haben bereits einen möglichen weiteren Aspekt der GenderidentitÀt zum Vorschein gebracht:
- die VerĂ€nderung der geschlechtlichen Identifikation ĂŒber die Zeit. Diese wird im queeren Sprachgebrauch durch die Begriffe der GenderfluiditĂ€t und des Genderflux bezeichnet.
Gender-FluiditÀt
Unter Gender-FluiditĂ€t wird verstanden, dass es durchaus eine oder mehrere hauptsĂ€chliche oder dominante geschlechtliche Identifizierungen geben kann, sich aber die geschlechtliche IdentitĂ€t trotzdem offen zeigt gegenĂŒber anderen Konzepten, woraus sich temporĂ€r und situational weitere oder andersartige Identifikation ergeben können.
Im Rahmen der GenderfluiditĂ€t können einige âtypischeâ FluiditĂ€tsrichtungen unterschieden werden:
- So werden Personen als Genderfae bezeichnet, die zwar eine geschlechtliche FluiditĂ€t aufweisen, aber sich niemals mit dem mĂ€nnlichen Geschlecht identifizieren. Beispiel fĂŒr Genderfae wĂ€re eine Transgender-Frau, die sich niemals als Mann identifiziert, deren geschlechtliche Identifizierung aber beispielsweise neben der hauptsĂ€chlichen Identifikation als binĂ€rer Frau auch eine Identifikation als nicht-binĂ€re Demifrau beinhalten kann.
- Genderfaun sind umgekehrt Personen, die geschlechtsfluide sind, sich aber dabei niemals mit dem weiblichen Geschlecht identifizieren.
- Genderflor bezieht sich auf Personen, deren GeschlechtsfluiditĂ€t niemals die beiden binĂ€ren Kategorien Frau und Mann einbezieht. Eine nicht-binĂ€re libramaskuline Person, bei der auch eine Offenheit gegenĂŒber kompletter GeschlechterneutralitĂ€t besteht, wĂ€re eine Beispiel fĂŒr Genderflor.
Bei FluiditĂ€t geht es meistens darum, dass zwar eine (wie immer auch charakterisierte) Grundausrichtung vorhanden ist, dass diese aber offen ist. Mit zunehmender FluiditĂ€t kann diese Grundausrichtung letztlich bis zur Unerkennbarkeit zurĂŒcktreten. Alles, was bleibt, kann so die FluiditĂ€t an sich sein.
FluiditÀt ist insofern als ein Spektrum zu verstehen:
- Dies Spektrum schwankt zwischen einem âmaskulinem Mannâ, der aber doch gelegentlich den Demiboy in sich entdeckt – bis hin zu einer hochgradig fluiden Konstellation, die keinen âdefault-Zustandâ der geschlechtlichen Identifikation aufweist.
Genderflux
Eine Form der GenderfluiditÀt ist der Genderflux, der sich dadurch kennzeichnet, dass innerhalb einer geschlechtlichen IdentitÀt eine starke VariabilitÀt der IntensitÀt dieser geschlechtlichen IdentitÀt besteht:
- So mag eine Person sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten als Mann, Demiboy (Demimann) und libramaskulin bis zu Agender erleben. Oder eine Person erlebt sich zu unterschiedlichen Zeiten als Frau, Demigirl (Demifrau) und librafeminin bis hin zu Agender.
- Im Zustand des Agender wĂ€re nahezu nichts mehr (kaum wahrnehmbar) von der mĂ€nnlichen oder weiblichen IdentitĂ€t vorhanden, wĂ€hrend die IntensitĂ€t der mĂ€nnlichen oder weiblichen IdentitĂ€t ĂŒber die Stufen libramaskulin / librafeminin, Demiboy / Demifrau und Mann / Frau zunimmt.
Fluidflux
Eine weitere Form der FluiditÀt ist der Fluidflux, bei dem eine Person zwischen zwei oder mehr Geschlechtern steht und die IntensitÀt der geschlechtlichen Identifikation wiederum schwankt:
- Eine intersexuelle Person oder auch eine Intergender Person kann beispielsweise zwischen Mann und Frau stehen, wobei die IntensitÀt allerdings in dem Sinne schwanken kann, dass sie sich mal mehr mÀnnlich (Mann, Demiboy, libramaskulin) und mal mehr weiblich (Frau, Demigirl, librafeminin) erlebt.
Wird die FluiditĂ€t der geschlechtlichen IdentitĂ€t zu einem wichtigen Merkmal der geschlechtlichen IdentitĂ€t (âich bin genderfluideâ), wird die geschlechtliche FluiditĂ€t selbst zur geschlechtlichen IdentitĂ€t.
Je nach Ausrichtung der FluiditĂ€t lassen sich âTypenâ identifizieren:
- So wird von Agenderflux gesprochen, wenn eine geschlechtliche IdentitÀt zwischen Agender, Libragender und Demigender schwankt.
- Der gleiche Schwankungsbereich kann aber auch beim Libraflux auftreten, wobei der Ausgangspunkt das Libragender ist und dies nunmehr in beide Richtungen hin zu Agender oder Demigender schwanken kann.
- Ein binÀrer Flux liegt wiederum vor, wenn beispielsweise eine Person sich als Frau wahrnimmt, diese Identifikation aber zu Demigirl oder gar librafeminin schwanken kann.
- Ein nicht-binÀrer Flux besteht, wenn eine sich nicht-binÀr identifizierende Person (z.B. Demimann) schwanken kann hin zu einer binÀren Identifikation (Mann) oder einer Agender-Identifikation.
Spezialfall Xenogender
Es handelt sich beim Xenogender um eine umstrittene nicht-binĂ€re Kategorie, die auf Verwunderung oder Ablehnung stoĂen kann. Die Grundidee des Xenogender ist, dass es sich um ein Gender handelt, welches bei völlig andere Kategorien ansetzt als die, die typischerweise fĂŒr eine geschlechtliche Identifizierung angenommen werden:
- So können sich Menschen mit Fabelwesen, Drachen, Vampiren, mit Tieren, Pflanzen, aber mit abstrakten Ideen, Ăberzeugungen oder Lebensstilen identifizieren und diese als ihr Gender erleben.
Dem Xenogender kann ebenfalls das Neurogender zugeordnet werden:
- Menschen mit besonderen, ihr Erleben prÀgenden neurologischen Merkmalen, wie Autist:innen, auch auch ADHSŽler:innen können ihre Besonderheiten ebenfalls als Gender im Sinne einer Identifikation mit ihren neurologischen Merkmalen als Ausdruck eines Gender erleben.
Christine McAuliffe, Reubs J. Walsh und Eilidh Cage (2021) haben Interviews mit Autist:innen gefĂŒhrt und diese qualitativ ausgewertet im Hinblick auf das IdentitĂ€ts-Erleben und die Inklusion in die LGBTQIA+-Community:
- Die Befragten schilderten die Suche und Identifikation mit ihrer eigenen IdentitĂ€t in der LGBTQIA+-Community als lebensbegleitende Thematik. Das zweite groĂe Thema war die Akzeptanz oder mangelnde Akzeptanz in der Community. EinschrĂ€nkungen der Akzeptanz mussten dabei nicht intentional sein, sondern konnten sich einem nicht gegebenen VerstĂ€ndnis der autistischen Merkmale und der Kommunikation der Autist:innen ergeben. Aber die Befragten berichteten auch direkte Ausgrenzung durch Mitglieder der Community, die Autist:innen nicht als Teil der LGBTQIA+-Community akzeptieren wollten.
Es ist durchaus möglich, dass die Definition eines eigenen Neurogenders Autist:innen und Menschen mit anderen neurologischen Bedingungen helfen kann, sowohl eine positive Identifikation mit sich selbst zu erreichen, als auch selbstbewusst innerhalb der LGBTQIA+-Community auftreten zu können.
Ob ein solcher definitorische Ansatz tatsĂ€chlich gewĂ€hlt werden wird, oder ob sich doch eine Trennung zwischen IdentitĂ€t und Gender durchsetzen wird, hĂ€ngt maĂgeblich auch von den Betreffenden selbst ab, oder davon, mit welcher Art von Identifizierung sie die gröĂte Klarheit und Akzeptanz gegenĂŒber sich selbst und der Gemeinschaft erreichen können.
Weitere Beispiele fĂŒr Xenogender sind Gruppierungen, wie Otherkin, Therianthropes oder Vampire. Zum Vampirismus haben Suscitatio Enterprises ein umfassendes Forschungsprojekt vorgelegt.
Baldwin und Ripley (2020) fĂŒhrten 24 Interviews mit Personen durch, die sich als Otherkin (Identifikation mit fiktiven nicht menschlichen Wesen, wie Elfen, Drachen oder Einhörnern), Therianthropes (Identifikation mit existierenden Tieren, wie Wölfen, BĂ€ren oder Katzen) oder Vampire identifizierten. Sie gelangten zu dem Ergebnis, dass es sich um eine narrative IdentitĂ€t handele, die sich aus internalisierten biografischen Erfahrungen und Ereignissen konstruiere und die auch im Austausch ĂŒber das Internet aufrechterhalten und weiterentwickelt werde.
Deutlich wird, dass es sich um Identifizierungen handelt, die im Sinne ihres prĂ€genden sozialen und psychischen Einflusses tatsĂ€chlich eine ParallelitĂ€t zu einer geschlechtlichen IdentitĂ€t aufweisen, wobei es aber ebenso möglich wĂ€re, hierfĂŒr den Begriff der IdentitĂ€t ohne den Begriff des Genders zu verwenden.
Unstrittig ist bezĂŒglich des Xenogenders also, dass entsprechende Identifizierungen vorkommen. Die Frage ist lediglich, ob diese mit dem Begriff des Gender verknĂŒpft werden sollten oder besser als andere queere Identifizierungen abseits des Gender-Begriffs betrachtet werden können.
Sollte sich der Begriff des Xenogenders durchsetzen, könnten auch weitere typischerweise als auĂerhalb des Gender-Begriffs betrachtete IdentitĂ€ten, wie vegan, ökologisch, minimalistisch, als Gender aufgefasst werden.
Bei einem solchem Xenogender als Monogender wĂŒrde entsprechend die Identifikation als vegan, ökologisch oder minimalistisch die Identifikation als Mann, Frau oder anderes Gender komplett ersetzen.
Das Xenogender kann besonders prÀgnant zum Ausdruck kommen, wenn die Betreffenden sich nicht gleichzeitig als Mann, Frau oder anderweitig nicht-binÀr erleben. In diesem Fall prÀgt das Xenogender die IdentitÀt in einem besonders klar erkennbaren Ausmaà in Àhnlicher Form, wie beispielsweise das Mann-Sein oder Frau-Sein einen Cis-Mann oder Transgender-Mann oder eine Cis-Frau oder eine Transgender-Frau prÀgen.
Auch wenn das Xenogender besonders prĂ€gnant erkennbar und verstehbar ist, wenn es alleine auftritt, kann es â wie alle anderen geschlechtlichen IdentitĂ€ten â ebenfalls zusammen mit weiteren IdentitĂ€ten als Bigender, Trigender, Multigender oder Omnigender, sowie als GeschlechtsfluiditĂ€t, Fluidflux oder Genderflux in Erscheinung treten.
Die aktuelle Sachlage ist, dass die ĂŒberwĂ€ltigende Mehrheit der Veganer:innen, Minimalist:innen und AnhĂ€nger:innen eines ökologischen Lebensstils ihre diesbezĂŒgliche IdentitĂ€t nicht als Gender auffasst, weshalb sie sich dennoch zur queeren Community rechnen können. Ebenso gibt es aber einzelne Personen, die ihre vegan, ökologische oder minimalistische Ausrichtung, die auch mit sexuellen und romantischen Orientierungen verknĂŒpft sein kann, als ein Gender erleben.
Wieso soll Xenogender ein Gender sein?
Die Erleben hinter dieser Kategorie ist, dass sich die betreffenden Menschen ebenso stark und generalisiert mit jenseits typischer Geschlechtsmerkmale liegenden Kriterien identifizieren, wie dies z.B. die meisten MÀnner mit ihrem mÀnnlichen Geschlecht oder die meisten Frauen mit ihrem weiblichen Geschlecht tun. Ist das Ausmaà der Identifizierung entsprechend hoch, kann es von daher durchaus Sinn machen, den Begriff Xenogender zu verwenden.
Auch wenn das Xenogender fraglos auf VerblĂŒffung oder sogar Ablehnung stoĂen kann, sollten wir uns hĂŒten vor Abwehrreflexen:
- Was der Begriff eben plastisch deutlich macht, ist das hohe AusmaĂ der möglichen Identifizierung mit auĂerhalb des traditionellen Gender-Begriffs liegenden Merkmalen. Diese Identifikation kann so weitgehend sein, dass jemand sich letztlich im gleichen oder Ă€hnlichen innerpsychischen Sinne als Autist:in oder Veganer:in erlebt, wie andere sich als Cis-Mann, Cis-Frau, Trans oder Intersex erleben.
FĂŒr eine Person, die sich ausschlieĂlich mit dem Xenogender vegan identifiziert ist, ist entsprechend die Bedeutsamkeit ihres Veganismus bei weitem wichtiger als beispielsweise die Sachlage, dass sie bei ihrer Geburt aufgrund ihrer anatomischen Merkmale als Frau oder Mann betrachtet wurde. Sie identifiziert sich mit dieser Zuweisung nicht, sondern mit vegan. Auch im Kontext von SexualitĂ€t und Partnerschaft identifiziert sich die entsprechende Person daher nicht als Frau oder Mann, sondern nach wie vor als vegan (siehe spĂ€tere AusfĂŒhrungen zur VegansexualitĂ€t und zur Veganromantik). Dies gilt vergleichbar fĂŒr andere Xenogender.
Der Begriff Xenogender macht noch einmal in besonders hohem Ausmaà deutlich, dass es keineswegs notwendig ist, sich mit körperlichen oder psychischen Geschlechtermerkmalen (oder Stereotypen) zu identifizieren, sondern dass wir Menschen uns auch gÀnzlich anders identifizieren können, sogar mit fiktiven Wesen.
In diesem Sinne kann Xenogender – gerade, weil der Begriff auf Ablehnung stöĂt – gleichzeitig Anlass zur Reflexion und zur kritischen Auseinandersetzung mit den scheinbar naturnotwendigen geschlechtlichen Identifizierungsmerkmalen geben.
Ăberwindung von Gender-Kategorien?
Die vielfĂ€ltigen Gender-Identifizierungen manchen deutlich, dass eine Einordnung aller Menschen in die binĂ€ren Kategorien von Mann und Frau nur willkĂŒrlich oder gar gewaltsam möglich ist, indem jede in diese Kategorien gezwungen wird, Vielgestaltigkeit ignoriert wird, anderes Erleben lĂ€cherlich gemacht oder anderweitig sanktioniert wird.
Gleichzeitig könnte aber paradoxerweise aus den vielfĂ€ltigen Arten möglicher Gender-Identifikationen und ihrer FluiditĂ€t geschlossen werden, dass der Genader-Begriff womöglich ganz ĂŒberwunden werden kann oder sogar sollte. Konzepte der geschlechtsneutralen Sprache gehen in diese Richtung:
- An die Stelle des Gender-Begriffs könnte in einer Gender ĂŒberwindenden, queer-diversen Sichtweise einfach die Einsicht treten, dass Menschen verschieden sind und sich zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichen Situationen unterschiedlich selbst erleben und verhalten, dass alle diese Unterschiede legitim sind, sofern sie nicht die physische oder seelische Gesundheit anderer und deren Selbstbestimmung untergraben.
- Dadurch könnte die permanente PrĂ€senz von Geschlecht und Gender aufgehoben werden und es mĂŒsste beispielsweise ĂŒber anatomische Geschlechtsmerkmale nur dann gesprochen werden, wenn dies wirklich notwendig ist, z.B. bei einer Ă€rztlichen Untersuchung. Auch in Anreden könnte darauf verzichtet werden, permanent deutlich zu machen, welches Gender eine bestimmte Person hat, zumal dies Gender nicht einmal aufgrund Ă€uĂerer Merkmale erkennbar sein mag, so dass Fehlanreden erfolgen.
Gerade die Analyse der groĂen Vielgestaltigkeit eröffnet so Möglichkeiten zu einer sozialen Welt jenseits der Dominanz von Geschlecht und Gender.
Voraussetzung fĂŒr solch eine Welt ist freilich, dass alle Prozesse von Diskriminierung ĂŒberwunden sind, weil ansonsten ohne den Gender Begriff tatsĂ€chlich bestehende Diskriminierungen (z.B. von Personen, die aktuell als Frauen oder Transgender bezeichnet werden) nicht mehr benennbar und schwerer bekĂ€mpfbar wĂ€ren.
Dies gilt analog zum Wort Rasse. Aus biologischer Sicht gibt es keine Menschenrassen, da die Unterschiede zwischen Menschen mit unterschiedlichen Hauttypen nicht den Kriterien zur Differenzierung von Rassen entsprechen. Dennoch ist es aber wichtig, Rassismus als solchen weiterhin zu benennen, auch wenn es eigentlich keine Rassen gibt:
- Es es unstrittig, dass es anatomische Geschlechtsmerkmale gibt oder dass es X und Y Chromosome gibt. Dass dies aber dazu fĂŒhren muss, dass (mit anatomischen Merkmalen korrelierte) soziale Unterschiede zwischen Gentern gemacht werden und ein enormes kulturelles, religiöses oder politisches Gewicht auf das Gender einer Person gelegt wird, ist keineswegs naturgemĂ€ĂÂŽgegeben, sondern entsteht durch soziale Konvention. Diese soziale Konvention prĂ€gt sich individuell dadurch ein, dass Kinder bereits ab frĂŒhem Alter anders behandelt werden, je nach dem, welchem Gender sie fremdbestimmt zugewiesen wurden.
- Solange aber bestimmte Gender diskriminiert und benachteiligt werden, ist es selbst dann, wenn alle Gender ĂŒberwunden werden sollen, notwendig, ĂŒber Gender zu reden und gegen die Diskriminierung auf der Grundlage des Genders zu kĂ€mpfen. Der Einsatz fĂŒr die Gleichberechtigung aller Gender und der Einsatz fĂŒr die Ăberwindung der Gender stehen insofern nicht im Gegensatz zueinander. Gender werden vielmehr erst ĂŒberwunden werden können, wenn die Gleichberechtigung bereits eingetreten ist.
Einigkeit besteht in der queeren Community, dass die Gleichberechtigung aller Gender angestrebt wird, ob Gender ĂŒberwunden werden sollen oder nicht, hierzu gibt es auch in der queeren Community unterschiedliche Ansichten.
Aktuell versuchen konservative, rechtspopulistische und gemeinsam mit diesen unter Missbrauch des Feminismus kleine Teile des Feminismus, in einer Reihe von gesellschaftlichen Bereichen, wie dem Sport oder auch den öffentlichen Toiletten, Transgender-Personen herauszudrĂ€ngen. Es gehe um den Schutz von Frauen, weshalb Transgender-Frauen bei sportlichen Wettbewerben nicht antreten oder keine Toiletten fĂŒr Frauen benutzen dĂŒrfen sollten.
Eine genauere Betrachtung zeigt bereits die AbsurditÀt der Argumente auf:
- Werden Frauen sich also kĂŒnftig sicherer fĂŒhlen, wenn Trans-MĂ€nner ihre Toiletten verwenden?
- Was tun, wenn sich Trans-Frauen unsicher fĂŒhlen, wenn sie mĂ€nnliche Toiletten verwenden?
Auch fĂŒr den Sport sind die meisten Probleme herbeigeredet oder selbst geschaffen, z.B. weil PubertĂ€ts-Blocker verboten werden sollen. Auch wĂŒrde aus einer Wettbewerbsteilnahme von Transgender-Frauen bei den MĂ€nnern folgen, dass bei den Frauen dann kĂŒnftig Trans-MĂ€nner antreten wĂŒrden.
Womöglich wĂ€re die beste Lösung fĂŒr solche (scheinbaren) Probleme, den Wettbewerbscharakter von Sportveranstaltungen aufzuheben und körperlich-sportliche Bewegung nicht mehr als ein Gegeneinander, sondern als ein echtes Miteinander aufzufassen.
Es ist kein Zufall, dass Transphobie bei rechtsgerichteten Kreisen und auch religiösen Fundamentalist:innen nahezu universal ist â schlieĂlich kommt dem rechtskonservativen Denken und seiner Furcht vor Neuem die Aufrechterhaltung starrer Kategorien und der durch sie ausgehenden Exklusion und Diskriminierung entgegen.
- Gleichklang positioniert sich als Dating-Plattform gegen die Diskriminierung einer jeden geschlechtlichen IdentitĂ€t und fĂŒr die volle Anerkennung aller geschlechtlichen IdentitĂ€ten und sexuellen Orientierungen, solange sich die letzteren auf sexuelle Handlungen zwischen zustimmenden und zustimmungsfĂ€higen Sexualpartner:innen beziehen. Homophobie, Biphobie oder Transphobie haben keinen Platz in unserer Dating-Community.
Queere sexuelle Orientierungen
Einleitende Worte zu sexuellen Orientierungen
Der Begriff der sexuellen Orientierung ist erstaunlicherweise weitaus weniger prÀzise definiert als dies vielfach gedacht wird.
Nur im heteronormativen Modell ist scheinbar alles ganz einfach:
- Es gibt zwei gegensÀtzliche Geschlechter, die miteinander Sex haben.
- Die sexuelle Orientierung ist demnach auf das Geschlecht bezogen und sie wird als heterosexuell bezeichnet, weil sie sich auf das oppositionelle Geschlecht bezieht.
Die Wirklichkeit ist freilich eine andere und so wurden Begriffe, wie homosexuell oder bisexuell eingefĂŒhrt, die ihrerseits weiterhin auf einen klaren Bezug zwischen sexueller Orientierung und Geschlecht pochen:
- Homosexuell orientiert ist, wer sich sexuell durch Personen des gleichen Geschlechts angezogen fĂŒhlt. Bisexuell ist, wer sich durch MĂ€nner und Frauen angezogen fĂŒhlt.
Wegen des engen Bezugs zwischen âGeschlechtâ und âsexueller Orientierungâ in diesem traditionellem Modell konnte die Entdeckung oder Artikulation weiterer geschlechtlicher IdentitĂ€ten auch fĂŒr die sexuellen Orientierungen nicht ohne Folgen bleiben:
- Menschen können sich durch nicht-binĂ€re Personen angezogen fĂŒhlen, was durch den Begriff skoliosexuell bezeichnet wird. Sie können sich aber auch nur durch Teilgruppen des nicht-binĂ€ren Spektrums sexuell angezogen fĂŒhlen, z.B. durch intergeschlechtliche Personen, oder durch jedes andere mögliche Gender, wie Intergender, TransidentitĂ€t, Demiboy oder Demigirl, Libragender, Agender oder Xenogender.
Im Grunde verlieren damit Begriffe, wie HomosexualitÀt, HeterosexualitÀt und BisexualitÀt ihren traditionellen Sinn:
- So wĂ€re eine Intergender Person, die sich sexuell fĂŒr Intergender-Personen interessiert, eigentlich homosexuell, interessiert sie sich fĂŒr Agender wĂ€re sie bereits heterosexuell â jedenfalls dann, wenn die unterschiedlichen Gender-IdentitĂ€ten im Spektrum nicht-binĂ€r separat betrachtet werden.
- Aber selbst wenn alle non-binĂ€ren Gender als ein Gender betrachtet werden wĂŒrden, wĂ€re eine nicht-binĂ€re Person demnach homosexuell, wenn sie sich sexuell nur fĂŒr nicht-binĂ€re Personen interessiert, aber heterosexuell, wenn sie sich fĂŒr binĂ€re Frauen oder MĂ€nner interessiert.
- Aktuell ist der Trend aber, trotz dieser Problematik die Begriffe homosexuell und heterosexuell in ihrem traditionellem Sinn beizubehalten, wÀhrend bisexuell bereits eine deutliche Wandlung erfahren hat und sich im Sinne von bi+ mehr zu pansexuell entwickelt oder aber Unterformen von BisexualitÀt unterschieden werden.
Die Verwendung der Begriffe ist insofern derzeit wenig stringent und teil widersprĂŒchlich.
Bei Zugrundelegung eines Bezuges zwischen sexueller Orientierung und Gender-IdentitĂ€t wĂ€re es eigentlich sinnvoller, nicht das âgleicheâ oder âverschiedeneâ zu betonen, sondern das Gender, auf welches sich die sexuelle Orientierung bezieht, unabhĂ€ngig vom eigenen Gender:
- Es gibt solche AnsĂ€tze, z.B. in Form der Begriffe androsexuell und gynosexuell, die sich auf eine PrĂ€ferenz fĂŒr mĂ€nnliche (androsexuell) und weibliche (gynosexuell) IdentitĂ€ten bei der anderen Person beziehen. In dem Sinne wĂ€re ein traditionell als homosexuell bezeichneter Mann beispielsweise androsexuell, ebenso wie eine traditionell als heterosexuell bezeichnete Frau auch androsexuell wĂ€re.
- Androgynosexuell wĂ€re wiederum eine traditionell als bisexuell bezeichnete Person. Obwohl durchaus prĂ€ziser, haben sich solche AnsĂ€tze bisher nicht allgemein durchgesetzt. Auch sind androsexuell und gynosexuell nicht notwendigerweise auf das binĂ€re Spektrum eingeschrĂ€nkt, könnten also auch andere Formen von Weiblichkeit und MĂ€nnlichkeit mit einbeziehen. Um dies genauer zu prĂ€zisieren, wĂ€ren Bezeichnungen wie binĂ€r androsexuell möglich, woraus dezidiert folgen wĂŒrde, dass ein Interesse fĂŒr MĂ€nner besteht, deren geschlechtliche IdentitĂ€t sich im binĂ€ren Spektrum definiert.
Die Erkenntnis der Möglichkeit zur FluiditÀt der geschlechtlichen IdentitÀt wirkt sich ebenso auf das Feld der sexuellen Orientierungen aus:
- So können sexuelle Orientierungen sich positiv auf geschlechtliche FluiditĂ€t beziehen, diese als anziehend erleben. Sie können aber auch im Gegenteil eine sexuelle Anziehung durch Personen mit geschlechtlicher FluiditĂ€t ausschlieĂen. Ebenso ist es möglich, dass nur bestimmte Formen der Gender-FluiditĂ€t als anziehend erlebt werden, andere jedoch nicht.
- Die Situation wird noch komplexer dadurch, dass mittlerweile belegt ist, dass auch die sexuellen Orientierungen an sich nicht statisch sind, sondern selbst eine FluiditĂ€t aufweisen, sich erweitern oder einschrĂ€nken, zurĂŒcktreten oder in den Vordergrund treten können. Dem wird versucht mit neuen Begriffen, wie heteroflexibel oder homoflexibel, gerecht zu werden, die wiederum traditionelle und queere Betrachtungsweisen miteinander vermischen.
Unklar ist auch, auf was sich genau eine bestimmte sexuelle Orientierung bezieht:
- In der traditionelle Sicht wĂ€ren sicherlich die primĂ€ren Geschlechtsmerkmale zu erwĂ€hnen, also diejenigen Merkmale, wie Penis oder Vagina, die von Geburt an vorhanden sind. Hinzutreten jedoch die sekundĂ€ren Geschlechtsmerkmale, wie bei Cis-MĂ€nnern typischerweise Bartwuchs, Körperbehaarung, tiefe Stimmen oder bei Cis-Frauen BrĂŒste und hohe Stimme. Aber auch die tertiĂ€ren Merkmale, wie Unterschiede in Körperbau und meistens in der KörpergröĂe wĂ€ren zu nennen.
Schon hier gerĂ€t die traditionelle Sichtweise jedoch in Schwierigkeiten, da sich auch Cis-MĂ€nner und Cis-Frauen erheblich individuell untereinander im Hinblick auf die entsprechenden Merkmale unterscheiden. Welche Merkmale oder Konfigurationen lösen aber die Anziehung aus? Ein groĂer Spielraum fĂŒr IndividualitĂ€t wird hier erkennbar.
In Wirklichkeit braucht die sexuelle Orientierung jedoch nicht nur von Körpermerkmalen gesteuert zu werden. Hinzutreten kann alles, was das sozial vermittelte Geschlecht, also das Gender oder die geschlechtliche Identifikation ausmacht, also beispielsweise, wie Menschen sich verhalten, aber auch z.B., wie sie sich kleiden.
Die sexuelle Orientierung kann also in unterschiedlichem Grad durch ein komplexes Zusammenspiel aus primÀren, sekundÀren, tertiÀren oder sozialen Geschlechts- oder Gendermerkmalen geprÀgt werden.
Die sexuelle Orientierung braucht dabei in ihren Auswirkungen weder mit dem anatomischen Geburts-Geschlecht noch der geschlechtlichen Identifikation einer Person kongruent sein:
- Eine heterosexuelle Person kann sich sexuell fĂŒr eine Transgender-Person mit oder ohne âgeschlechtsangleichendeâ MaĂnahmen interessieren. Es können hier andere Merkmale als das anatomische Geburtsgeschlecht wirksam werden.
- Eine lesbische Frau kann sich fĂŒr eine Person interessieren, die sich als Trans-Mann identifiziert, obgleich letztere Person sich eben nicht als Frau erlebt. Die Genderidentifikation des Trans-Mannes spiegelt sich hier also nicht im Erleben der sexuellen Anziehung durch die lesbische Frau wider, die sich in der Regel durch einen Cis-Mann nicht angesprochen fĂŒhlen wĂŒrde.
- Umgekehrt ist es ebenso möglich, dass sich eine sexuelle Orientierung ausschlieĂlich auf das Gender und nicht das anatomische Geburtsgeschlecht oder die aktuelle Anatomie ausrichtet:
- Eine Person kann sich beispielsweise sexuell durch Demifrauen, Intergender oder Agender Personen angesprochen fĂŒhlen, völlig unabhĂ€ngig davon, welches anatomische Geburtsgeschlecht und welche aktuelle Anatomie vorliegt.
Sexuelle Orientierungen können sich demnach also in sehr variabler Art und Weise auf primÀre, sekundÀre und tertiÀre Geschlechtsmerkmale, sowie die geschlechtliche Identifikation beziehen.
Es ist darĂŒber hinausgehend sogar fragwĂŒrdig geworden, ĂŒberhaupt an dem Bezug zwischen sexueller Orientierung, Geschlechtsmerkmalen und geschlechtlicher IdentitĂ€t festzuhalten:
- Auch wenn es eine Sachlage ist, dass bei vielen das sexuelle Interesse auf Geschlechtsmerkmale und/oder die geschlechtlichen IdentitĂ€t ausgerichtet ist, trifft dies fĂŒr andere nicht zu.
Sexuelle Orientierung drĂŒckt letztlich nichts anderes aus als eine besonders starke Form der sexuellen PrĂ€ferenz oder des sexuellen Interesses. PrĂ€ferenzen können sich aber eben auch auf ganz andere Aspekte beziehen als auf Geschlecht oder Gender:
- Bestimmte Sexualpraktiken können beispielsweise als so stark sexuell anziehend erlebt werden, dass sie zu einer eigenen sexuellen Orientierung werden, die jeden Bezug zu Geschlecht und geschlechtlicher IdentitĂ€t der anderen Person verlieren kann. BDSM ist ein Beispiel fĂŒr eine sexuelle Orientierung, die sich auf Praktiken und nicht Geschlechter oder geschlechtliche IdentitĂ€ten bezieht.
- Menschen können zudem Personen als sexuell anziehend erleben aufgrund von Merkmalen, die nichts mehr mit klassischen Geschlechts- oder Genderkonstrukten zu tun haben. Eine solche PrÀferenz kann so stark ausgeprÀgt sein, dass sie den gleichen Einfluss erreicht, wie beispielsweise eine homosexuelle PrÀferenz:
- VegansexualitĂ€t oder SapiosexualitĂ€t sind zwei Beispiele fĂŒr solche erst vor KĂŒrzerem terminologisch eingefĂŒhrten sexuellen Orientierungen, die keinerlei Bezug mehr zu Geschlecht oder Gender-IdentitĂ€t zeigen und insofern traditionell nicht als sexuelle Orientierungen bezeichnet werden wĂŒrden.
- Unter RĂŒckgriff auf das Xenogender gibt es allerdings die Möglichkeit, auch diese Orientierungen nach wie vor als verknĂŒpft mit der geschlechtlichen IdentitĂ€t zu betrachten. Hierzu ist dann aber in der Tat eine enorme Ausweitung des Gender-Begriffs notwendig, der das Gender von Veganer:innen als vegan bezeichnen wĂŒrde.
Aber selbst wenn eine solche maximale Ausdehnung des Gender-Begriffes allgemein akzeptiert werden wĂŒrde (was derzeit unwahrscheinlich erscheint), könnte dennoch nicht immer ein Bezug zwischen sexueller Orientierung, Geschlecht und geschlechtlicher IdentitĂ€t hergestellt werden:
- Das Gender vegan wÀre daran gebunden, dass eine Person sich mit ihrem Vegan-Sein als Gender identifiziert. TÀte sie dies aber nicht, wÀre ihre Gender auch dann nicht vegan, wenn sie vegan lebt.
- Vegansexuelle wĂŒrden sich aber im Regelfall oder mindestens womöglich fĂŒr eine solche vegane Person weiterhin interessieren, egal, ob sie sich als Vegan-Gender identifiziert oder nicht. Da vegan nicht mit spezifischen primĂ€ren, sekundĂ€ren oder tertiĂ€ren Geschlechtsmerkmalen verbunden ist und ein veganes Gender in diesem Fall nicht vorliegt, lĂ€sst sich VegansexualitĂ€t mindestens in Teilaspekten nur noch als eine sexuelle Orientierung abseits von Geschlecht und Gender verstehen. Lesen Sie auch hier unsere Dating-Tipps fĂŒr vegane Singles.
Insofern ist es wohl der am einfachsten nachvollziehbare Weg, wenn eine Entkoppelung von sexueller Orientierung, Geschlecht und geschlechtlicher IdentitĂ€t stattfindet in dem Sinne, dass sich sexuelle Orientierungen auf Geschlechter und geschlechtliche IdentitĂ€ten beziehen können, dies aber nicht mĂŒssen.
Allein die StĂ€rke des sexuellen Interesses bestimmt demnach, ob wir ein sexuelles Interesse als sexuelle Orientierung bezeichnen oder nicht. Bereits die Zuweisung des Begriffes âsexuelle Orientierungâ wird damit ihrerseits fluide, da es keine harten Grenzen gibt (oder diese willkĂŒrlich wĂ€ren), ab wann die StĂ€rke eines sexuellen Interesses als sexuelle Orientierung bezeichnet wird.
Der Begriff der AsexualitĂ€t verweist zudem auf ein weiteres PhĂ€nomen, bei dem es weder um ein Gender noch um ein sexuelles Interesse geht. Dennoch verstehen die Betreffenden ihre AsexualitĂ€t als Ausdruck einer sexuellen Orientierung, die sich fĂŒr sie ebenso prĂ€gend auswirkt, wie beispielsweise die HomosexualitĂ€t, HeterosexualitĂ€t oder SkoliosexualitĂ€t auf eine andere Person.
Dies aufgreifend, ist der Begriff des sexuellen Orientierung noch mehr zu erweitern von einem reinen Fokus âOrientierung des sexuellen Interesses auf â zu einer âOrientierung zur SexualitĂ€tâ.
Meine sexuelle Orientierung in diesem Sinne kann beispielsweise sein, dass fĂŒr mich Sex mit einer weiblichen Person anziehend ist (gynosexuell), sie kann aber ebenso darin bestehen, dass ich gar keine sexuelle Interaktion möchte (asexuell).
Im Folgenden werden einige sexuelle Orientierungen nÀher beleuchtet, ohne dass die Darstellung auch nur den geringsten Anspruch auf VollstÀndigkeit erhebt.
AsexualitÀt und das graue Spektrum
A – als Ausdruck der Abwesenheit einer Orientierung oder eines BedĂŒrfnisses. AsexualitĂ€t: Asexuelle (Ace) möchten keine sexuelle Interaktion.
Im Spektrum AsexualitÀt ist die Gray-AsexualitÀt (grau ist eine Art abgeschwÀchte Form) angesiedelt. Gray-Asexuelle haben ein sehr geringes Interesse an sexueller Interaktion, welches aber dennoch stÀrker ist als bei Asexuellen und zudem Schwankungen aufweisen kann.
Es gibt weitere Merkmalsformen, die oft in das sogenannte graue Spektrum eingeordnet werden:
- DemisexualitĂ€t: Demisexuelle schildern, keinerlei sexuelle Anziehung zu Personen zu erleben, mit denen sie in keiner Liebesbeziehung sind. Entsteht eine Liebesbeziehung, kann aber sexuelle Anziehung auftreten. Der Begriff ist nicht ganz glĂŒcklich, da es ebenfalls ein Demigeschlecht gibt (Demimann, Demifrau), auf den der Begriff demisexuell sich jedoch nicht bezieht.
- Fluide AsexualitĂ€t (Ace-Flux) Ă€uĂert sich in Phasen von asexuellen Erleben, die sich aber mit Phasen sexuellen Erlebens abwechseln. Dabei können verschiedene zeitliche Schwankungsbreite auftreten.
Bei Gleichklang haben wir unsere spezielle UnterstĂŒtzung bei der Partnersuche fĂŒr Asexuelle 2008 eingefĂŒhrt. Wir bieten auch den Selbsttest âBin ich asexuell?â an.
MonosexualitÀt
Vorhandene sexuelle BedĂŒrfnisse werden im queeren Spektrum in monosexuelle, bisexuelle oder polysexuelle Orientierungen unterteilt:
- Monosexuelle Orientierungen stellen allein ein einziges Merkmal als entscheidende sexuelle Orientierung eines Menschen heraus. Bei bisexuellen oder polysexuellen Orientierungen bestehen demgegenĂŒber zwei (bisexuell) oder mehr als zwei (polysexuelle) Orientierungsmerkmale, auf die sich das sexuelle Interesse bezieht.
- Klassische monosexuelle Orientierungen sind HomosexualitÀt (schwul, lesbisch) und HeterosexualitÀt (heterosexuell).
HeterosexualitÀt wird zwar meistens nicht in das queere Spektrum eingeordnet. Heterosexuelle können aber dennoch Teil der queeren Szene sein, wenn sie sich mit dieser identifizieren und sich als der queeren Regenbogen-Community zugehörig erleben.
Neben HeterosexualitÀt und HomosexualitÀt gibt es weitere monosexuelle Orientierungen, wo sich das sexuelle Interesse auf nicht-binÀre und/oder Transgender Personen bezieht. Oft wir hier von SkoliosexualitÀt gesprochen:
- Die skoliosexuelle Orientierung kennzeichnet sich dadurch, dass sich die sexuelle PrÀferenz skoliosexueller Personen auf das nicht-binÀre Geschlecht bezieht. Alternative Begriffe zur SkoliosexualitÀt sind CeterosexualitÀt oder Enbysexuell, wobei skoliosexuell, ceterosexull und enbysexuell letztlich Synonyme darstellen.
- Skoliosexuelle Personen können durch Transgender-Personen sexuell angezogen werden, aber ebenso durch andere geschlechtliche IdentitÀten im nicht-binÀren Spektrum. Sie können durch alle nicht-binÀren IdentitÀten, einen Teil oder nur eine nicht-binÀre IdentitÀt angezogen werden.
- Die skoliosexuelle Orientierung ist insofern eher ein Oberbegriff, der zahlreiche weitere spezifischere mögliche sexuelle Orientierungen einbezieht, die sich u.a. beziehen können auf TransidentitÀt, Intergeschlechtlichkeit (Intersexuelle), Intergender, DemimÀnner, Demifrauen, Agender-Spektrum oder fluide geschlechtliche IdentitÀten.
Auf jede dieser nicht-binĂ€ren geschlechtlichen IdentitĂ€ten kann sich auch eine sexuelle Orientierung beziehen in dem Sinne, dass diese IdentitĂ€ten als sexuell anziehend erlebt werden. Auf eine hohen Abstraktionsebene ist die skoliosexuelle Orientierung also eine monosexuelle Orientierung. Werden aber die verschiedenen nicht-binĂ€ren Gender separat betrachtet und mehrere als anziehend erlebt, geht die SkoliosexualitĂ€t streng genommen in eine MonosexualitĂ€t ĂŒber.
Skoliosexuelle brauchen selbst nicht non-binÀr sein, sondern können jede mögliche geschlechtliche Identifizierung aufweisen.
BisexualitÀt
Im Bereich der bisexuellen Orientierungen wird unterschieden zwischen der klassisch bekannten BisexualitĂ€t, wo ein bisexuelles Interesse an Frauen und MĂ€nnern besteht, sowie der SpektrasexualitĂ€t, wo sich Personen zu einem Spektrum hingezogen fĂŒhlen, was beispielsweise Frauen und nicht-binĂ€re Personen (NomasexualitĂ€t) oder MĂ€nner und nicht-binĂ€re Personen (NovomasexualitĂ€t) einschlieĂen kann:
- Nomasexuelle weisen anders ausgedrĂŒckt zu allen Geschlechtern, auĂer zu MĂ€nnern, eine sexuelle Anziehung auf, wĂ€hrend Novomasexuelle zu allen Geschlechtern, auĂer zu Frauen, eine sexuelle Anziehung erleben. Ganz eindeutig ist diese Definition allerdings trotzdem nicht, da Nicht-BinĂ€ritĂ€t ebenfalls ein Spektrum darstellt, in dem sich unterschiedliche Formen identifizieren lassen. Personen können sich dabei zu einigen, nicht aber zu allen Formen von Nicht-BinĂ€ritĂ€t hingezogen fĂŒhlen. Die Aussage âzu allen Geschlechtern, auĂerâ ist insofern im Einzelfall sicher nicht immer zutreffend.
- Da das Spektrum aus mehreren Varianten besteht, ist die so erweiterte BisexualitÀt zudem in Wirklichkeit bereits ein PolysexualitÀt, wenn sich das sexuelle Interesse nicht auf nur eine einzige Variante bezieht.
Etwas spezifischer definiert sind die Begriffe der GynosexualitÀt oder FemmesexualitÀt bzw. ihr Gegenteil der AndrosexualitÀt:
- Gynosexuelle oder Femmesexuelle erleben eine sexuelle Anziehung zum Spektrum der Weiblichkeit, was Frauen und feminine nicht-binĂ€re Personen einschlieĂen kann. Androsexuelle erleben umgekehrt eine sexuelle Anziehung zum Spektrum der MĂ€nnlichkeit, was MĂ€nner und eher mĂ€nnliche non-binĂ€re Personen einschlieĂen kann.
- In dieser Terminologie sind Bisexuelle androgynosexuell, interessieren sich also sowohl fĂŒr das weibliche als auch fĂŒr das mĂ€nnliche Spektrum. Allerdings ist dies dann bereits ein Bi+, da in den Begriffen androsexuell und gynosexuelle nicht nur die binĂ€ren, sondern auch die nicht-binĂ€ren Gender enthalten sind.
BisexualitÀt kann aber auch weitere Formen annehmen:
- Beispielsweise können sich Menschen fĂŒr Personen im Agender-Spektrum und fĂŒr Demigender-Personen interessieren. In diesem Fall liegt ebenfalls eine bisexuelle Orientierung auf verschiedene geschlechtliche IdentitĂ€ten vor, die allerdings beide im nicht-binĂ€ren Spektrum liegen.
Bezeichnungen fĂŒr alle sich hieraus ergebenen Möglichkeiten liegen noch nicht vor. Wichtiger als solche Bezeichnungen ist aber das grundsĂ€tzliche VerstĂ€ndnis und die Anerkennung dafĂŒr, dass sexuelle Orientierungen sehr individuell und speziell sein und dabei auch im nicht-binĂ€ren Spektrum weiter differenzieren können.
Heute wird BisexualitÀt daher auch oft als bi+ verstanden, womit eine Ausrichtung des sexuellen Interesses nicht mehr auf exakt zwei, sondern auf mindestens zwei geschlechtliche IdentitÀten gemeint ist.
In solch einem ausgeweitetem VerstÀndnis wird BisexualitÀt dann zur PansexualitÀt oder OmnisexualitÀt, die im Folgenden dargestellt werden. Beispielsweise das bisexuelle Netzwerk BiNe vertritt eine solche pansexuelle oder omnisexuelle Definition von BisexualitÀt.
PolysexualitÀt
Bei der multisexuellen Orientierungen lösen mindestens drei geschlechtliche IdentitĂ€ten sexuelle Anziehung aus â wobei wir dabei vorlĂ€ufig von der vereinfachenden Annahme ausgehen, dass sexuelle Orientierung sich notwendigerweise auf eine geschlechtliche IdentitĂ€t beziehen mĂŒsse.
Bezieht sich die sexuelle Orientierung dezidiert auf alle möglichen Formen geschlechtliche IdentitÀt, liegt eine OmnisexualitÀt vor.
OmnisexualitÀt ist der PansexualitÀt Àhnlich:
- Pansexuelle richten ihr Interesse aber anders als Omnisexuelle gar nicht auf geschlechtliche oder Gender-Merkmale aus. Sie orientieren sich an anderen Merkmalen von Menschen und sind in ihrer sexuellen Orientierung sozusagen geschlechtsblind.
- Omnisexuelle werden also spezifisch auch durch Merkmale der geschlechtlichen IdentitÀt sexuell angezogen und erregt. Pansexuelle können von Menschen aller geschlechtlichen IdentitÀten sexuell angezogen und erregt werden, aber nicht wegen ihrer geschlechtlichen IdentitÀt, sondern wegen anderer personaler Merkmale. Im sexuellen Anziehungserleben von Pansexuellen steht also der Mensch an sich im Vordergrund und nicht Geschlecht oder Gender.
FluiditÀt der sexuelle Orientierung
Bisher war die Rede von offenbar weitgehend feststehenden sexuellen Orientierungen, die sich sĂ€mtlich dadurch definieren, dass das sexuelle Interesse sich ĂŒberdauernd auf Geschlechtsmerkmale oder Merkmale der geschlechtlichen IdentitĂ€t bezieht bzw. im Fall von AsexualitĂ€t einfach komplett oder weitgehend fehlt.
Zunehmend wird aber darĂŒber hinaus die Möglichkeit und das PhĂ€nomen des sexuellen FluiditĂ€t in der queeren Community Raum eingerĂ€umt.
GemÀà des heteronormativen Modells sind wir alle MĂ€nner und Frauen, die alle und ĂŒberdauernd heterosexuell sind.
AsexualitÀt, HomosexualitÀt, BisexualitÀt, SkoliosexualitÀt, NomasexualitÀt, NovomasexualitÀt, PansexualitÀt, MultisexualitÀt oder OmnisexualitÀt werden aus der Perspektive der heteronormativen Modells abgelehnt oder höchstens als Abweichung zugelassen.
Das heteronormative Modell unterstellt AllosexualitÀt (vorhandenes sexuelles Interesse versus AsexualitÀt), HeterosexualitÀt und ebenfalls die StabilitÀt der sexuellen Orientierung. Dem jedoch stehen mittlerweile belegte Erfahrungen von sexueller FluiditÀt entgegen:
- Unter bestimmten situationalen oder temporÀren Bedingungen können sich sexuelle Orientierungen verÀndern, weiterentwickeln oder schwanken. Dabei können andere sexuelle Orientierungen hinzutreten oder vorhandene sexuelle Orientierungen zur Seite treten.
- Bisexuelle schildern beispielsweise recht oft, dass die eine Seite ihrer sexuellen Orientierung lÀngere Zeit latent bleiben kann und so nicht zum Ausdruck kommt.
- Bi-neugierig oder Bi-curious beschreibt heterosexuelle, homosexuelle oder skoliosexuelle Personen, die neugierig sind, ihre sexuelle PrÀferenz auf andere Personen als das eigentlich prÀferierte Geschlecht auszudehnen.
- HeteroflexibilitĂ€t und HomoflexibilitĂ€t sind die Begriffe fĂŒr das Erleben sich als heterosexuell oder homosexuell beschreibender Personen, die unter bestimmten UmstĂ€nden – und mehr oder weniger gelegentlich – auch gerne Sex mit anderen anderen Geschlechtern haben oder gerne haben wĂŒrden, ohne sich aber als bisexuell zu definieren. Eine Gelegenheit hierfĂŒr können Dreier- oder Gruppenbegegnungen zusammen mit den eigenen primĂ€ren Partner:innen sein. Auch im Kontext polyamorer Konstellationen können HomoflexibilitĂ€t oder HeteroflexibilitĂ€t zum Ausdruck kommen.
- FluiditĂ€t kann in der Entwicklung als Zwischenphase auftreten, sie kann aber auch spĂ€t nach einer zunĂ€chst bereits festgelegten sexuellen Orientierung auftreten oder sie kann sich schwankend darstellen. Es können ebenfalls ganz bestimmte Situationen sein, die zu einem Experimentieren mit sexueller FluiditĂ€t fĂŒhren können.
Sexuelle FluiditĂ€t scheint bei Frauen und nicht-binĂ€ren Personen öfter aufzutreten als bei MĂ€nnern, was aber auch mit gröĂeren Hemmungen von MĂ€nnern, sich auf neue sexuelle Erlebensweisen einzulassen, zusammenhĂ€ngen kann.
GrundsÀtzlich ist sexuelle FluiditÀt jeder Art möglich, so dass VerÀnderungen sÀmtlicher sexueller Orientierungen im Rahmen fluider Prozesse eintreten können.
Entsprechend können also heterosexuelle, homosexuelle, bisexuelle, nomasexuelle, novomasexuelle, skoliosexuelle und weitere Orientierungsmerkmale situational oder zeitbezogen hinzutreten oder in den Hintergrund treten.
Es können sich im Rahmen von FluiditÀt pansexuelle, multisexuelle oder omnisexuelle Orientierungsmerkmale zeigen, die jedoch typischerweise die sexuelle Orientierung nicht dominieren.
Die heteronormative Sichtweise blendet sexuelle FluiditÀt weitgehend aus, wertet sie ab oder assoziiert sie mit Scham und Schuld. WÀhrend die FluiditÀt der sexuellen Orientierung heteronormativ eine Abweichung ist, ist sie in der queeren Sexualkultur mittlerweile anerkannt und wird positiv bewertet.
Nicht geschlechtsbezogene sexuelle Orientierungen
Das konservative heteronormative Modell definiert sexuelle Orientierungen ausschlieĂlich in AbhĂ€ngigkeit von begehrten geschlechtlichen Merkmalen, wobei es gleichzeitig ausschlieĂlich die heterosexuelle Orientierung als normal und alle anderen als abweichend darstellt.
Hiergegen setzt sich die queere Sichtweise zur Wehr, indem sie an die Stelle des monolithisch-normativen Modells der HeterosexualitÀt die NormalitÀt der DiversitÀt stellt.
Die queere Community erkennt zahlreiche weitere sexuelle Orientierungen und deren potenzielle FluiditĂ€t an, erweitert aber zusĂ€tzlich die zu einseitige Sicht, dass sich sexuelle Orientierung immer auf Geschlecht oder Gender beziehen mĂŒsse.
Vielmehr können sexuelle Orientierungen sich als Ausdruck eines starken und prĂ€genden sexuellen Interesses â auch jenseits des Geschlechts – auf die verschiedensten Subjekte und Handlungsweisen beziehen. Eines dieser Beispiele hat bereits seit Langem in der queeren Community eine hohe Sichtbarkeit und Akzeptanz gefunden; nĂ€mlich die sogenannte BDSM-Szene.
BDSM-Szene
Die BDSM-Szene ist in der queeren Community bereits seit Langem prĂ€sent und akzeptiert. Als der damalige Berliner BĂŒrgermeister Wowereit ein GruĂwort fĂŒr das Folsom-Festival schrieb, löste dies in der heteronormativen Ăffentlichkeit und ihren Medien groĂe Empörung aus â die CDU als traditionelle politische ReprĂ€sentantin heteronormativer Ideologie meinte, sein GruĂwort sei nicht mit der WĂŒrde des Amtes vereinbar.
In der queeren Szene war dieses GruĂwort demgegenĂŒber unumstritten und selbstverstĂ€ndlich:
- Die Bejahung und Integration der BDSM-Szene durch die queere Community wird validiert durch den psychologischen Forschungsstand, der belegt, dass es sich um eine IdentitÀt, Sexual- und Lebenspraxis handelt, die mit keinen PersönlichkeitsauffÀlligkeiten und auch in keiner Weise mit einer Neigung zu Gewalt, Körperverletzung oder gar Sexualdelikten einhergeht.
- Es handelt sich bei BDSM vielmehr um spielerische Formen von Unterwerfung, Dominanz, ritualisierte SchmerzzufĂŒgung und Akzeptanz von Schmerzen, die auf der Basis freiwilliger und wertschĂ€tzender Ăbereinkunft zwischen zustimmenden und zustimmungsfĂ€higen Personen stattfinden.
Dass die queere Community diese Gruppe von Personen insofern seit Langem als festen Teil ihrer Community betrachtet und fĂŒr ihr Recht auf Selbstbestimmung und Emanzipation eintritt, ist folgerichtig.
Gleichzeitig ist BDSM geeignet, um aufzuzeigen, dass die ausschlieĂliche Definition einer sexuellen Orientierung auf der Basis der Vorlieben fĂŒr Merkmale von Geschlecht oder geschlechtlicher IdentitĂ€t zweifelhaft ist:
- So fĂŒhrt Moser aus, dass die starke PrĂ€ferenz fĂŒr BDSM und die mit BDSM assoziierten Rollen und Praktiken in vielen FĂ€llen klassische geschlechtsbezogene sexuelle PrĂ€ferenzen auĂer Kraft setzten. Oft stĂŒnden beim BDSM die Rollen und Praktiken und nicht die Geschlechter der Sexualpartner:innen im Vordergrund. Damit erreiche BDSM den Status einer sexuellen Orientierung, die unabhĂ€ngig von Geschlecht und geschlechtlicher Identifizierung sei.
Den Argumenten Mosers folgend, kann BDSM als eine weitere sexuelle Orientierung innerhalb des queeren Spektrums identifiziert werden.
Polypersonale sexuelle Orientierungen
Bezieht sich die sexuelle Orientierung auf eine Person (mit welchen Merkmalen auch immer), oder ist die sexuelle Orientierung darauf bezogen, dass Sex zusammen mit mehr als einer Person stattfindet?
Ein Interesse an Dreier-Konstellationen oder Erotik in der Gruppe kann bei sehr hoher StÀrke seinerseits zu einer sexuellen Orientierung werden.
FĂŒr manche Menschen können polypersonale sexuelle Kontakte zwar interessant, aber durchaus verzichtbar sein oder nur ein Nebeninteresse darstellen. In diesem Fall sind die entsprechenden Personen vorwiegend monopersonal sexuell orientiert und ihr auch vorhandenes polypersonales sexuelles Interesse erreicht nicht die StĂ€rke einer sexuellen Orientierung.
Andere Personen erleben sich immer ausschlieĂlich zu einer Person zum gleichen Zeitpunkt sexuell hingezogen. Bei diesen Personen liegt insofern eine ausschlieĂliche monopersonale sexuelle Orientierung ohne Interesse an anderen Konstellationen vor.
Umgekehrt gibt es aber auch Personen, fĂŒr die die sexuelle Anziehung gerade aus der Gruppenkonstellation entsteht, wobei sie an einer monopersonalen sexuellen Konstellation weniger oder nicht interessiert sind. Solche Personen weisen eine polypersonale sexuelle Orientierung auf im Sinne einer starken Vorliebe fĂŒr erotische Gruppenkonstellationen.
Monopersonale und polypersonale sexuelle Orientierungen können sich mit allen anderen sexuellen Orientierungen kombinieren. Sie sind insofern als ein weiterer, unabhĂ€ngiger sexueller Orientierungsbereich zu verstehen. Ebenfalls ist es aber möglich, dass die polypersonale sexuelle Orientierung so stark und dominant ist, dass sie andere sexuelle Orientierungen quasi auĂer Kraft setzt oder sogar andere sexuelle Orientierungen nicht bestehen.
Alternative sexuelle Orientierungen
Sexuelle Orientierungen brauchen nicht nur nicht an geschlechtliche Merkmale, sondern auch nicht an sexuelle Praktiken gebunden sein. Vielmehr können sexuelle Orientierungen sich beispielsweise ebenso auf ethische Haltungen und Lebensstile oder auf psychische Merkmale ganz anderer Art beziehen.
Mit der VegansexualitĂ€t und der SapiosexualitĂ€t werden im Folgenden hierfĂŒr zwei Beispiele gegeben.
VegansexualitÀt
Potts und White fĂŒhrten VegansexualitĂ€t als eine ethisch orientierte sexuelle Orientierung ein. Sie konnten in Interviews mit Veganer:innen zeigen, dass einige Veganer:innen eine starke oder sogar exklusive sexuelle und romantische PrĂ€ferenz fĂŒr andere Veganer:innen aufweisen. Dies hĂ€ngt einerseits zusammen mit der Ăbereinstimmung ethischer Ăberzeugungen, die als anziehend erlebt wird, andererseits mit Ekel gegenĂŒber Fleisch und andere Tierprodukte konsumierende Personen, der bei Veganer:innen naturgemÀà wegfĂ€llt.
Es ist möglich, aber noch nicht untersucht, dass eine vegansexuelle Orientierungen so stark sein kann, dass sie andere sexuelle Orientierungen, die an Merkmale von Geschlecht und geschlechtlicher IdentitĂ€t gebunden sind, abschwĂ€chen oder auĂer Kraft setzen kann.
VegansexualitĂ€t ist als eine durch heteronormative Modell nicht erfasste Form der sexuellen Orientierung ebenfalls dem queeren Bereich zuzuordnen, auch wenn sie aktuell in der queeren Community noch wenig bekannt und reprĂ€sentiert ist, sondern meistens nur innerhalb der veganen Gemeinschaft bekannt, ausgedrĂŒckt und umgesetzt wird.
Es ist davon auszugehen, dass es weitere ethisch ausgerichtete sexuellen Orientierungen, insbesondere im ökologisch-nachhaltigen Bereich gibt, die aber bisher noch wenig öffentlich vertreten werden.
SapiosexualitÀt
SapiosexualitĂ€t ist eine sexuelle PrĂ€ferenz fĂŒr Menschen mit hoher Intelligenz. Hohe Intelligenz an sich wird bei der sapiosexuellen Orientierung als sexuell anziehend, erregend und luststeigernd erlebt.
Auch wenn es erst sehr wenige Studien zu dieser ebenfalls alternativen sexuellen Orientierung gibt, weist eine psychometrische Studie Gignac und Kolleg:innen darauf hin, dass es SapiosexualitÀt als sexuelle Orientierung tatsÀchlich gibt und dass sie je nach Stringenz der Definition 1,3 % bis 8 % der erwachsenden Bevölkerung umfasst.
Nach den Befunden von Gignac und Kolleg:innen ist SapiosexualitÀt kein Hype, sondern eine RealitÀt, die das Erleben von Menschen im Rahmen ihrer sexuellen Orientierung widerspiegelt. Auch SapiosexualitÀt ist als queer einzuordnen, da sie von der heteronormativen Sicht einer BeschrÀnkung von sexuellen Orientierungen auf geschlechtliche Merkmale abweicht.
Im Internet finden sich eine Reihe von MeinungsĂ€uĂerungen, gemÀà derer SapiosexualitĂ€t Ausdruck eines elitĂ€ren Bewusstseins, einer Arroganz oder gar einer Diskriminierung von Menschen in AbhĂ€ngigkeit von ihrem Intelligenzniveau sei.
So verstĂ€ndlich solche Ansichten zunĂ€chst scheinen, so sind sie doch falsch, weil sie auf einem falschen Konzept der SapiosexualitĂ€t, sowie auf einem ĂŒbermĂ€Ăig generalisierten VerstĂ€ndnis von Diskriminierung beruhen, welches selbst zur Diskriminierung wird, wenn es selektiv auf SapiosexualitĂ€t, nicht aber auf die anderen Orientierungen bezogen wird:
- Richtig ist, dass eine egalitĂ€re Gesellschaft auch aus queerer Sichtweise wĂŒnschenswert ist, in der niemand diskriminiert wird, sondern alle Menschen ihre BedĂŒrfnisse umsetzen und ihre FĂ€higkeiten einbringen können.
- Aber selbst in einer egalitÀren Gesellschaft werden individuelle PrÀferenzen verbleiben, die auch den Bereich von sexueller Orientierung und Partnerwahl betreffen.
- Jede Form von PrĂ€ferenz, also auch jede sexuelle Orientierung, fĂŒhrt dazu, dass fĂŒr eine Person mit dieser Orientierung einige andere Personen fĂŒr SexualitĂ€t oder partnerschaftliche Beziehungen nicht in frage kommen. In diesem Sinne ist jede sexuelle Orientierung also diskriminierend, wenn wir soweit gehen wollen.
- Nur wenn wir diese Ansicht tatsÀchlich generalisiert vertreten, wÀre auch SapiosexualitÀt berechtigt als Diskriminierung zu bezeichnen. Gestehen wir aber Menschen sexuelle PrÀferenzen und Orientierungen zu, ist keine sexuelle Orientierung Ausdruck von Diskriminierung.
- WĂŒrden wir SapiosexualitĂ€t als Diskriminierung bewerten, wĂ€re also jede sexuelle Orientierung eine Diskriminierung und es wĂ€re nur noch eine (Sexual)Partnerwahl nach Zufall möglich, um dem Vorwurf der Diskriminierung zu entgehen. Dies wĂ€re jedoch eine Dystopie, die fĂŒr viele Menschen zu sexuellem und partnerschaftlichem UnglĂŒck fĂŒhren wĂŒrde.
Romantische Orientierungen
Typischerweise besteht ein Zusammenhang zwischen romantischer Orientierung, Partnerwahl und sexueller Orientierung, der aber nicht absolut ist und im Einzelfall oder fĂŒr bestimmte sexuelle Orientierungen sogar typischerweise durchbrochen werden kann:
Meistens suchen Personen nach romantischen Beziehungen, die ihrer sexuellen Orientierung entsprechen. Schwule MĂ€nner suchen sich also typischerweise MĂ€nner, heterosexuelle MĂ€nner Frauen, lesbische Frauen Frauen und heterosexuelle Frauen MĂ€nner als romantische Partner:innen. Dies resultiert daraus, dass sich sexuelle Orientierungen oft auch in romantischen Orientierungen zeigen, die wiederum einen groĂen Einfluss auf die Partnerwahl ausĂŒben:
Eine heterosexuelle Frau begehrt MĂ€nner erotisch, sie begehrt MĂ€nner aber auch romantisch und daher wird sie sich in der Regel einen Mann und keine Frau als Partner:in suchen.
Der enge Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung und romantischer Beziehung macht auch inhaltlich Sinn:
- Durch die Kongruenz der sexuellen und romantischen Orientierungen können Partnerschaften entstehen, in denen sowohl sexuelle als auch romantische ErfĂŒllung möglich sind.
Die sexuelle Orientierung ĂŒbt damit ĂŒber die SexualitĂ€t hinausgehend vermittelt ĂŒber die romantische Orientierung und Partnerwahl einen groĂen Einfluss auf den Lebensweg aus.
SchlieĂlich gehören partnerschaftliche Beziehungen fĂŒr viele zu den mit am zentralsten Aspekten im Leben ĂŒberhaupt. Eine feste partnerschaftliche Beziehung wird beispielsweise von 93 % der Befragten in den USA als eines ihrer wichtigsten Lebensziele bezeichnet.
Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Partnerschaft und sexueller Orientierung nicht so stark oder gar absolut, wie viele womöglich vermuten:
- Aus gesellschaftlichem Druck heraus haben Menschen mit nicht-heterosexuellen Orientierungen immer wieder in der Geschichte und bis in die Gegenwart heterosexuell geheiratet.
- Aber auch abseits von gesellschaftlichen Druck können Liebesbeziehungen zwischen Menschen mit nicht-kongruenten sexuellen Orientierungen entstehen:
- Menschen aller geschlechtlichen IdentitĂ€ten und sexuellen Orientierungen können sich fĂŒr die Liebe miteinander entscheiden, selbst wenn ihre jeweiligen sexuellen Orientierungen nicht aufeinander bezogen sind.
In solchen romantischen Beziehungen zwischen Menschen nicht-kongruenter sexueller Orientierungen kann SexualitÀt eingeschlossen sein oder nicht.
Erneut können sich Menschen entscheiden, trotz einer inkongruenten sexuellen Orientierung miteinander Sex zu haben oder aber in ihrer Beziehung keinen Sex miteinander zu haben.
Sollten sie sich fĂŒr eine Beziehung ohne direkten Sex miteinander entscheiden, sind wiederum zahlreiche Gestaltungsarten möglich, wie offene Beziehung, Swinger Beziehung oder Polyamorie, die dennoch den Beteiligten ein aktives Sexualleben ermöglichen.
Ebenso können sich die Betreffenden aber – und zwar unabhĂ€ngig davon, ob sie asexuell sind â auch fĂŒr ein Leben ohne sexuelle Interaktionen mit anderen entscheiden und so den platonischen Charakter ihrer Liebe ganz in den Vordergrund ihres Lebens zu stellen.
Zu warnen ist allerdings davor, solche Möglichkeiten menschliche Lebensgestaltung zur Legitimierung von Versuchen homophober und religiös fundamentalistischer Kreise einzusetzen, die gezielt queere Orientierungen und IdentitÀten verÀndern wollen.
Eine â ĂŒbrigens sehr seltene – freiwillige Entscheidung zweier Menschen ohne gesellschaftlichen, religiösen oder internalisierten moralischen Druck, eine andere Konstellation zu leben als die, die ihrer sexuellen Orientierung entspricht, ist nicht vergleichbar damit, wenn Menschen sich gezwungen fĂŒhlen, etwas gegen ihre Orientierung zu unternehmen, weil bei ihnen eine Gewissensnot erzeugt wird.
Solche AnsĂ€tze einer âKonversionstherapieâ fĂŒr queere Menschen aus Gewissensnot heraus sind nicht nur nicht effektiv, sondern sie können zu schweren psychischen SchĂ€den fĂŒhlen.
Das Experimentieren mit FluiditÀt oder alternativen Beziehungsformen benötigt als Grundvoraussetzung die innere Bejahung und Akzeptanz der eigenen Orientierung, wie auch des Experimentierens ohne Gewissensnot.
Nur unter solchen Voraussetzungen â die durch Verfechter:innen der Konversionstherapien (die ĂŒbrigens auch immer nur VerĂ€nderungen in eine Richtung anstreben) tatsĂ€chlich zerstört werden – können Menschen sich aus freien StĂŒcken fĂŒr queere sexuelle und romantische Wege auch abseits der eigenen Orientierung entscheiden, wobei eine solche Entscheidung die Ausnahme und nicht die Regel ist.
Bei bisexuellen, homoflexiblen oder heteroflexiblen Personen, multisexuellen oder omnisexuellen Personen spiegelt die Partnerwahl oftmals ihre sexuelle Orientierung nicht vollstÀndig wider, aber auch bei asexuellen, heterosexuellen, homosexuellen Personen können solche FÀlle eintreten:
- Viele Bisexuelle suchen sich nur eine Person als Partner:in, obwohl diese in der Regel nicht beide IdentitĂ€ten als Mann und Frau verkörpert. Manche entscheiden sich fĂŒr offene Beziehungen oder Swinger Beziehungen, viele aber auch fĂŒr eine monogame Zweierbeziehung.
- Auch bei multisexuellen und omnisexuelle Personen wird der Zusammenhang zwischen sexueller Orientierung und romantischer Orientierung gelockert. Die entsprechenden Personen erleben verschiedene sexuelle IdentitĂ€ten als sexuell anziehend, verzichten aber dann, wenn sie sich fĂŒr eine monogame Zweierbeziehung entscheiden, auf die vollstĂ€ndige Umsetzung ihrer sexuellen Orientierung. Anders ist dies bei PansexualitĂ€t, wo die geschlechtliche IdentitĂ€t von Partner:innen deshalb unwichtig ist, weil die Betreffenden bezĂŒglich ihrer sexuellen Orientierung quasi geschlechtsblind sind.
- Geschlechtsfluide Orientierungen, wie HomoflexibilitĂ€t oder HeteroflexibilitĂ€t, wirken sich ebenfalls oft nicht auf die Partnerwahl aus, wobei sie es allerdings könnten, indem nach Partner:innen gesucht wird, die hierfĂŒr offen sind. Die meisten homoflexiblen Personen werden sich gleichgeschlechtliche Partner:innen suchen, die meisten heteroflexiblen Personen gegengeschlechtliche Partner:innen. Ebenso ist es möglich, dass homoflexible und heteroflexible Personen ihre sexuelle Orientierung in ihren Partnerschaften in Form offener Beziehungen, Swinger Beziehungen oder polyamoren Beziehungen kongruent einbringen.
- FluiditÀt kann auch erst nach der Partnerwahl auftreten oder bewusst werden. Es kann zu Erweiterungen, EinschrÀnkungen oder anderen VerÀnderungen der sexuellen Orientierung kommen, die womöglich mit einer bereits bestehenden Partnerschaft im Widerspruch stehen oder nicht durch sie abgedeckt werden. Dies kann wiederum so akzeptiert und stehengelassen werden, oder Partnerschaft können sich verÀndern in Richtung offener Beziehung, Swinger Beziehung oder Polyamorie. Es kann jedoch auch zur Trennung kommen.
- Manche Menschen mit asexueller Orientierung wĂ€hlen sexuelle Partner:innen. Einige lassen sich aus Druck heraus, oder auch aus dem innerlich erlebten Wunsch heraus, Partner:innen entgegenzukommen, auf SexualitĂ€t ein, obwohl sie asexuell sind, wobei dies fĂŒr Gray-Asexuelle leichter und als positiver erlebt werden kann als fĂŒr stĂ€rker asexuelle Personen oder gar fĂŒr die, die SexualitĂ€t nicht nur nicht wĂŒnschen, sondern dezidiert als negativ erleben. Manchmal ist es auch der sexuelle Teil, der auf SexualitĂ€t verzichtet bzw. sich auf autoerotische SexualitĂ€t beschrĂ€nkt. Es ist aber auch möglich, dass die Partnerschaftsgestaltung sich an die sexuelle Orientierung anpasst und beispielsweise eine offene Beziehung oder eine polyamore Konstellation entsteht, bei der die sexuellen Partner:innen weiterhin ihre sexuellen BedĂŒrfnisse umsetzen können und die asexuellen Partner:innen weiterhin keinen Sex haben.
- Im heterosexuellen oder homosexuellen Bereich kann der Fall eintreten, dass Partnerschaften mit Transgender-Personen eingegangen werden, die sich als nicht-binĂ€r definieren, obwohl bei den entsprechenden Homosexuellen oder heterosexuellen Personen keine skoliosexuelle Orientierung vorhanden ist. Sie definieren das Geschlecht der Partner:innen vor dem binĂ€ren Modell, auch wenn die Partner:innen fĂŒr sich das nicht-binĂ€re Modell angenommen haben.
SchlieĂlich können auch im Bereich der nicht auf Geschlecht und geschlechtliche IdentitĂ€t bezogenen sexuellen Orientierungen, Partnerwahl und sexuelle Orientierung auseinanderlaufen:
- BDSM-Orientierungen werden in Beziehungen oft nicht ausgelebt oder sogar geheimgehalten. Manche suchen sich dann auĂerhalb der Beziehung die Möglichkeit zur Umsetzung ihrer BDSM-Neigung. Dies kann als geheimes Fremdgehen passieren. Es ist aber ebenfalls möglich, dass im Rahmen einer offenen Beziehung eine Integration der sexuelle Orientierung in das Beziehungsmodell erfolgt.
Besondere sexuelle Orientierungen, wie die VegansexualitÀt, werden ebenfalls nicht immer partnerschaftlich umgesetzt:
- Manche lebten bereits in einer Beziehung und wurde erst spÀter vegan.
- Andere waren bereits vegan bei der Partnerwahl, erlebten sich damals aber noch nicht als vegansexuell.
- Wiederum andere haben ihre vegansexuelle Orientierung auf der Basis anderer Merkmale zurĂŒckgestellt oder haben keine veganen Partner:innen gefunden.
Letzteres Problem gilt insbesondere fĂŒr Veganerinnen, da es weitaus mehr weibliche als mĂ€nnliche Veganer:innen gibt. Umfragen, die wir bei Gleichklang und vegan.eu durchfĂŒhrten, zeigten, dass solche Personen dennoch typischerweise eine Sehnsucht nach veganen Partner:innen behalten.
Oft werden romantische Orientierungen mit der Partnerwahl gleichgesetzt. Dies muss aber eben nicht so sein:
- Die romantische Orientierung ist die innere PrÀferenz, die Partnerwahl das tatsÀchliche Verhalten.
Zwar steht die romantische Orientierung als innere PrĂ€ferenz fĂŒr das Eingehen einer Liebesbeziehung in engem Zusammenhang zur Partnerwahl, aber dieser Zusammenhang ist nicht perfekt:
- Es sind Konstellationen und GrĂŒnde denkbar, warum Menschen sich fĂŒr romantische Beziehungen entscheiden, die nicht ihrer romantischen Orientierung entsprechen. So gibt es beispielsweise freundschaftliche oder auch pragmatische Modelle von Partnerschaft in Form von Beziehungen, bei denen die sexuelle Orientierung, die romantische Orientierung oder beide nicht der tatsĂ€chlichen Partnerwahl entsprechen.
Im Regelfall ist es aber so, dass Menschen sich partnerschaftliche Beziehungen suchen, die ihrer partnerschaftlichen Orientierung entsprechen, wobei es ebenso Regelfall wiederum so ist, dass die partnerschaftliche Orientierung mit der sexuellen Orientierung kongruent ist.
Die meisten Menschen erleben es wohl so, dass ihre sexuelle Orientierung ihre romantische Orientierung prÀgt, die dann entscheidend zur Partnerwahl beitrÀgt.
Die sexuelle Orientierung bahnt also die romantische Orientierung, die ihrerseits die Partnerwahl bahnt.
Trotzdem gibt es Ausnahmen:
- Im Einzelfall kann die romantische Orientierung von der sexuelle Orientierung abweichen, was zu besonderen Beziehungskonstellationen fĂŒhren kann, die in AbhĂ€ngigkeit von den Personen in einer Beziehung zu mehr oder weniger oder auch keiner Dissonanz oder Unzufriedenheit fĂŒhren kann.
- Im Einzelfall kann auch die romantische Orientierung inkongruent sein mit der Partnerwahl, was genau so in AbhĂ€ngigkeit von den Personen in einer Beziehung zu mehr oder weniger oder auch keiner Dissonanz oder Unzufriedenheit fĂŒhren kann.
WĂ€hrend hochgradig individuelle Konstellationen möglich sind, werden meistens Beziehungen glĂŒcklicher und stabiler werden, wenn sowohl die sexuelle als auch die romantische Orientierung zwischen den Personen miteinander kongruent sind und insofern harmonisieren. Dies ist in der Regel deshalb auch ein wichtiges Kriterium der Partnerwahl.
Je stĂ€rker die sexuelle und romantische Orientierungen von Personen mit ihrer Partnerwahl inkongruent ist, desto schwerer wird es ihnen fallen, eine erfĂŒllte Beziehung mit hoher Beziehungszufriedenheit aufzubauen und aufrechtzuerhalten.
Dies ist aber eine Aussage, die nur im Durchschnitt und nicht fĂŒr jeden Einzelfall gilt. Möglich ist es ebenfalls, dass durch Inkongruenzen zwischen sexueller Orientierung, romantischer Orientierung und Partnerwahl vorhandene FluiditĂ€tsspielrĂ€ume aktiviert werden und sich so durch die Partnerwahl und das gemeinsame Erleben Entwicklungen in den Bereichen von sexueller Orientierung und romantischer Orientierung ergeben.
Genau betrachtet geht es nicht nur um kongruent versus inkongruent, sondern um eine quantitatives Spektrum mehr oder weniger starker Kongruenzen oder Inkongruenzen, die wiederum aufgrund der Möglichkeit polysexueller und polyromantischer Orientierungen mehr oder weniger nur fĂŒr einige Bereiche, nicht aber fĂŒr andere Bereiche gelten können.
Beim Online-Dating und auch bei Gleichklang liegt das Matching-Interesse auf einer Maximierung der Kongruenz, weil dadurch die Aussichten fĂŒr eine wechselseitig erfĂŒllte Beziehung verbessert werden, ohne die Möglichkeit zu leugnen, dass sich auch aus inkongruenten Konstellationen im Einzelfall erfĂŒllende und stabile Konstellationen ergeben können.
WĂ€hrend solche Konstellationen im Verlauf einer Beziehung durch Beziehungsarbeit und wechselseitige Einstellung und VerĂ€nderung entstehen und geschaffen werden können, dĂŒrfte dennoch im Regelfall der Einstieg in eine Beziehung und deren Vertiefung entscheidend erleichtert werden, wenn bereits vorab eine gute Grundpassung gegeben ist.
Varianten romantischer Orientierungen
Aromantische Orientierung (Spektrum Aromantik
Aromantiker:innen (Aro) erleben keine romantische Anziehung. Viele wĂŒnschen daher auch keine Liebesbeziehung.
Aromantik kann als ein Spektrum verstanden werden, wo es entsprechend auch den grauen Bereich gibt:
Gray-Aromantiker:innen erleben typischerweise keine romantische Anziehung, können aber dennoch eine gewisse, geringgradige Anziehung mehr oder weniger konstant erleben.
Bei Demiromantiker:innen kann es Personen geben, zu denen doch eine romantische Anziehung verspĂŒrt wird. Voraussetzung ist, dass ein enger emotionaler Kontakt besteht.
Aromantik kann auch als fluide Form auftreten, bei der zwar eigentlich eine aromantische Orientierung besteht, deren IntensitÀt aber schwankt bis hin zu klar erlebter romantischer Anziehung. Auch ein Flukturieren zwischen romantischer und aromantischer Orientierung ist möglich.
Quoiromantiker:innen erleben keinen Unterschied zwischen freundschaftlichen und romantischen Beziehungen.
Cupioromantiker:innen erleben zwar keine GefĂŒhle von romantischer Anziehung (z.B. Verliebtsein), möchten aber gerne in einer partnerschaftlichen Beziehung leben. Psychologisch ist dies durchaus plausibel, da es eine Vielzahl an Liebes-Komponenten gibt, von denen eine Reihe keinen Bezug zu leidenschaftlichen GefĂŒhlen oder starker romantischer Anziehung aufweisen:
So unterscheiden Karandashev & Clapp zwischen 33 Dimensionen der Liebe, von denen die zahlreiche fĂŒr Cupioromnatiker:innen durchaus zugĂ€nglich sind, wie z.B. Akzeptanz, Bindung, Bewunderung, Dankbarkeit fĂŒr Beziehung und WertschĂ€tzung, Idealisierung der Person, EinfĂŒhlungsvermögen, Gemeinsame AktivitĂ€ten, Geteiltes Leben, Glaube, Interesse fĂŒr Beziehungspartner, KompatibilitĂ€t, ReziprozitĂ€t, SchĂŒtzen wollen, Sorge fĂŒr das Wohlergehen, Trost und StĂ€rkung, Vergebung, Verlassen können, Verantwortungs-Ăbernahme, Vertrauen, Verstehen, Zuneigung.
Aromantiker:innen können, aber brauchen nicht asexuell zu sein. TatsÀchlich kann bei Aromantiker:innen jede Form von sexueller Orientierung auftreten.
Manche Aromantiker:innen fĂŒhren queerplatonische Beziehungen, die sie zwar nicht als romantische Beziehung sehen, die aber dennoch deutlich ĂŒber das typische gesellschaftliche Freundschaftsmodell hinausgehen.
Ebenso sind queersexuelle Beziehungen möglich, die Freundschaft und SexualitÀt, aber nicht Romantik im eigentlichen Sinne beinhalten.
Jennifer Pollitt, Assistenzprofessorin fĂŒr Gender-, SexualitĂ€ts- und Frauenstudien betont die Zugehörigkeit der aromantischen (und asexuellen) Orientierung zur queeren Community. Die gröĂte Gemeinsamkeit mit anderen queeren Personen seien (ins Deutsche ĂŒbersetzt) âdie mangelnde Sichtbarkeit und der Ausschluss aus Gemeinschaften auf der Grundlage, dass sie seltsam, anders, andersartig sind oder “nicht in diesen Raum gehören”. Jede queere Person hat diese Erfahrung gemacht, und je mehr sich der Gemeinschaft anschlieĂen, desto mehr werden die Neulinge die gleichen Herausforderungen, Diskriminierungen und MissverstĂ€ndnisse erleben wie die, die vorher da waren.”
Bei Gleichklang sehen wir Aromantiker:innen ebenfalls als Teil der queeren Community an, deren soziale Vernetzungs-BedĂŒrfnisse wir als Dating-Plattform unterstĂŒtzen.
An Geschlecht oder Gender gebundene romantische Orientierungen
Monoromantische Orientierungen
Es kann zwischen homoromantischer, heteroromantischer, skolioromantischer (ceteroromantischer, enbyromantischer) Orientierungen unterscheiden werden. Es geht hier also um den Wunsch einer Beziehung mit einer Person des gleichen Geschlechts (Mann oder Frau), des oppositionellen Geschlechts (Mann oder Frau) oder mit einer nicht-binÀren Person.
Angewandt werden können ebenfalls die Begriffe der Gynoromantik oder Femmeromantik bzw. der Androromantik. Hier steht im Vordergrund der Wunsch nach einer Beziehung mit einer Frau oder nicht-binÀren Person mit weiblichen Eigenschaften oder der Wunsch nach einer Beziehung mit einem Mann oder einer nicht-binÀren Person mit mÀnnlichen Eigenschaften.
Innerhalb des nicht-binÀren Spektrums gibt es vielfÀltige Ausgestaltungen:
- An dieser Stelle gehen wir nicht ĂŒber den Oberbegriff (Skolioromantik) hinaus, tatsĂ€chlich kann es aber unterhalb dieses Oberbegriffes eine groĂe Anzahl spezifischer skolioromantischer Orientierungen geben, die sich auf die verschiedenen nicht-binĂ€ren geschlechtlichen IdentitĂ€ten beziehen:
- So kann es Menschen geben, die partnerschaftliche Beziehungen mit Personen anstreben, deren geschlechtliche IdentitÀten Agender, Libragender, Demigender, Transgender, intergeschlechtlich oder auch Xenogender sind. Auch können Personen romantische Beziehungen mit genderfluiden Personen anstreben.
Das Spektrum der romantischen Orientierungen umfasst insofern â ebenso wie das Spektrum der sexuellen Orientierungen – eine enorme Vielfalt, die hier nur angedeutet werden kann. Es stehen auch nicht fĂŒr alle Möglichkeiten feste Termini zur VerfĂŒgung.
Biromantische und polyromantische Orientierungen
Die romantische Orientierung kann sich wie auch die sexuelle Orientierung ebenfalls auf zwei Geschlechter oder Gender beziehen:
- Bei der biromantischen Orientierung besteht der Wunsch nach einer romantischen Beziehung mit einem Mann und/oder einer Frau.
- Es kann ebenso eine simultane gynoromantische oder androromantische Orientierung sein, wo alle Personen fĂŒr eine romantische Beziehung in Frage kommen, die mĂ€nnlich oder weiblich sind, egal, ob sie im binĂ€ren Sinne MĂ€nner oder Frauen oder im nicht-binĂ€ren Sinne mĂ€nnliche oder weibliche Identifikationseigenschaften haben.
- Nomaromantiker:innen fĂŒhlen sich von allen Geschlechtern romantisch angezogen, auĂer von MĂ€nnern. Novomaromantiker:innen fĂŒhlen sich umgekehrt von allen Geschlechtern angezogen, auĂer von Frauen.
- Panromantiker:innen ist die geschlechtliche IdentitÀt möglicher Beziehungspartner:innen egal. Sie sind bei der Wahl romantischer Beziehungspartner:innen also geschlechtsblind.
- Omniromantiker:innen sind ebenfalls an Personen aller geschlechtlichen IdentitĂ€ten fĂŒr eine Beziehung interessiert, wobei ihnen die geschlechtlichen IdentitĂ€tsmerkmale aber nicht egal sind, sondern sie sich fĂŒr sie interessieren.
GeschlechtsunabhÀngige romantische Orientierungen
BDSM
BDSM als sexuelle Orientierung kann sich auch in einer romantischen BDSM-Orientierung widerspiegeln. Entsprechende Personen wollen eine BDSM Liebesbeziehung fĂŒhren, was bis hin zu ritualisierten 24/365 Beziehungen mit vereinbarter Dominanz und Unterwerfung gehen kann. Angestrebt werden dabei Beziehungen auf der Basis von Liebe, WertschĂ€tzung und Respekt.
Veganromantik
Die veganromantische Orientierung zeigt eine starke romantische Anziehungen zu vegan lebenden Personen. Eine Vielzahl weiterer nicht auf Geschlecht oder Gender bezogener romantischer Orientierungen kann unterschieden werden, die sich an Werten und Lebensstilen orientieren, wie ökologisch, minimalistisch, spirituell, meditieren, gesundheitsbewusst. Solche Vorlieben können sogar eine so starke starke AusprĂ€gung erreichen, dass sich Partnersuchende ausschlieĂlich zu veganen, ökologischen, minimalistischen, spirituelle, meditierenden, gesundheitsbewussten etc. Personen hingezogen fĂŒhlen.
Sapioromantik
Ein weiteres Beispiel fĂŒr von Geschlecht und Gender unabhĂ€ngige romantische Orientierungen ist die sapioromantische Orientierung, bei der sich Partnersuchende eine Beziehung mit einer Person mit hohem Intellekt wĂŒnschen.
Meistens treten derartige von Geschlecht und Gender unabhÀngige romantischen Orientierungen in Kombination auf mit auf geschlechtliche Identifikationsmerkmale bezogene romantische Orientierungen.
Bei manchen Personen erreichen aber die veganen, ökologischen, minimalistischen, spirituellen, auf Meditation bezogenen, gesundheitsbewussten oder sapioromantischen Orientierungen eine solche StÀrke oder Dominanz, dass geschlechtsbezogene Merkmale potenzieller Partner:innen keine Rolle mehr spielen oder stark untergeordnet werden. In diesem Fall suchen die Betreffenden pansexuell.
TatsÀchlich können die dargestellten veganen, ökologischen etc. Suchinteressen als romantische Orientierung oder als romantische PrÀferenz verstanden werden:
- Eine romantische PrĂ€ferenz ist eine einfache Vorliebe. Vorlieben mĂŒssen nicht immer erfĂŒllt sein und es kann von ihnen ggf. abgesehen werden, wenn dafĂŒr andere Vorlieben gegeben sind.
Mit wachsender PrĂ€ferenzstĂ€rke erreichen Vorlieben aber den Status einer romantischen Orientierung, die fĂŒr die Partnerwahl in sehr hohem, wenn nicht im dominanten Sinne prĂ€gend ist.
Alternative Einordnung als Xenogender
Es ist unter RĂŒckgriff auf den Begriff des Xenogender ebenfalls möglich, die dargestellten veganen, ökologischen, spirituellen, auf Meditation bezogenen, gesundheitsbewussten und sapioromantischen PrĂ€ferenzen oder Orientierungen doch als Ausdruck einer geschlechtlichen IdentitĂ€t und nicht als geschlechtsunabhĂ€ngige Orientierungen zu verstehen.
FĂŒr das Xenogender gehört es schlieĂlich zur Definition, dass dieses auf völlig andere Konzepte zurĂŒckgreift als sie typischerweise fĂŒr eine geschlechtliche IdentitĂ€t herangezogen werden. Das Xenogender ist jedoch ein kontroverses Konstrukt und mehrheitlich werden die dargestellten romantischen Orientierungen als nicht bezogen auf Geschlecht und Gender angesehen.
Monopersonale romantische Orientierungen
Monopersonale romantische Orientierungen beziehen sich auf den Wunsch nach einer Liebesbeziehung mit einer Person, polypersonale romantische Orientierungen beinhalten den Wunsch nach einer Liebesbeziehung mit mehr als zwei Personen.
Die monogame Zweierbeziehung ist Ausdruck einer monopersonalen romantischen Orientierung, bei der eine in der Regel dauerhafte Liebesbeziehung ausschlieĂlich mit einer Person angestrebt wird. Der hĂ€ufigste Typus geht dabei von einer Einheit von SexualitĂ€t und Liebe aus, sodass sowohl sexuelle Treue als auch romantische Treue angestrebt wird.
Die meisten Partnersuchenden, auch bei Gleichklang, streben eine monogame Zweierbeziehung an. Ebenso gibt es aber Partnersuchende, die nicht nach einer monogamen Zweierbeziehung, sondern nach einer polyamoren Beziehung suchen. Im folgenden werden die entsprechenden möglichen Beziehungskonstellationen dargestellt, die dann, wenn sie den eigenen WĂŒnschen entsprechen, als Umsetzung der entsprechenden Orientierung verstanden werden können.
Monogame romantisch-sexuelle Zweierbeziehung
Die monogame Zweierbeziehung ist der Ausdruck der gesellschaftlich weitgehend normativen monopersonalen sexuellen und romantischen Orientierung, die sowohl Liebe als auch Sex als exklusiv und nicht teilbar ansieht.
Das âIdealmodellâ der einen lebenslangen monogamen Beziehung bis zum Tod hat gesellschaftlich allerdings stark an Anziehungskraft verloren. Typischerweise dominiert gegenwĂ€rtig das Modell der seriellen Monogamie, bei der verschiedene Beziehungen gefĂŒhrt werden, allerdings nicht zur gleichen Zeit, sondern hintereinander nach Trennungen oder Verlust durch Tod.
Monogame Zweierbeziehungen können mit einer hohen Beziehungszufriedenheit einhergehen. Allerdings werden viele monogame Zweierbeziehungen mindestens partiell mit geprĂ€gt durch mehr oder weniger begrĂŒndete Eifersucht.
Sexuelle oder emotionale Untreue treten oft und können mit Konflikten, seelischen Schmerzen und Trennungen einhergehen. In ExtremfÀllen können aus Eifersucht und Untreue Suizide, Fremdtötungs-Delikte oder erweiterte Suizide resultieren.
TatsĂ€chlich geeignet ist das monogame Modell der Zweierbeziehung nur fĂŒr solche Paare, wo beide Personen die Monogamie nicht nur aufgrund von Druck, sondern aus ihrer inneren Einstellung heraus bejahen und zudem auch beide in der Lage sind, die monogame Vereinbarung einzuhalten. In diesem Fall können monogame Beziehungen mit einem hohem BeziehungsglĂŒck verbunden sein.
Andererseits erleben sich viele Menschen in monogamen Beziehungen sexuell und/oder romantisch nicht ausgefĂŒllt, wodurch Unzufriedenheit entstehen und Fremdgehen gefördert werden kann. Das Problem des Fremdgehens ist dabei der Vertrauensbruch, der oft als tiefgreifend erlebt wird und entsprechend zu Verwerfungen fĂŒhren kann.
TatsÀchlich stellen bei genauerer Betrachtungsweise auch monogame Zweierbeziehungen ein Spektrum dar, in dem es mehr oder weniger starke Abweichungen von Prototyp gibt, die sich den nur teilmonogamen oder polyamoren Konstellationen annÀhern können.
So kann es sein, dass eine monogame Konstellation eher implizit unterstellt wird, als dass sie explizit vereinbart wird. Auch können Abweichungen von der Monogamie in unterschiedlichem Ausmaà auftreten, die wiederum in unterschiedlichem Ausmaà explizit oder implizit zur Kenntnis genommen werden oder nicht.
Am besten lÀsst sich diese doch komplexe Lage an einem Beispiel verdeutlichen:
- Beziehungspartner:innen in einer monogamen Beziehung schauen sich Pornographie an oder chatten mit sexuellem oder romantischem Inhalt im Internet. Ist dies bereits Fremdgehen? Explizit zur Kenntnis genommen wird es, wenn die Beziehungspartner:innen dies mitteilen oder dabei direkt oder durch Chatprotokolle beobachtet werden. Implizit mögen Beziehungspartner:innen aber auch ânicht wissen wollenâ, was ihre Partner:innen nachts am Computer tun.
Ein zweites Beispiel fĂŒr die schwierige Grenzziehung:
- Eine Person in einer monogamen Zweierbeziehung stellt sich in der Fantasie intensive sexuelle und romantische Kontakte zu einer anderen Person vor. Die Person nimmt Abstand von einer Umsetzung, z.B. weil sie Konflikte befĂŒrchtet.
Entspricht solch eine Beziehung noch dem Ideal der monogamen Zweierbeziehung? Ab wann wird die Schwelle erreicht, wo solche oder andere Beziehungen nicht mehr als monogam bezeichnet werden?
Im Rahmen des gesellschaftlichen Drucks zur HeteronormativitĂ€t werden solche Differenzierungen oft ausgeblendet, unter einem Mantel des Schweigens verhĂŒllt oder, wenn sie doch offen gelegt werden, als Abweichung moralisch gebrandmarkt oder auch (z.B. in christlich fundamentalistischen Kreisen) als zu therapierende Abweichung nach (angeblicher) Ănderung verziehen.
Nicht zu leugnen ist aber, dass es echte monogame Zweierbeziehungen gibt, die nah am Ideal sind, von beiden als solche gewollt werden und mit einer hohen Beziehungszufriedenheit einhergehen. In diesem Fall wird eine monopersonale sexuelle und monopersonale romantische Orientierung in einer echten monogamen Beziehung umgesetzt.
Teilmonogame Orientierungen
Offene Beziehungen
Es gibt Menschen, deren Ideal einer Liebesbeziehung eine offene Beziehung ist, bei der die Liebe weiterhin exklusiv und ungeteilt bleibt (monogam), in die SexualitÀt aber weitere Personen einbezogen werden können (nicht-monogam). Offene Beziehungen kombinieren also Monogamie in Bezug auf die Liebe mit konsensueller Nicht-Monogamie in Bezug auf die SexualitÀt.
Eine solche romantische Orientierung schrĂ€nkt die Monogamie-Anforderung also auf den romantischen Charakter einer Beziehung ein, wĂ€hrend fĂŒr den sexuellen Teil keine Monogamieanforderung gestellt wird.
Menschen, deren romantisches Ideal die offene Beziehung ist, wĂŒnschen sich eine exklusive Zweierromantik, die die Möglichkeit beinhaltet, auĂerdem sexuelle, aber nicht romantische Kontakte zu dritten Personen zu unterhalten.
Merkmal solcher offenen Beziehungen ist die Transparenz und Ehrlichkeit, mit der die Partner:innen miteinander umgehen. Der sexuelle Kontakt zu Personen auĂerhalb der Beziehung ist daher auch kein Fremdgehen, sondern ein wechselseitig akzeptiertes Verhaltensmuster.
Es kann auch von einem Spektrum offener Beziehungen gesprochen werden:
- Der Prototyp der offenen Beziehung ist, wo beide Partner:innen sexuelle Kontakte zu Dritten haben und damit vollstĂ€ndig transparent umgehen. Sie vertiefen diese sexuellen Kontakte nicht zu romantischen Kontakten und treten auch gegenĂŒber Sexualpartner:innen offen und ehrlich auf. Dieser Prototyp ist die vollstĂ€ndig balancierte und vollstĂ€ndig offene Beziehung.
- Eine Vereinseitigung tritt ein, wenn nur eine Person sexuelle Kontakte zu Dritten unterhĂ€lt, die andere aber nicht. Aus derartigen Beziehungen können Spannungen entstehen, wobei sie aber dennoch solange harmonisch funktionieren können, wo tatsĂ€chlich nur eine Seite sexuelle Kontakten zu anderen wĂŒnscht und dies von den Beziehungspartner:innen nicht nur Ă€uĂerlich, sondern auch innerlich akzeptiert und bejaht wird.
- Eine weitere Vereinseitigung kann bestehen, wenn die Sexualpartner:innen nicht vollstĂ€ndig informiert werden und die sexuellen Kontakte von diesen auch als romantische Kontakte erlebt werden. Hieraus können sich erhebliche Spannungen ergeben, die gegebenenfalls auch auf die romantische Kernbeziehung ĂŒberspringen oder diese je nach Verlauf gar gefĂ€hrden können. Es handelt sich hier um eine in der Gesamtheit nicht balancierte Konstellation, die die Anforderung der Transparenz und Ehrlichkeit nicht gegenĂŒber allen Seiten erfĂŒllt. Dieser Typus entspricht insofern nicht dem Ideal einer offenen Beziehung und ist eher als eine maligne Form der teiloffenen Beziehung zu bewerten.
- Im Spektrum der offenen Beziehungen ist auch eine âDonÂŽt ask, donÂŽt tellâ Regel zu verankern. Transparenz ist insofern gegeben, als dass grundsĂ€tzlich die Möglichkeit zu sexuellen Kontakten zu anderen anerkannt ist. Transparenz ist nicht gegeben bezĂŒglich der Details dieser Sexualkontakte, was sowohl ihr Stattfinden oder Nichtstattfinden, als auch die UmstĂ€nde ihres Stattfindens und die beteiligten Personen betreffen kann. Paare können eine solche Regelung durchaus als brauchbar und angemessen erleben, es kann sich allerdings auch um den Ausdruck unterdrĂŒckter Eifersucht oder Belastung handeln, denen mit solch einer Regelung begegnet werden soll.
Swinger Beziehungen
Bei Swinger Beziehungen wird Romantik wie bei den offenen Beziehungen monogam und SexualitÀt nicht-monogam verstanden. Allerdings findet die SexualitÀt mit Dritten nicht getrennt, sondern nur in Anwesenheit und ggf. mit Beteiligung der Partner:innen statt.
Swinger Beziehungen können VerlustÀngste und Eifersucht mindern und dabei gleichzeitig ein hohes Ausmaà an sexueller Spannung und Befriedigung erreichen.
Offene Swinger Beziehungen
Swinger Beziehungen und offene Beziehungen können sich kombinieren, wenn ein Teil der sexuellen Kontakte zu Dritten mit den Partner:innen zusammen und ein anderer Teil getrennt stattfindet.
Solche Konstellationen können von einigen Personen als besonders sexuell spannend und befriedigend erlebt werden, da die VariabilitÀt der sexuellen Erlebensmöglichkeiten dadurch ansteigt. Wie bei der offenen Beziehung ist es jedoch Voraussetzung, dass eine auch innerliche Akzeptanz besteht, Eifersucht nicht besteht, oder mit ihr gut umgegangen werden kann.
Polyamore Orientierungen und Beziehungen
In polyamoren Beziehungen besteht eine Einheit aus Liebe und SexualitÀt, nur haben die Betreffenden Personen nicht nur eine Person als Partner:in, sondern mindestens zwei Personen. Polyamore Beziehungen sind damit weder sexuell noch romantisch monogam.
Viele polyamore Beziehungen werden in Form von PrimĂ€rpartner:innen und SekundĂ€rpartner:innen gestaltet. Es gibt eine Kernbeziehung und (in der Regel spĂ€ter) kommen eine oder weitere Beziehungen zu anderen Personen hinzu, die aber eine geringere NĂ€he beinhalten als sie in der PrimĂ€rbeziehung besteht. Oft erleben Personen in ihrer PrimĂ€rbeziehung mehr FĂŒrsorge und Innerlichkeit, aber in ihrer SekundĂ€rbeziehung mehr sexuelle Erregung und sexuelle Befriedigung, wobei aber sowohl Sex als auch Romantik sowohl in PrimĂ€r als auch in SekundĂ€rbeziehungen eine Rolle spielen.
Ebenso gibt es polyamore Konstellationen, wo alle Partner:innen PrimÀrpartner:innen sind und ein hohes Ausmaà an NÀhe zu allen Partner:innen erlebt wird.
In manchen polyamoren Beziehungen macht es Sinn, von TertiÀrpartner:innen zu sprechen. Hier ist das Ausmaà an NÀhe und Bindung gering, es könnte auch der Begriff der Freundschaft+ verwandt werden.
Es sind hier nun die verschiedensten Konstellationen denkbar, wo jemand nur PrimÀrpartner:innen, nur SekundÀrpartner:innen, nur TertiÀrpartner:innen hat, oder aber manche Partner:innen als PrimÀrpartner:innen, andere als SekundÀrpartner:innen und wiederum andere als TertiÀrpartner:innen aufzufassen sind.
Diese polyamoren Konstellationen können wiederum balanciert oder einseitig gefĂŒhrt werden:
- Eine balancierte polyamore Konstellation ist, wenn alle beteiligten Partner:innen ihrerseits ebenfalls weitere Partner:innen haben. Eine einseitige Konstellation liegt vor, wenn beispielsweise in einer Kernbeziehung nur eine Person weitere Beziehungen hat, die andere Person aber nicht.
- Polyamoröse Beziehungen sind kein Fremdgehen, da sie â ebenso wie offene Beziehungen – auf Offenheit und Transparenz beruhen. Auch weniger balancierte Beziehungen können fĂŒr alle Beteiligten funktionieren, wenn diese Konstellationen ihren WĂŒnschen entsprechen und nicht durch Druck zustande kommen.
Eine besondere Form der hochgradig balancierten Polyamorie ist die Gruppenbeziehung:
- In dieser polyamoren Konstellation fĂŒhren mehr als zwei Personen wechselseitig miteinander eine Liebesbeziehung.
Funktionen teilmonogamer und nicht-monogamer Beziehungen
Offene Beziehungen, Swinger Beziehungen und polyamore Beziehungen können verschiedenen Formen von sexuellen und romantischen Orientierungen realisieren, wobei sich aus den möglichen Konstellationen eine groĂe Vielfalt von Möglichkeiten ergibt, die nur in drei Beispielen angedeutet werden:
- Eine Gruppenbeziehung mit einem Mann und zwei Frauen ermöglicht Frauen die Umsetzung bisexueller romantischer und sexueller Orientierungen, wÀhrend der Mann eine heterosexuelle Beziehung umsetzen kann.
- Eine polyamore Beziehung mit einer nicht-binÀren Person und einem Mann als PrimÀrpartner: und einem weiteren Mann als SekundÀrpartner des Mannes ermöglicht der nicht-binÀren Person die Umsetzung einer androromantischen und androsexuellen Orientierung, dem mit ihr verbundenen Mann die Umsetzung einer novomasexuellen und novomaromantischen Orientierung, sowie dem SekundÀrpartner die Umsetzung einer homosexuellen und homoromantischen Orientierung.
Polyamore Konstellationen sind damit besonders gut geeignet, um zusÀtzlich zur polyamoren Orientierung diverse weitere sowohl sexuelle oder romantische Orientierungen umsetzen zu können.
Offene und Swinger-Beziehungen sind zum einen selbst â wie auch die Monogamie oder Polyamorie – eine romantische Orientierung, nĂ€mlich der Wunsch nach einer Liebesbeziehung, in der es auch Sex mit anderen gibt: getrennt (offene Beziehungen), gemeinsam (Swinger Beziehungen) oder beides (Mischformen aus offener Beziehung und Swinger Beziehung). Andererseits ermöglichen offene und Swinger Beziehungen die Umsetzung zahlreicher weiterer sexueller Orientierungen – nicht aber romantischer Orientierungen, da Romantik mit anderen Personen nur in polyamoren Beziehungen eingeschlossen ist.
Zu ergÀnzen ist, dass Polyamorie mit offenen oder Swinger Beziehungen auch kombiniert auftreten kann. So kann eine polyamore Gruppenbeziehung den einzelnen Beteiligten getrennte sexuelle Kontakte zu weiteren Personen ohne romantische Bindung zugestehen (Kombination mit offener Beziehung) oder es werden gemeinsam sexuelle Kontakten zu weiteren Personen gepflegt.
Komplexe PhÀnomene zwischen Gender und Orientierungen
Es gibt queere Erlebensweisen und Orientierungen, die sich nicht so einfach dem Bereich der sexuellen Orientierung, der romantischen Orientierung oder der geschlechtlichen IdentitÀt zuweisen lassen.
Es handelt sich hier um besonders komplexe innerpsychische Prozesse und daraus resultierende komplexe zwischenmenschliche Konstellationen, die daher auch von AuĂenstehenden nicht ohne weiteres leicht verstanden und nachvollzogen werden können.
Die Schwierigkeit, diese Konstellationen als nicht-betroffene Person nachzuvollziehen, begrĂŒndet jedoch keinen Zweifel an der GĂŒltigkeit der entsprechenden Erlebensweisen.
Beispiele solcher Konstellationen sind die Girlfags und Guydykes, die auch als lesbische MĂ€nner oder schwule Frauen bezeichnet werden.
Girlfags (schwule Frauen)
- Girlfags sind typischerweise Frauen (Cis-Frauen oder Trans-Frauen) oder Personen, die sich nicht-binĂ€r feminin identifizieren (z.B. Demigirl, nicht-binĂ€r weibliche Trans). Girlfags können sich ebenfalls als Cis-Gender fluid identifizieren, sie können aber auch eine Zwischenstellung zwischen Mann und Frau (Intergender) einnehmen. Entscheidendes Definitionsmerkmal ist nun, dass Girlfags bei (weitgehender) Beibehaltung ihrer (auch) weiblichen IdentitĂ€t sich mit schwulen oder bisexuellen MĂ€nnern identifizieren, schwule oder bisexuelle MĂ€nner begehren und mit diesen SexualitĂ€t und/oder Romantik so erleben wollen, dass sie selbst in der Rolle des schwulen oder bisexuellen Mannes sind. Dies kann einhergehen mit einem Interesse an schwulen Sexualpraktiken oder auch an Gruppen- oder polyamoren Konstellationen, in denen sich neben der eigenen Person zwei oder mehr MĂ€nner beteiligen. Girlfags können insofern nur vollstĂ€ndig verstanden werden als komplexe Konstellation, in die die geschlechtliche IdentitĂ€t (Cis-Frau, Cis-Frau fluid, Trans nicht-binĂ€r feminin, Demigirl, Intergender), die sexuelle Orientierung (sexuelles Interesse an schwulen und bisexuellen MĂ€nnern, polypersonale sexuelle Orientierung) sowie die romantische Orientierung (romantisches Interesse an schwulen und bisexuellen MĂ€nnern, polyromantische Interessen) mit hineingehen. Noch komplexer wird dies dadurch, dass die sexuelle und romantische Orientierung als eine Identifikation mit schwulen MĂ€nnern erscheint, allerdings nicht mit ihrem Geschlecht, sondern mit ihrer Rolle und ihrem Empfinden bei weitgehender Beibehaltung der eigenen geschlechtlichen Identifikation. Beschrieben wird aber auch, dass die IdentitĂ€t von Girlfags in eine mĂ€nnliche Transidentifikation temporĂ€r oder permanent ĂŒbergehen kann.
Guydykes (lesbische MĂ€nner)
- Guydykes sind das Spiegelbild von Girlfags, so dass hier auch die gespiegelte Beschreibung verwandt wird. Guydykes sind entsprechend typischerweise MĂ€nner (Cis-MĂ€nner oder Trans-MĂ€nner) oder Personen, die sich nicht-binĂ€r maskulin (z.B. Demiboy, nicht-binĂ€r mĂ€nnlicher Trans).Guydykes können sich ebenfalls als Cis-Gender fluid identifizieren, sie können aber auch eine Zwischenstellung zwischen Mann und Frau (Intergender) einnehmen. Entscheidendes Definitionsmerkmal ist nun, dass Guydykes bei (weitgehender) Beibehaltung ihrer (auch) mĂ€nnlichen IdentitĂ€t sich mit lesbischen oder bisexuellen Frauen identifizieren, lesbische oder bisexuelle Frauen begehren und mit diesen SexualitĂ€t und/oder Romantik so erleben wollen, dass sie selbst in der Rolle der lesbischen Frau oder der bisexuellen Frau Mannes sind. Dies kann einhergehen mit einem Interesse an schwulen Sexualpraktiken oder auch an Gruppen- oder polyamoren Konstellationen, in denen sich neben der eigenen Person zwei oder mehr Frauen beteiligen. Guydykes können insofern nur vollstĂ€ndig verstanden werden als komplexe Konstellation, in die die geschlechtliche IdentitĂ€t (Cis-Mann, Cis-Mann fluid, Trans nicht-binĂ€r maskulin, Demiboy, Intergender), die sexuelle Orientierung (sexuelles Interesse an lesbischen und bisexuellen Frauen, polypersonale sexuelle Orientierung) sowie die romantische Orientierung (romantisches Interesse an lesbischen und bisexuellen Frauen, polyromantische Interessen) mit hineingehen. Noch komplexer wird dies dadurch, dass die sexuelle und romantische Orientierung als eine Identifikation mit lesbischen Frauen erscheint, allerdings nicht (vollstĂ€ndig) mit ihrem Geschlecht als Frau, sondern mit ihrer Rolle und ihrem Empfinden bei weitgehender Beibehaltung der eigenen geschlechtlichen Identifikation. Beschrieben wird auch, dass die IdentitĂ€t von Guydykes in eine weibliche Transidentifikation temporĂ€r oder permanent ĂŒbergehen kann.
Bewertungen von IdentitÀten und Orientierungen
GrundsÀtzlich sind Erlebens- und Gestaltungsmöglichkeiten von SexualitÀt, Gender und Beziehung nicht zu bewerten, sondern als solches zu beschreiben und anzuerkennen. Genau dies ist der Ansatz der queeren Community.
Allerdings gibt es dennoch Problemkonstellationen, die aufgrund ihrer malignen Auswirkungen auf andere nicht Teil der queeren Community sind. Beispiele hierfĂŒr sind Orientierungen, die darauf ausgelegt sind, andere Menschen zu betrĂŒgen, zu schĂ€digen oder das Selbstbestimmungsrecht anderer Menschen zu unterlaufen oder gewaltsam auĂer Kraft zu setzen. Auch Orientierungen, die auf die SchĂ€digung von Tieren ausgerichtet sind, sind hier zu erfassen, sodass auch diese nicht als Teil der queeren Community zu betrachten sind.
Die Voraussetzung fĂŒr eine Akzeptanz und UnterstĂŒtzung der diversen Orientierungen ist also, dass sich die Orientierungen auf Handlungsweisen und Konstellationen zwischen zustimmungsfĂ€higen und zustimmenden Personen beziehen, die so ihr LebensglĂŒck steigern möchten.
Ist dies nicht der Fall, liegen Problemkonstellationen vor, die im Verantwortungsbereich der klinischen und forensischen Psychologie, Psychiatrie und Sexualwissenschaft liegen. Zielstellung entsprechender Interventionen ist es, solche Orientierungen so weit als möglich zu verÀndern, alternative, nicht problembehaftete Orientierungen zu stÀrken, oder mindestens eine andere Menschen oder Tiere schÀdigende Umsetzung solche Orientierungen zu verhindern.
Gleichklang Online-Dating
Passung bei der Partnerwahl von groĂer Bedeutung
In aller Regel werden Menschen potenziell am glĂŒcklichsten in ihren Beziehungen, wenn ihre Beziehungsform auch ihrer romantischen und sexuellen Orientierung entspricht. Ebenso wichtig ist eine KompatibilitĂ€t der Werte. Dies legen wir daher auch bei Gleichklang als Vermittlungsprinzip zugrunde.
In der Regel wird also beispielsweise eine Person mit polyamorer romantischer Orientierung und polypersonaler sexueller Orientierung in einer polyamoren Gruppenbeziehung glĂŒcklicher werden als eine andere Person, die nur auf Wunsch der Partner:in einer polyamoren Gruppenbeziehung als Kompromiss zustimmt.
Genau hieraus ergibt sich die enorme Bedeutung einer passenden Partnerwahl, die die sexuellen und romantischen Beziehungen sowie die Gender-IdentitĂ€ten aller in einer Partnerschaft beteiligten Personen berĂŒcksichtigt.
Je diverser und queerer wir als Menschen sind, desto gröĂer ist die Bedeutung dieser passenden Partnerwahl.
Bei Gleichklang unterstĂŒtzen wir im Rahmen unserer Partnervermittlung und Freundschaftsvermittlung Personen mit allen genannten geschlechtlichen IdentitĂ€ten, sexuellen Orientierungen und romantischen Orientierungen bei ihrer Beziehungssuche.
Wir erfragen die geschlechtliche IdentitÀt, die sexuellen Orientierungen bzw. die gesuchten Merkmale von Partner:innen, sowie auch die Beziehungsmodelle (monogam, offen, Swinger, polyamor).
Die Vorteile dieses Vermittlungsansatzes sind insbesondere die Folgenden:
Konflikte, seelische Schmerzen und Trennungen können vermieden werden, wenn solche Partnersuchenden als Paare zusammen kommen, deren sexuelle und romantische Orientierungen und Beziehungsmodelle miteinander harmonieren.
- Alle Beziehungsmodelle werden anerkannt und ohne Vorurteile oder Diskriminierung gefördert. So können auch Menschen mit polyamoren oder offenen Beziehungsmodellen oder Menschen, die eine Swinger Beziehung suchen, ihre Partnersuche zum Erfolg bringen. Dies ist gleichzeitig fĂŒr die Mehrheit unserer monogam ausgerichteten Mitglieder hilfreich, weil sie Beziehungen mit Menschen beginnen, die zu einer Monogamie auch wirklich bereit sind.
Die BerĂŒcksichtigung all dieser Informationen bei der Partnersuche und Freundschaftssuche fĂŒhrt also zu einer Win-Win-Situation fĂŒr alle.
Die richtige Partnerwahl versuchen wir bei Gleichklang zu unterstĂŒtzen durch unser psychologisches Matching-System, was eine Reihe von Informationen zu sexueller Orientierung, romantischer Orientierung und geschlechtlicher IdentitĂ€t bereits berĂŒcksichtigt.
Jedoch genĂŒgt ein Matching-System nicht in Anbetracht der enormen Vielfalt queerer sexueller und romantischer Orientierungen sowie geschlechtlicher IdentitĂ€ten â einschlieĂlich der damit verbundenen Unklarheit ĂŒber einzelne Begriffe.
Bei Gleichklang kombinieren wir die Vorauswahl durch das Matching durch die Bitte an unsere Mitglieder, die individuellen Besonderheiten ihrer sexuellen und romantischen Orientierungen, sowie ihrer geschlechtlichen IdentitÀten in freien Selbstschilderungen zu ergÀnzen, um so eine passende Selbstauswahl zu ermöglichen.
Im Folgenden wird in jeweils knapper Form geschildert, wie wir bei Gleichklang die Online-Partnersuche unserer Mitglieder unterstĂŒtzen und dabei alle queeren Merkmale von sexueller Orientierung, romantischer Orientierung und geschlechtlicher IdentitĂ€t in die Vermittlung eingehen.
Alle queeren Gruppen bei Gleichklang
Bei Gleichklang ermöglichen wir eine Partnervermittlung auf der Ebene der Homoromantik, Heteroromantik und Skolioromantik, wobei wir aber zusÀtzlich auch Transromantik (romantische Beziehungen mit Transgender) und Intersexromantik (romantische Beziehungen mit intergeschlechtlichen Personen) durch unser Matching-System abdecken.
Alle weiteren romantischen (und sexuellen) Orientierungen auf das nicht-binĂ€re Spektrum werden ĂŒber die Kombination der skolioromantischen Suche mit den freien Selbstschilderungen der betreffenden Personen zu ihrer geschlechtlichen IdentitĂ€t beim Online-Dating auf unserer Plattform möglich.
Die Mitglieder legen ihre eigenen Suchen selbst fest, sodass typischerweise sexuelle und romantische Orientierung kongruent sein werden.
Dating fĂŒr lesbische, schwule und heterosexuelle Personen
SelbstverstĂ€ndlich unterstĂŒtzen wir bei Gleichklang die lesbische, schwule und heterosexuelle Partnersuche und Vernetzung, indem wir diese auf die geschlechtliche IdentitĂ€t ausgerichteten Orientierungen unserer Mitglieder bei der Partnervermittlung aufeinander abstimmen. Suchen die Mitglieder nach Partnerschaft, werden romantische Beziehungen vermittelt. Die Mitglieder können aber ebenso unter Freundschaft suchen, können dabei auch nach Freundschaft mit SexualitĂ€t suchen, ebenfalls ist im Modell âPartnersucheâ die Möglichkeit gegeben, doch eher nur nach erotischen Kontakte zu suchen.
Das Dating fĂŒr lesbische, schwule und heterosexuelle Personen ermöglicht damit vielfĂ€ltige romantische, freundschaftliche und erotische Vernetzungen.
Dating fĂŒr Bisexuelle
Alle im queeren Spektrum verankerten bisexuellen Orientierungen werden durch Gleichklang unterstĂŒtzt. Bei der Partnersuche können die Mitglieder entsprechend zwei Merkmale auswĂ€hlen, die dann beide als Optionen bei der Partnervermittlung zugrunde gelegt werden.
Gleichklang ermöglicht in diesem Sinne eine bisexuelle, nomasexuelle (Frauen und nicht-binÀr) und novomasexuelle (MÀnner und nicht-binÀr) Partnersuche, Freundschaftssuche und Suche nach erotischen Kontakten.
Wenn hierbei die nicht-binĂ€re Suche auf nicht-binĂ€r weiblich oder nicht-binĂ€r-mĂ€nnlich eingeschrĂ€nkt wird, ist bei uns ebenfalls ein effektives Online-Dating in den Ebenen Partnerschaft, Freundschaft und Erotik fĂŒr Gynosexuelle/Femmesexuelle und umgekehrt auch fĂŒr Androsexuelle möglich.
Dating fĂŒr Skoliosexuelle und nicht-binĂ€re Gender
Bei Gleichklang unterstĂŒtzen wir die skoliosexuelle, ceterosexuelle oder enbysexuelle Partnersuche, Freundschaftssuche und Erotiksuche, indem wir allen Mitgliedern ermöglichen, ihre Suche auf nicht-binĂ€re Personen zu beziehen oder auf diese einzuschrĂ€nken. Bei der Partnervermittlung werden dann entsprechend skoliosexuellen Personen nicht-binĂ€re Personen vorgeschlagen.
Erfassung von nicht-binÀrem Gender
Intersexuelle und Transgender
Intergeschlechtlichkeit/Intersex und Transgender werden auf anderen Erfassungsebenen ebenfalls berĂŒcksichtigt und gehen in das Matching ein. Die Erfassung von Transgender und IntersexualitĂ€t erfolgt dabei zusĂ€tzlich zur Erfassung von binĂ€r und nicht-binĂ€r. Dadurch kann das Matching die PartnervorschlĂ€ge und FreundschaftsvorschlĂ€ge bereits deutlich optimieren. Dabei entscheiden aber die betreffenden Transgender oder intergeschlechtlichen Mitglieder selbst, ob sie eine BerĂŒcksichtigung im Matching möchten oder nicht.
Bei Gleichklang können Intersexuelle sich als non-binÀr benennen. Identifizieren sie sich stÀrker mit dem mÀnnlichen oder dem weiblichen Geschlecht, können sie ebenfalls die Optionen non-binÀr weiblich oder non-binÀr mÀnnlich wÀhlen. Genau so können aber auch Intersexuelle einen Zusammenhang ihrer geschlechtlichen Identifikation mit ihren anatomischen Merkmalen oder der Zuweisung bei Geburt verneinen und sich als Mann oder Frau im binÀren Spektrum verordnen. Dieser Fall kann aber auch als Transgender bezeichnet werden, nÀmlich von Intersex zu einem der binÀren Geschlechter.
Transgender-Personen entscheiden ebenfalls selbst, ob sie sich als binÀr oder nicht-binÀr einordnen.
AndrogynitÀt
Androgyne Personen werden sich â sofern eine Dominanz eines Geschlechts vorhanden ist â meistens binĂ€r als Mann oder Frau einordnen und können in ihrer Selbstschilderung ihre AndrogynitĂ€t zum Ausdruck bringen. Androgyne Merkmale sind dabei sowohl bei Frauen als auch bei MĂ€nnern bei der Partnersuche ĂŒbrigens besonders beliebt.
Sofern androgyne Personen aber keine Dominanz eines Geschlechts bei sich feststellen und sich daher auch nicht mit einem Geschlecht identifizieren können, werden sie sich als nicht-binÀr bezeichnen.
Dabei können sie sich auch als nicht binĂ€r mĂ€nnlich, nicht-binĂ€r weiblich oder auch nur als non-binĂ€r bezeichnen. In dem Fall der Einordnung als rein non-binĂ€r werden bei Gleichklang nur VorschlĂ€ge erfolgen, wo die andere Person ebenfalls ein Interesse an einer nicht-binĂ€ren Person dezidiert geĂ€uĂert hat. Im Fall einer Einordnung als nicht-binĂ€r weiblich oder mĂ€nnlich, können ebenfalls VorschlĂ€ge erfolgen, wo die andere Person nach einem Mann oder einer Frau sucht.
Demifrau und Demimann
Typischerweise werden Partnersuchenden bei Gleichklang, die sich als Demifrauen oder DemimÀnner identifizieren, sich als nicht-binÀr weiblich bzw. nicht-binÀr mÀnnlich bezeichnen.
Es steht den entsprechenden Personen aber frei, sich auch als Mann oder Frau zu bezeichnen, wenn die entsprechende Identifikation doch stĂ€rker ĂŒberwiegend ist. Letztlich ist es ein flieĂendes Spektrum mit flieĂenden ĂbergĂ€ngen.
Andere nicht-binÀre Gender
Typischerweise und auch bei Gleichklang werden alle IdentitĂ€ten, die nicht dem binĂ€ren System der Geschlechter entsprechen, als nicht-binĂ€r bezeichnet, da dies momentan fĂŒr den Zweck der Partnersuche und Freundschaftssuche am meisten den Erfolg gewĂ€hrleisten kann.
FĂŒr Agender und Neutrois ist daher bei Gleichklang die Wahl der Kategorie nicht-binĂ€r die fĂŒr ihre Partnersuche und Freundschaftssuche empfohlene Kategorie. Sie werden bei Wahl der nicht-binĂ€ren Partnersuche die am besten geeigneten PartnervorschlĂ€ge erhalten, die nĂ€mlich kein binĂ€res Geschlecht erwarten und die die Identifikation als Agender, geschlechtsneutral oder Neutrois am ehesten nachvollziehen können.
FĂŒr das Online-Dating bei Gleichklang empfehlen wir ebenfalls allen, die dem Libragender angehören, also librafemininen und libramaskulinen Personen, sich als nicht-binĂ€r oder alternativ (bei doch stĂ€rkerer Teilidentifikation als Frau oder Mann) sich als nicht-binĂ€r weiblich bzw. nicht-binĂ€r mĂ€nnlich einzuordnen.
Demigender und Libragender werden sich insofern bei den Ankreuzoptionen fĂŒr ihre Partnersuche nicht immer unterscheiden, können ihre individuellen Besonderheiten aber im freien Text zum Ausdruck bringen.
Anders als die groĂen Mainstream-Partnervermittlungen und Datingseiten besteht damit auch fĂŒr die verschiedenen nicht-binĂ€ren Personen bei Gleichklang ein Raum fĂŒr ihre Partnersuche, Erotiksuche und Freundschaftssuche.
Matching-Algorithmus fĂŒr nicht-binĂ€re Gender
TransidentitÀt und Intergeschlechtlichkeit
Intersexuelle und Transgender Mitglieder von Gleichklang haben die Möglichkeit, bei ihrer Partnersuche oder Freundschaftssuche explizit den Wunsch nach Akzeptanz anzugeben. In diesem Fall erhalten intersexuelle oder Transgender Partnersuchenden bei der Partnervermittlung und Freundschaftsvermittlung ausschlieĂlich solche anderen Personen vorgeschlagen, die angegeben haben, dass sie gerne auch eine Partnerschaft mit einer intersexuellen oder Transgender-Person eingehen möchten.
Unser intersexuellen und Transgender-Mitglieder entscheiden also selbst, ob sie bei der Ableitung der PartnervorschlĂ€ge oder FreundschaftsvorschlĂ€ge eine EinschrĂ€nkung auf Personen wĂŒnschen, bei denen sie a priori von einer hohen Akzeptanz ausgehen können.
Durch diese Akzeptanz-Option können wir bei Gleichklang die Partnersuche und Freundschaftssuche fĂŒr unsere Trans-Mitglieder und intersexuellen Mitglieder erleichtern und die Gefahr von ZurĂŒckweisungen aufgrund ihrer TransidentitĂ€t oder Intergeschlechtlichkeit vermindern.
Demigender und AndrogynitÀt
Im binĂ€r â nicht-binĂ€rem Spektrum sind auch spezifische sexuelle Orientierungen möglich, die sich auf Demigender (Demigirl, Demiboy) oder androgyne MĂ€nner oder Frauen beziehen.
Die Bezeichnungen nicht-binĂ€r weiblich und nicht-binĂ€r mĂ€nnlich wird dabei von uns als Operationalisierung von DemisexualitĂ€t und AndrogynitĂ€t verstanden, wobei wir aber derzeit prĂŒfen, inwiefern wir hier weitere AndrogynitĂ€ts-Konzepte innerhalb des binĂ€ren Spektrums einbeziehen sollten, um dem vollem queeren Spektrum gerecht zu werden.
Aktuell können wir durch das Matching nicht zwischen demigeschlechtlicher IdentitĂ€t und androgyner IdentitĂ€t unterscheiden. Entsprechend kann auch auf der Ebene der sexuellen Orientierungen nicht zwischen androgynsexueller und demigendersexueller PrĂ€ferenz differenziert werden. Wir empfehlen hier auf den freien Text als Selbstschilderung zurĂŒckzugreifen, so dass sich hier im Rahmen der erbrachten VorschlĂ€ge eine Selbstauswahl ergeben kann.
Weitere Gender-PrÀferenzen
Es gibt im nicht-binĂ€ren Spektrum zahlreiche weitere Konstellationen, die fĂŒr die Partnersuche, Freundschaftssuche oder Erotiksuche wichtig sein können, was auch die GenderfluiditĂ€t und Genderflux einschlieĂt.
Es ist nicht möglich, dies alles im Detail abzufragen, auch weil dadurch viel Verwirrung bei denen entstehen wĂŒrde, die die Begriffe nicht oder anders verstehen. Dadurch kĂ€me es zu unzutreffenden Angaben, die die Beziehungssuche aller beeintrĂ€chtigten wĂŒrden. Diese vielfĂ€ltigen Differenzierungen gehen also nicht in das Matching ein.
Auch wenn nicht alle Differenzierungen auf der Ebene des Matching abgebildet werden können, erfolgt bereits eine wichtige Grundausrichtung der Partnersuche oder Freundschaftssuche dadurch, dass nicht-binÀr oder nicht-binÀr weiblich bzw. nicht-binÀr mÀnnliche als gesuchte Gender eingegeben werden. So werden viele VorschlÀge passend sein.
Zentrale Rolle der Selbstschilderungen
Wegen der DiversitĂ€t der nicht-binĂ€ren Gender und weil Begriffe nicht immer klar sind oder nicht allgemein verstanden werden, kommt den freien Selbstschilderungen der Mitglieder fĂŒr ihre Partnersuche und Freundschaftssuche bei Gleichklang ein hohes Gewicht zu.
Wir ermöglichen eine freie Beschreibung der eigenen Gender-IdentitĂ€t und der eigenen sexuellen Orientierung, die dann passenden Personen auf dem Profil angezeigt wird. Dadurch kann ein gutes VerstĂ€ndnis der eigenen Person durch die anderen Suchenden sichergestellt werden und der Prozess der Selbstauswahl wird unterstĂŒtzt.
Wir raten daher dazu, gerade bei nicht-binÀrem Gender und sexuellen Orientierungen, die nicht erfragt werden oder nicht allgemeinverstÀndlich sind, diese nÀher zu beschreiben, um ein wechselseitiges Erkennen zu ermöglichen.
Diese Empfehlung gilt entsprechend auch bei eigenem Gender oder Dating PrÀferenzen in den Bereichen DemimÀnner, Demifrauen, Agender und Neutrois, Libragender (librafeminin, libramaskulin), Two-Spirit, Trigender, Polygender, Pangender, sowie bei den diversen fluiden Möglichkeiten, wie Genderfae, Genderfaun, Genderflor, dem Genderflux, oder auch dem Xenogender.
Alle diese Gender und sexuelle oder romantische PrĂ€ferenzen fĂŒr sie werden nicht direkt durch Ankreuzoptionen erhoben. Genau deshalb kommt der freien Selbstschilderung hier fĂŒr die Partnersuche und Freundschaftssuche ein besonders groĂes Gewicht zu kommt.
Durch die Filterung nach nicht-binÀr, sowie nicht-binÀr weiblich und nicht-binÀr mÀnnlich erbringen wir bei der Partnervermittlung und Freundschaftsvermittlung eine Vorauswahl. Die freien Selbstschilderungen sind nun aber essentiell, um diese zu verfeinern, sodass die passenden Menschen einander begegnen. Gerade im nicht-binÀren Bereich tragen die freien daher entscheidend zum Erfolg der Online-Partnersuche und der Freundschaftssuche bei.
Dating fĂŒr Asexuelle, Gray-Asexuelle und Demisexuelle
Beim Online-Dating bei Gleichklang unterstĂŒtzen wir Asexuelle und Gray-Asexuelle folgendermaĂen:
- Wir erheben AsexualitÀt als sexuelle Orientierung und zeigen diese auf dem Profil an. Wir erfragen das Interesse an einer asexuellen oder platonischen Beziehung. Personen, die nach einer platonischen oder asexuellen Beziehung suchen, können einander bei der Partnervermittlung vorgeschlagen werden.
- Es besteht aber auch die Möglichkeit, anzugeben, dass jemand AUCH nach einer sexfreien Beziehung sucht. Dies können Personen sein, die sich eine Beziehung mit oder Sex vorstellen können, es können auch Gray-Asexuelle sein, die sich fĂŒr ein minimales AusmaĂ an Sex gegebenenfalls interessieren.
- Gleichklang unterstĂŒtzt ebenfalls gezielt Demisexuelle bei ihrer Partnersuche durch die Frage, ob SexualitĂ€t erst dann denkbar ist, wenn bereits eine Liebesbeziehung besteht. Diejenigen, die bereits vorher Wert legen auf SexualitĂ€t, werden demisexuellen Singles nicht vorgeschlagen.
Freundschaftssuche fĂŒr Aromantiker:innen
Aromantiker:innen können bei uns an der Freundschaftsvermittlung teilnehmen. Denn Aromantiker:innen suchen zwar keine Liebesbeziehung, können aber sehr wohl an Freundschaften interessiert sein.
Bei der Freundschaftssuche besteht fĂŒr sexuelle Aromantiker:innen bei Gleichklang die Möglichkeit, auch nach einer Freundschaft mit Erotik zu suchen. Damit unterstĂŒtzen wir auch Aromantiker:innen, soziale Vernetzung aufzubauen und ihre sexuellen BedĂŒrfnisse zu befriedigen. Im Rahmen einer Freundschaft+ ist es ebenfalls möglich, dass fluiden Prozessen Raum gegeben wird und so doch Beziehungen entstehen.
Aromantiker:innen können und sollten sich in ihrer freien Selbstschilderung in ihrem Erleben authentisch beschreiben. Auf diese Weise wird verhindert, dass die falschen Personen zusammenkommen, die unglĂŒcklich miteinander werden.
Pansexuelles und omnisexuelles Dating
Gleichklang bietet ein pansexuelles Dating als dezidierte Suchoption an, die wiederum fĂŒr romantische Beziehungen, Freundschaft und Erotik verwandt werden kann.
Die pansexuelle Suchoption ist identisch mit einer bi+-Suche und entspricht damit gleichzeitig der omnisexuellen Suche, da diese trotz des leichten Motiv-Unterschiedes zu gleichen Ergebnissen fĂŒhrt.
Auch eine Reihe von multisexuellen oder multiromantischen Spezifizierungen sind bei Gleichklang möglich:
- Mitglieder können z.B. nach Frauen, MÀnnern und nicht-binÀren Personen suchen. Sie können aber auch nach Frauen, MÀnnern und Transgender, nach Frauen, MÀnner und Intersex oder nach Transgender, Intersexuellen und Frauen etc. suchen.
- Im Spektrum nicht-binĂ€r, können Mitglieder auf Wunsch zudem nach eher mĂ€nnlichen oder eher weiblichen non-binĂ€ren Personen suchen, wenn sie dies wĂŒnschen.
- Mit den drei Ebenen Partnersuche, Freundschaftssuche und Erotik beinhaltet Gleichklang damit ein umfassendes Online-Dating Angebot auch fĂŒr Personen mit den verschiedensten multisexuellen Orientierungen, wobei Kombinationen möglich sind aus beiden binĂ€ren Geschlechtern mit nicht-binĂ€r sowie Transgender und Intergeschlechtlichkeit.
Gender-FluiditÀt und Dating
Je nach Dominanz einer bestehenden Identifikation werden sich geschlechtsfluide Personen bei der Partnersuche, Freundschaftssuche oder Erotiksuche oder bei Gleichklang (und natĂŒrlich auch anderswo) als nicht-binĂ€r oder binĂ€r einordnen:
- Der typischerweise eher maskuline Mann, der sich gelegentlich als Demiboy erlebt, wird sich binÀr als Mann einordnen, trotz der FluiditÀt.
- Der Demiboy, der gelegentlich als maskuliner Mann erlebt, wird sich vermutlich eher als nicht-binÀr einordnen.
Diese Einordnungen machen auch fĂŒr die Partnervermittlung Sinn, da sie deutlich machen, wie sich eine Person typischerweise verhalten wird. Anderseits kann die binĂ€r und nicht-binĂ€re Einordnung eben die KomplexitĂ€t und IndividualitĂ€t der geschlechtlichen Identifikation nicht ausreichend erfassen.
Wir versuchen dieses Problem auf zwei Art und Weisen bei unserer Dating-Plattform anzugehen:
- Wie bereits dargestellt, ist die bei uns optional vorgesehene freie Selbstschilderung zur eigenen geschlechtlichen IdentitĂ€t umso wertvoller, desto stĂ€rker sich die IdentitĂ€t eines Mitgliedes von der binĂ€ren MehrheitsidentitĂ€t unterscheidet. Durch die Selbstschilderung können die Mitglieder im Profil ihre geschlechtliche IdentitĂ€t ausdrĂŒcken und fĂŒr den Zweck ihrer Partnersuche verstĂ€ndlich machen. Dies gilt auch fĂŒr Personen mit FluiditĂ€t der geschlechtlichen Identifizierung.
Gerade weil die FluiditĂ€t die Grenzen zwischen non-binĂ€r und binĂ€r ĂŒberschreitet oder ĂŒberschreiten kann, handelt es sich letztlich bei binĂ€r und nicht-binĂ€r um pragmatische Einordnungen.
Wir werden auch bei Gleichklang durch den Kontakt zur queeren Community und zu unseren Mitgliedern weiter beobachten und prĂŒfen, ob weitere kategoriale Einordnungen – ĂŒber binĂ€r, nicht-binĂ€r, Transgender und Intersex hinausgehend – fĂŒr die EffektivitĂ€t der Online-Partnervermittlung hilfreich sein können.
Die Erhöhung der Anzahl solcher Ankreuzkategorien beim Online-Dating ist aber immer eine Gradwanderung zwischen einer hilfreichen weiteren Differenzierung und Sichtbarmachung von DiversitÀt und einer Erzeugung von Verwirrung bei den partnersuchenden Mitgliedern.
Es besteht die Gefahr, dass die partnersuchenden Mitglieder die Kategorien nicht oder anders verstehen und so falsche Einstellungen zur eigenen Person und zur Partnersuche machen.
Nimmt dies ĂŒberhand, kann die EinfĂŒhrung weiterer queerer DiversitĂ€ts-Kategorien mit einer erfolgreichen Partnervermittlung interferieren und die Partnersuche letztlich erschweren.
FĂŒr eine erfolgreiche psychologisch fundierte Partnervermittlung, Ero9tikvermittlung und Freundschaftsvermittlung liegt die Lösung also nicht einfach in der EinfĂŒhrung einer groĂen Anzahl an Kategorien. Es geht vielmehr um das Erreichen eines möglichen Optimums im Spannungsfeld der Bereitstellung von möglichst diversen Kategorien und ihrer effektiven Nutzung fĂŒr die Online-Partnersuche.
Selbst wenn die EinfĂŒhrung weiterer Selbstbeschreibungs- und Suchkategorien eine vollstĂ€ndigere ReprĂ€sentanz der queeren Community gewĂ€hrleisten könnte, könnte diese höhere VollstĂ€ndigkeit de facto verloren gehen, wenn die Begriffe nicht oder nicht einheitlich verstanden werden, wenn die Mitglieder ihre Angaben zur eigenen Person und zu ihrer Partnersuche machen.
Momentan ist es unser Eindruck, dass die derzeit verwandten Kategorien (Frau, Mann, nicht-binĂ€r, nicht-binĂ€r weiblich, nicht-binĂ€r mĂ€nnlich, Transgender, intersexuell/intergeschlechtlich) in Kombination mit der Möglichkeit zur freien Selbstschilderung eine effektive Partnersuche sowohl fĂŒr binĂ€re wie fĂŒr nicht-binĂ€re Personen und Personen mit hoher Gender-FluiditĂ€t im gesamten Spektrum möglich machen.
Partnersuche fĂŒr Girlfags und Guydykes
Welches Möglichkeiten bestehen fĂŒr die Partnersuche fĂŒr schwule Frauen und fĂŒr die Partnersuche fĂŒr lesbische MĂ€nner bei Gleichklang?
Dies sind die Optionen:
- Eine Möglichkeit der Suche fĂŒr schwule Frauen (Girlfags) und lesbische MĂ€nner (Guydykes) besteht darin, dass Guydykes und Girlfags nach bisexuellen Frauen oder bisexuellen MĂ€nnern suchen können, die womöglich nicht gĂ€nzlich, aber doch zu einem gröĂeren Anteil der begehrten lesbischen Frau oder dem begehrten schwulen Mann entsprechen.
- Gleichzeitig können diese bisexuellen Personen womöglich mit Girlfags und Girldykes einen Umgang etablieren, wie diese es sich wĂŒnschen, nĂ€mlich als Lesben bzw. als Schwule, da bisexuelle MĂ€nner und bisexuelle Frauen Erfahrungen mit Schwulen und Lesben haben â selbst wenn diese vermutlich meistens oder immer eine mĂ€nnliche bzw. weibliche IdentitĂ€t aufwiesen. Durch die Angabe der bisexuellen Option können Girfags und Guydykes entsprechende Personen bei Gleichklang kennenlernen.
- Es besteht aber bei Gleichklang ebenfalls die Option, dass eigentlich gegengeschlechtlich orientierte Personen ebenfalls eine gleichgeschlechtliche Person als Partner:in zulassen können und umgekehrt. LÀsst ein schwuler Mann auch eine gegengeschlechtliche Suche zu, kann er einer Girlfag (die selbst ja einen Mann sucht) vorgeschlagen werden, ebenso wie eine lesbische Frau einem Guydyke vorgeschlagen werden kann, wenn sie die gegengeschlechtliche Option zulÀsst.
- Zudem können Frauen, die MĂ€nner suchen, und MĂ€nner, die Frauen suchen, eingeben, dass diese gesuchten Frauen oder MĂ€nner gleichgeschlechtlich orientiert sein dĂŒrfen oder sollen. Wird diese Eingabe gemacht, können den Girfags und den Guydykes MĂ€nner bzw. Frauen vorgeschlagen werden, die zwar fĂŒr eine gegengeschlechtliche Suche offen sind, aber sich selbst als schwul oder lesbisch bezeichnen.
Nicht verschwiegen werden soll allerdings, dass diese Angaben Ă€uĂerst selten sind, sodass sehr lange Wartezeiten auf solch einen Vorschlag entstehen werden, der dennoch eines Tages erfolgen kann. Da eine lesbische Frau fĂŒr einen Guydyke und ein schwuler Mann fĂŒr eine Girlfag die ErfĂŒllung ihrer Sehnsucht ist, nehmen einige diese sehr langen Wartezeiten in Kauf mit der Hoffnung, dass eines Tages der Vorschlag erfolgt. Die Online-Partnersuche bei Gleichklang ist bei ausreichender Geduld auch fĂŒr Girlfags und Guydykes eine effektive Möglichkeit ihrer Partnerfindung. WĂ€hrend Guydykes und Girlfags bei nahezu allen Dating-Apps, Partnervermittlung und Singlebörsen auf verlorenem Posten stehen, engagieren wir uns bei Gleichklang dafĂŒr, lesbischen MĂ€nnern und schwulen Frauen die Partnerfindung zu ermöglichen.
Partnersuche bei monopersonalen und polypersonalen sexuellen und romantischen Orientierungen
Bei Gleichklang berĂŒcksichtigen wir auch monopersonale und polypersonale sexuelle und romantische Orientierungen fĂŒr eine möglichst passgenaue Partnersuche:
- Monopersonal sexuell und romantisch orientierte Singles können bei Gleichklang nach einer konsequent-monogamen Zweierbeziehungen suchen.
- Singles, die polypersonal sexuell orientiert, aber monopersonal romantisch orientiert sind, können bei ihrer Partnersuche nach offenen Beziehungen oder Swinger Beziehungen suchen.
- Singles, die polypersonal sexuell und romantisch orientiert sind, können bei Gleichklang nach einer polyamoren Beziehung (Polyamorie) suchen.
- Flexible Singles können die verschiedenen Beziehungsformen suchen und sich je nach Match fĂŒr eine der drei Beziehungs-Modelle entscheiden.
Ergebnis ist eine Win-Win-Situation:
- Wir möchten, dass Beziehungen stabil und glĂŒcklich sind. Das werde sie aber nicht, wenn monopersonal und polypersonal orientierte zusammen kommen. In diesem Fall sind EnttĂ€uschungen aufgrund von Fremdgehen, sexueller und romantischer UnerfĂŒlltheit oder beides vorprogrammiert.
- Indem wir eine ehrliche Erhebung der PrĂ€ferenzen durchfĂŒhren bringen wir diejenigen Menschen zusammen, die gemÀà ihrer Beziehungsmodell wirklich glĂŒcklich miteinander werden können. So verbessert sich die QualitĂ€t aller Beziehungsformen, ob sie monogam, teil,monogam oder polyamor sind.
Dating bei BDSM-Neigung
Bei Gleichklang unterstĂŒtzen im Rahmen unserer Partnervermittlung, Freundschaftsvermittlung und entsprechend auch im Erotik-Bereich unsere Mitglieder mit BDSM-Neigung bei ihrer sozialen Vernetzung.
Dies tun wir, indem wir BDSM-Neigung und RollenprĂ€ferenzen bei allen Mitgliedern erfassen und auf dieser Basis die PartnervorschlĂ€ge oder FreundschaftsvorschlĂ€ge ableiten. Durch die Antwortmöglichkeit âBDSM offenâ, werden ebenfalls Potenziale der sexuellen FluiditĂ€t einbezogen.
Bei BDSM als einziger oder dominanter romantischer Orientierung ist dabei bezĂŒglich der geschlechtlichen Identifikationsmerkmale der pansexuelle Suchbereich empfehlenswert. Bestehen andere gleichstarke oder sogar stĂ€rkere geschlechtsbezogene romantische Ausrichtungen kann die Suche selbstverstĂ€ndlich auch mit diesen kombiniert werden.
Allerdings sehen wir bei Gleichklang eine Kollision der uneingeschrĂ€nkten BefĂŒrwortung von Erscheinungsweisen und Formen des BDSM durch die queere Community mit der Verwendung von GegenstĂ€nden aus Leder durch viele Vertreter:innen der BDSM-Szene. Die ausnahmslose Akzeptanz und WertschĂ€tzung aller queeren Merkmale sollte aus unserer Sicht immer an die WertschĂ€tzung von allen anderen, einschlieĂlich des Lebens der Tiere gebunden sein. Ebenso wie in anderen Bereichen der Gesellschaft (ErnĂ€hrung, Kleidung, Freizeit) ist die Verwendung von TierhĂ€uten fĂŒr sexuelle Praktiken mit einer lebensbejahenden, ethischen Ausrichtung der queer Szene nicht vereinbar.
Positiv ist festzustellen, dass Teile der Queer-Community hier bereits frĂŒh gegensteuerten und vegane BDSM-Produkte in der queeren BDSM-Szene mittlerweile eine wachsende Resonanz finden. Diese Weg sollte aus queer-veganer Sicht konsequent unterstĂŒtzt werden.
Vegansexuelles Dating und Veganromantik
Die vegansexuelle Partnersuche, Freundschaftssuche und Erotiksuche unterstĂŒtzen wir bei Gleichklang seit jeher mit unserer veganen Vermittlungsoption fĂŒr partnersuchende, freundschaftsuchende und auf Erotik suchende Mitglieder.
Dies geschieht, indem wir die Möglichkeit anbieten, die Partnersuche, Freundschaftssuche und Erotiksuche auf andere andere Veganer:innen oder solche, die vegan werden wollen, einzuschrÀnken.
Sapiosexuelles Dating und Sapioromantik
Gleichklang anerkennt die sapiosexuelle Orientierung als eine legitime sexuelle Orientierung und die sapioromantische Orientierung als eine romantische Orientierung.
Wir unterstĂŒtzen unsere sapiosexuellen Mitglieder daher ebenso engagiert bei der Partnersuche, Freundschaftssuche und Erotiksuche wie wir auch unsere nicht-sapiosexuellen Mitglieder.
Bei der sapiosexuellen Partnersuche oder Freundschaftssuche kann es sinnvoll sein, die Suche auf Personen mit hohen Bildungsinteressen oder auch zusÀtzlich mit akademischen Abschluss einzuschrÀnken, da in diesem Fall meistens eine hohe Intelligenz vorliegt.
Bei starker sapiosexueller Orientierung, die geschlechtsbezogene PrĂ€ferenzen ĂŒberwiegt, empfehlen wir sapiosexuellen Mitgliedern eine pansexuelle Ausrichtung ihrer Partnersuche oder Freundschaftssuche.
Weitere sexuell-romantische Orientierungen
Gleichklang unterstĂŒtzt eine Reihe weiterer romantischer Orientierungen, die sich an Werten und Lebensstilen orientieren, wie vegan, ökologisch, minimalistisch, spirituell, meditieren und gesundheitsbewusst.
Wir gleichen hier im Matching die SuchprĂ€ferenzen unserer Mitglieder miteinander ab, um Partnerschaften begrĂŒnden zu können, die eine stabile Basis, positive Gemeinsamkeiten Erleben und eine positive Weiterentwicklung ermöglichen.
ResĂŒmee
Wir sind eine Partnerbörse, Kennenlern-Community und Dating-Plattform, die allen offen gegenĂŒbersteht, die sich tatsĂ€chlich kennenlernen und gemeinsam miteinander Beziehungen beginnen und weiterentwickeln wollen.
Menschen mit allen legitimen sexuellen Orientierungen, geschlechtlichen IdentitÀten und romantischen Orientierungen können bei Gleichklang Partnerschaften, Freundschaften, erotische Beziehungen und andere Vernetzungsmöglichkeiten miteinander aufbauen.