Green Dating bezeichnet eine Form der Partnersuche und Freundschaftssuche, bei der ökologische Verantwortung, Nachhaltigkeit und solidarische Werte im Mittelpunkt stehen. Gleichklang ist Teil der Green-Dating-Bewegung.
Green-Dating in Theorie und Praxis – unser Ansatz bei Gleichklang
Veränderungswille als Ausgangspunkt
Green-Dating (ökologische Partnersuche und Freundschaftssuche) entsteht in einer Welt, in der Umweltzerstörung, Klimakrise, Massentierhaltung und ein Wegsehen gegenüber Leid zur Normalität geworden sind.
In der Mehrheitsgesellschaft wird über Klima, Nachhaltigkeit oder Tierleid gesprochen. Was gesagt wird, sind jedoch letztlich Worthülsen. Änderungen bleiben aus. Die Mehrheit macht mit und bleibt bei ihren Gewohnheiten. Konsum und Bequemlichkeit sorgen dafür, dass der Kurs nicht geändert wird.
Genau daraus entsteht ein konkretes Problem:
- Wer ökologische Verantwortung ernst nimmt, findet im üblichen Online-Dating kaum Menschen, mit denen dieser Lebenskompass kompatibel ist.
Green Dating als Community-Prozess
Green Dating bringt Menschen zusammen, die ökologische Verantwortung und nachhaltige Lebensführung als zentralen Teil ihres Lebens sehen. Es betrifft Partnersuche und Freundschaftssuche, Projekte und Gemeinschaften.
Wer dauerhaft anders leben will als der Mainstream, braucht soziale Nähe zu Menschen, die diese Priorität teilen. Sonst bleibt das eigene Engagement isoliert, wir zermürben uns oder unser Engagement bricht ab. Wir passen uns an und gehen in der Mehrheitsgesellschaft auf, wie die 68er, die heute auf roten Teppichen laufen, in Regierungen sitzen oder die fossilen Industrien beraten.
Generalisierte Empathie und Solidarität
Green Dating umfasst mehr als den engeren Umweltbereich:
- Zum Kern des Grenn Dating gehören Solidarität, ein Eintreten gegen Rassismus und Antisemitismus, Geschlechter- und Gendergerechtigkeit, die Anerkennung der vielfältigen sexuellen Orientierungen, und eine echte Inklusion, die Behinderungen, chronische Erkrankungen, Neurodiversität und besondere Lebenslagen als Teil der Normalität anerkennt.
Die 6 Kerne der Green-Dating-Bewegung
1. Ökologische Verantwortung und Klimaschutz als gemeinsamer Lebenskompass
Green Dating bedeutet, dass Umwelt und Klima bei der Partnerwahl und der Lebensplanung eine zentrale Rolle spielen. Die ökologische Krise ist Gegenwart. Sie formt Entscheidungen und Alltag. Ökologische Verantwortung wird in der Mehrheitsgesellschaft nicht geteilt. Wer Beziehungen aufbauen will, braucht Orte, an denen diese Grundhaltung nicht ständig klein geredet oder entschuldigt werden muss.
Damit verbunden ist die Kritik an ritualisierten Bekenntnissen:
Klimaschutz wird als Sprache gepflegt, während Verhalten und Strukturen das Gegenteil tun oder zum Gegenteil führen. Green Dating ist der Versuch, gegenzusteuern, indem wir Beziehungen bilden, die nachhaltige Werte leben und aktiv in der Gesellschaft vertreten. Das können Partnerschaften, Freundschaften oder Gemeinschaften sein.
2. Nachhaltigkeit im Alltag: Konsumwandel, Minimalismus, Gewohnheitsbruch
Nachhaltigkeit im Alltag bedeutet, dass ein großer Teil des täglichen Konsums überflüssig ist. Es sind konditionierte Bedürfnisse, die über Jahre aufgebaut und gesellschaftlich aufrechterhalten werden.
Wer das ändern will, steht vor einer individuellen Aufgabe und zugleich vor einem sozialen Problem:
- Gewohnheiten werden durch das Umfeld gestützt, auch dann, wenn diese Gewohnheiten der Umwelt schaden oder das eigene Leben belasten.
Beziehungen und Freundschaften prägen unsere Routinen und haben bereits viele in die Arme der Konsumgesellschaft getrieben. In einem passenden sozialen Umfeld kann es aber gelingen, Konsum zu reduzieren und einen einfacheren Lebensstil umzusetzen.
Gewollter Minimalismus, Hyperkonsumverzicht und ein bewusster Umgang mit Ressourcen gehören deshalb zum Kern des Green Datings. Für jede einzelne Konsumentscheidung können wir uns zunächst diese Frage stellen:
- Ist dies unbedingt notwendig für die Aufrechterhaltung unserer Lebensbezüge oder unseres Lebensglück?
Green Dating bedeutet, bei der Partnersuche oder Freundschaftssuche genau solche Menschen zusammenzubringen, die sich diese Frage ernsthaft stellen. Green Dating bringt aber nicht nur Menschen zusammen, die sich diese Frage bereits jetzt stellen, sondern auch Menschen, die sich diese Frage künftig in Partnerschaften, Freundschaften oder Gemeinschaften stellen und nach ihr leben wollen.
Green Dating zielt in diesem Sinne darauf, passende Menschen durch Partnervermittlung oder Freundschaftsvermittlung zusammenzubringen. Darüber hinaus will Green Dating aber auch Menschen für ein nachhaltiges Leben gewinnen.
3. Tierethik und vegane Ernährung
Vegan zu leben ist der Weg zu einer nachhaltigeren Welt, weg von Tierausbeutung, weg von einer normalisierten Grausamkeit, die im Alltag über Fleisch, Milch, Eier und die Industrie dahinter weiterläuft.
Vegan ist ebenfalls Ausdruck sozialer Verantwortung:
- Veganismus verbindet Tierethik mit Ernährungssicherheit und globaler Gerechtigkeit. Wenn Ressourcen knapp werden, wenn Böden, Wasser und Klima kippen, wenn Ernten ausfallen, ist die Frage, wie wir Nahrung produzieren, zentral. Vegan zu leben bedeutet: Tierleid reduzieren, Ressourcen schonen, und die Basisbedingungen stabilisieren, unter denen Menschen überhaupt versorgt werden können.
Vegetarisch ist in der Green-Dating-Bewegung Zwischenstufe oder Übergang:
- Der Fokus liegt auf vegan, weil genau dort die Trennlinie am schärfsten gezogen wird. Raus aus Tierausbeutung. Raus aus der alltäglichen Normalisierung von Tötung und Nutzung für Konsum.
Erneut setzt Green Dating auch auf den verändernden Charakter von Beziehungen:
Es werden bei der Partnervermittlung oder Freundschaftsvermittlung sowie bei der Suche nach Gemeinschaften nicht immer nur Veganer:innen mit Veganer:innen zusammengebracht. Es werden auch vegane, vegetarische oder sogar aktuell noch Fleisch essende Menschen zusammengeführt, die in ihrer Beziehung vegan leben werden.
Eine Partnerschaft oder enge Freundschaft kann der Rahmen sein, in dem der Umstieg auf vegan gelingt und dauerhaft wird.
Allerdings entscheiden die Nutzer:innen von Green-Dating-Plattformen, ob sie diesem Veränderungsprozess von Partner:innen Raum geben wollen:
- Manche setzen hier harte Grenzen (muss bereits vegan sein), weil sie diese Frage als Kern der Wertekompatibilität verstehen und Sorge haben, dass eine Intention, vegan zu werden, sich nicht umsetzen lässt.
4. Entfremdung vom Mainstream der Indifferenz
Indifferenz gegenüber Umweltzerstörung und Tierleid ist gesellschaftliche Normalität. Das erzeugt notwendigerweise auch subjektiv erlebte Entfremdung bei denen, denen die Umwelt am Herzen liegt.
In diesem Kontext ist eine „neutrale“ Plattform unmöglich:
- Wer neutral ist, stabilisiert die Umweltzerstörung. Neutralität bedeutet nämlich dann, wenn Unrecht vorliegt, dass alles gleichgültig behandelt und ein „Weiter so“ praktisch stabilisiert wird. Neutralität in der Umweltkrise ist das, was diejenigen wollen und fördern, die auch noch den letzten Rest der natürlichen Ressourcen unseres Planeten kurzfristigem Gewinnstreben opfern wollen.
Wer die Umweltkrise erkennt und sich gegen sie stemmt, kann nicht umhin, eine Distanz zur Mehrheitsgesellschaft zu empfinden.
Soziale Bindungen sind aber zentral für unser seelisches Gleichgewicht wie auch für unsere Handlungsfähigkeit:
Green Dating versucht daher, umweltbewusste Menschen aus der Vereinzelung herauszuholen und miteinander zu verbinden, um ihr seelisches Wohlbefinden zu stabilisieren und gleichzeitig ihre Handlungsfähigkeit zu maximieren.
5. Politisch-gesellschaftliche Dimension: globale Gerechtigkeit, Aktivismus und Systemkritik
Die Klimakrise ist eine Gerechtigkeitsfrage:
- Arme Länder sind stärker betroffen, während reiche Länder überproportional Ressourcen verbrauchen.
Daraus folgt die politische Dimension:
- Es geht um private Konsumentscheidungen ebenso wie um politische und wirtschaftliche Strukturen, um fossile Expansion, um verfehlte Ziele und um Greenwashing.
In diese Linie gehört Klimaprotest. Fridays for Future oder die „Letzte Generation“ sind Beispiele einer Bewegung, die Klimaschutz als Frage der Gerechtigkeit öffentlich macht.
Ebenso wird bei der großen Mehrheit der Aktivist:innen deutlich, dass Klimaschutz, Menschenrechte, Tierrechte und Solidarität zusammengehören.
Die gesellschaftliche Feindseligkeit gegenüber Klimabewegungen, staatliche Reaktionen, Kriminalisierung und harte Urteile zeigen, dass die Bereitschaft in der Mehrheitsgesellschaft fehlt, Ursachen wirklich anzugehen.
Klimaflucht gehört ebenfalls dazu:
- Abschottung, Lager, Grenzpolitik, und der Versuch, die Folgen der eigenen Lebensweise von sich fernzuhalten.
Die Green-Dating-Bewegung vereint diese Menschen in den privaten Prozessen der Partnersuche, Freundschaftsbildung und Gemeinschaftsbildung. Dabei setzt sie auf einen privaten Rahmen, der jedoch öffentlich wird und damit auch politisch ist.
6. Ökologie als Beziehungsmerkmal
Wer sich gegen eine destruktive Normalität stellt, braucht Beziehungen, die das tragen. Green Dating umfasst daher alle Prozesse und Stufen zwischenmenschlicher Beziehungen, von romantischen Beziehungen bis zu Freundschaften, Projekten und Gemeinschaften.
Innerpsychisch werden dabei Prozesse der Fürsorge, Bindungsbereitschaft und langfristigen Orientierung als Nachhaltigkeit aktiviert. Dazu gehört auch Kritik und Ersetzung von Dating-Mustern im Raum, die Kurzfristigkeit, Rollenstereotype und Rücksichtslosigkeit fördern. Es geht um Mechanismen, die Bindungsfähigkeit, Beziehungskultur und ökologische Verantwortungsbereitschaft beeinflussen.
Beziehungen können Sinn geben, Handlungsfähigkeit erhalten und verhindern, dass ökologische Orientierung in Rückzug oder Resignation endet. Solche Sinnstrukturen erhöhen gleichzeitig Lebenszufriedenheit und Beziehungszufriedenheit. Gemeinsam gelingt es uns, in Konsistenz mit unseren Werten zu handeln.
Korrelierte Bereiche des Green-Dating
Anti-Diskriminierung und emanzipatorische Grundhaltungen
Green Dating ist mit emanzipatorischen Haltungen verbunden. Dazu gehören die klare Ablehnung von Rassismus und Antisemitismus, der Einsatz für Geflüchtete, die Unterstützung von LGBTQ-Rechten und ein konsequentes Nein zu rechtsradikalen Positionen. In diesem Zusammenhang steht auch die durch rechte Kreise geführte Diskussion, ob Nachhaltigkeit in Wirklichkeit „Selbstgerechtigkeit“ sei – Sahra Wagenknecht vertritt diese Selbstgerechtigkeits-These. Die empirisch belegbare Gegenposition lautet jedoch, dass ein „Weiter so“ die sozial Schwächeren am härtesten trifft. Die Abwehr individueller Verantwortung („Die Regierungen sollen etwas tun“) entlastet psychologisch, lähmt aber tatsächliche gesellschaftliche Veränderung. Konsum und Produktion gehören zusammen, sie lassen sich nicht gegeneinander ausspielen. Es muss auf allen Ebenen angesetzt werden.
Inklusion und Diversität
Inklusion ist zentral. Sie ist Grundprinzip einer Community, die Menschen nicht zur Anpassung an eine Gesellschaft zwingt, die dabei ist, unseren ganzen Planeten in Brand zu stecken. Vielfalt umfasst sexuelle Orientierungen, geschlechtliche Identitäten und Gender, unterschiedliche Behinderungen, chronische Erkrankungen, psychische Belastungen, Neurodiversität, Hochsensibilität, besondere familiäre Situationen, prekäre finanzielle Lagen und fehlende Beziehungserfahrungen. Alternative Beziehungs- und Lebensmodelle gehören ebenso dazu: Monogamie, offene Beziehungen, Polyamorie oder platonische Lebensgemeinschaften.
Solidarische statt neoliberale Selbstoptimierung
Ein weiterer korrelierter Bereich ist die Kritik an neoliberaler Selbstoptimierung, Hyperkonsum und Konkurrenzlogik. Dem stellt die Green-Dating-Bewegung ein anderes Verständnis von Entwicklung gegenüber. Eine materialistische und konsumorientierte Lebensweise belastet nicht nur uns alle, sondern auch unsere Beziehungen. Fürsorge soll generalisiert werden. In unseren Beziehungen gelingt es uns immer mehr, nachhaltig und solidarisch zu handeln.
Unterschiede in der Green Dating Community
Spiritualität und Religion
Mit Green Dating sind oftmals spirituelle Überzeugungen verbunden, die den Bezug des Menschen zur Natur oder zur Tierwelt als spirituell-emotionalen Prozess fokussieren. Genauso gibt es jedoch atheistische Gegenpositionen innerhalb derjenigen, die ihre Partnersuche und Freundschaftssuche innerhalb von Green-Dating-Plattformen zum Erfolg führen möchten. Bei der Partnervermittlung, der Matchlogik oder der Selbstauswahl ist es möglich, diese Positionen zu berücksichtigen und entsprechend passende oder kompatible Konstellationen zu ermöglichen.
Innerhalb der Green-Dating-Bewegung besteht weitgehende Einigkeit darüber, dass auch hier Vielfalt legitim ist. Grenzen liegen dort, wo homophobe, frauenfeindliche, transphobe oder andere ausgrenzende Positionen mit einer inklusiven und solidarischen Grundhaltung unvereinbar werden.
Meditation, Yoga, Kontemplation
Es gibt statistisch eine enge Affinität der Mitglieder von Green-Dating-Plattformen zu Meditation, Yoga oder anderen Formen der Selbsterfahrung. Eingebettet ist diese Affinität oft, aber nicht immer, in spirituelle Grundüberzeugungen und den Wunsch nach einer über das unmittelbar Erfahrbare hinausgehenden Selbsterfahrung und Selbsterweiterung.
Erneut gilt hier jedoch, dass in der Green-Dating-Bewegung keine Einigkeit bezüglich solcher Praktiken herrscht, sondern Zustimmung, Ablehnung und fehlendes Interesse zwanglos nebeneinander bestehen können. Erneut setzt hier eine Partnervermittlung, Freundschaftsvermittlung oder eine eigene Suche gegebenenfalls an, um passende Menschen miteinander zu verbinden.
Naturverbundenheit und Liebe zur Natur
Naturverbundenheit wird hier nicht nur als eine Überzeugung (wir müssen die Umwelt erhalten), sondern als Gefühl, als echte Liebe zur Natur und somit als emotionale Struktur verstanden. Eine solche Liebe zur Natur oder das Gefühl einer Verbundenheit mit ihr können zu Motiven für Engagement und Handlungsbereitschaft werden.
Wiederum ist hier die Green-Dating-Bewegung vielgestaltig, und neben einem solchen emotionalen Bezug gibt es ebenso Stimmen, die rein rational argumentieren und Green Dating nicht an einen emotionalen Bezug zur Natur koppeln möchten.
Kritik an Dating-Apps: die prekäre Logik des modernen Online-Dating
Es braucht einen Blick auf die Struktur der modernen Dating-Systeme und Dating-Apps. In diesem Online-Dating dominiert eine Marktlogik, deren Wirksamkeit wir ebenso bei der Zerstörung von Klima und Umwelt sehen. Diese Marktlogik dehnt sich im Dating-Bereich dabei auf unsere Beziehungen aus.
Ein zentrales Muster ist die Verdrängung anderer Kennenlernorte. Dating spielt sich immer stärker in Apps ab. Gleichzeitig werden andere Räume praktisch entwertet: Freundeskreise, „dritte Orte“ wie Cafés, Vereine, Arbeitsplätze, Religionsgemeinschaften, soziale Milieus. Man rechnet nicht mehr damit, Menschen außerhalb von Apps kennenzulernen. Womit man nicht rechnet, dafür ist man nicht bereit. Damit entsteht Alternativlosigkeit. Die Apps sind nicht „eine Möglichkeit“, sie werden zum Standardraum. Dieser Standardraum bestimmt, wie Begehren, Erwartungen und Selbstbild organisiert werden.
Dazu kommt der Algorithmus als undurchschaubare Instanz. Nutzer:innen wissen nicht, wie er funktioniert, erleben aber, dass er bewertet, sortiert und entscheidet. Das führt zu Kontrollversuchen. Nutzer:innen rechnen damit, am Anfang absichtlich „hochgezogen“ zu werden. Der Satz „Ich hatte sofort diesen Dopamin-Kick.“ bringt genau diese Dynamik auf den Punkt. Wer Manipulation erwartet, baut Gegenstrategien. Damit rückt der Algorithmus ins Zentrum des inneren Erlebens.
In dieser Struktur kippt Dating in eine Spiel-Logik. Belohnung und Bestrafung wechseln schnell. Match, Ego-Boost, Stille, Ghosting, Demütigung, nächste Runde. „Es fühlt sich wie ein Spiel an“ beschreibt, was passiert, wenn Bindung durch kurze Reize ersetzt wird. Die Folge ist Austauschbarkeit. Menschen werden wegwischbar, und Menschen erleben sich selbst als wegwischbar.
Mit dieser Gamifizierung verschiebt sich auch das Selbstverhältnis. Online-Dating wird zur Selbstbestätigung genutzt, aber diese Bestätigung ist instabil. Heute „Marktwert“, morgen Entwertung. Ein Teil der Anpassung besteht darin, weniger zu fühlen. „Wenn du kälter bist, schützt du dich.“ ist eine nüchterne Überlebensstrategie in einem System, das sonst ständig schmerzt.
Ein weiterer Strang beschreibt eine prekäre Realität digital vermittelter Beziehungen: Kontakte fühlen sich real an und sind emotional wirksam, bleiben aber strukturell jederzeit abbrechbar. Daraus entsteht ein prekäres Begehren. Begehren richtet sich nicht stabil auf eine Person, es wandert zwischen Bildern, Möglichkeiten, Versprechen und Aufmerksamkeit. Ghosting, Catfishing und Körperkommodifizierung werden zu typischen Formen dieser Prekarität. Abrupter Abbruch ohne Erklärung. Begehren auf Konstruktionen. Der eigene Körper als Marktobjekt.
Diese Logik ist das Gegenteil von Nachhaltigkeit und Authentizität. Sie erzeugt kurzfristige Reize, Vergleichsdruck, Mehrgleisigkeit und die permanente Option, auszusteigen, statt Konflikte zu bearbeiten.
In einer solchen Struktur ist „in guten und schlechten Zeiten zusammenbleiben“ eine Zumutung. In schlechten Zeiten ist die App der einfache Griff.
Green Dating geht andere Wege:
- Sich früh real begegnen. Verbindlichkeit vereinbaren. Den Fokus auf eine Person legen. Mehrgleisigkeit aktiv begrenzen. Kennenlernen außerhalb formalisierter Dating-Systeme wieder ernst nehmen. Plattformen machen ihre Algorithmen transparent. Das Kennenlernen richtet sich nach solidarischen Werten aus, die als Lebensprojekte gemeinsam angegangen werden sollen.
Gleichklang als Teil der Green-Dating-Bewegung
Ökologische Ausrichtung, Veganismus, Beziehung als ökologische Alltagspraxis
Gleichklang ist Teil der Green-Dating-Bewegung. Ökologische Verantwortung, soziale Gerechtigkeit, Inklusion und Mitgefühl sind für unsere Plattform handlungsleitend. Wer ökologische und emanzipatorische Werte ernst nimmt, findet im üblichen Online-Dating kaum kompatible Kontakte.
Gleichklang bemüht sich, die vegane Sichtbarkeit zu erhöhen, die zentraler Kern des Weges zu einer nachhaltigen und auf Mitgefühl beruhenden Welt ist. Dabei sehen wir Freundschaft, Partnersuche und Projekte gleichzeitig als Anreiz und Rahmen, in dem Umstellungen gelingen können und dies auch tatsächlich tun. Durch unsere Selbstbeschreibungsoption „möchte gerne vegan werden“ erfassen wir Einstellungen und aktivieren dadurch gleichzeitig die Motivation, diese umzusetzen, vorher oder spätestens in neu gefundenen Beziehungen.
Solidarität, Emanzipation, Inklusion als Communitystruktur
Gleichklang unterstützt die unauflösbare Einheit von Green Dating unter einem emanzipatorischen Dach. Dazu gehören ökologische Orientierung, Tierschutz und Tierethik sowie Positionen gegen Rassismus, Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit, Homophobie und Transfeindlichkeit. Rechtspopulistische und rechtsradikale Positionen werden als unvereinbar mit der Communityausrichtung markiert. Die Idee der „Neutralität“ wird zurückgewiesen, weil sie in der Praxis bedeutet, dass Menschenverachtung, Umweltindifferenz und Ausgrenzung mitgetragen werden.
Vielfalt bauen wir überall in unsere Communitylogik ein.
Zur Communitystruktur gehört außerdem ein solidarisches Finanzierungsmodell: Leistungen werden als kollektive Leistungen verstanden. Es gibt einen festen Beitrag, und Ermäßigungen werden für Menschen in finanzieller Not so weit vorangetrieben, dass bei niemandem die Teilnahme am Geldbeutel scheitert.
Wie umgehen mit Religion, Spiritualität und Selbsterfahrung?
Religiöse, spirituelle, atheistische und agnostische Orientierungen sind integrierbar, und Mitglieder entscheiden, ob diese Dimension in der Partnervermittlung oder Freundschaftsvermittlung berücksichtigt wird. Wir berücksichtigen Meditation oder Yoga als Selbsterfahrungs- und Entwicklungspraktiken, wenn dies für die Mitglieder wichtig ist. Menschen sollen sich finden können, die daraus im Alltag etwas Gemeinsames aufbauen.
Green Dating als Gegenmodell im Datingalltag
Wir haben bei Gleichklang keinerlei kurzfristige Belohnungen eingebaut und verzichten auf alle Monetarisierungs- und Manipulationspraktiken der Dating-Apps. Menschen sollen sich bei Gleichklang finden können, die ökologische Verantwortung und eine solidarische Grundhaltung im Alltag gemeinsam leben und damit zu Umwelt- und Klimaschutz, Menschenrechten, Tierschutz und Tierrechten, Gerechtigkeit, Inklusion und Mitmenschlichkeit beitragen.
Gleichklang als psychologische Dating-Plattform
Über den Bereich des Green Dating hinaus glauben wir, dass die Psychologie und ihre Erkenntnisse über menschliches Erleben und Verhalten eine zentrale Rolle für eine unterstützende Partnersuche und Freundschaftssuche spielen. Was die Psychologie von Partnersuche und Beziehungen uns sagt und wie Gleichklang darauf basiert, ist in diesem ausführlichen Text dargelegt.